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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 41.1900 (Nr. 484-496)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20910#0156
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Meggendorfers Hurnoristische Blätter.

^8

Nüller stand da wie ein
Feldherr und verharrte in
eisiger Ruhe, trotzdem wir
ihm zuredeten, er möge doch
ja zum Lhef gehen. Er hatte
nur ein initleidiges Achsel-
zucken für uns und sagtei
„Laßt mir man machen,

«inderl"

plötzlich brach der schrille
Glockenton ab.

„Nu kommt er selbst, jetzt
Rinder macht euch dünne,"
sagte Niüller.

Wir drückten uns schleu-
nigst in die Loulissen und
harrten ateinlos der Dinge,
die da kominen sollten.

DieeiserneBühnenthüre
wird aufgerissen, und mit
zornbebenden Lippen stand
unser Alter vor seinem Thea-
termeister.

Und nun entspann sich
folgender ergötzliche Dialog!

„Na, wat is denn mal
wieder los, hjerr Direktor?"

„Schurke-Schurke

— — ich klingle mir die
Seele aus dem Leibe und
Sie kommen nichtl"

„kjaben Sie jeklingelt,

Ljerr Direktor? Ick habe
nischt jehört."

„Menschl!-"

„Nee, nee, kjerr Direk-
tor I Et hat nich jcklingelt I"

„kjerrrrl Sie lügen in-
fam I"

„Nee, kjerr Direktor, ick
lüge niel Aber et hat nich
jeklingelt. Pasfen Sie uff,
kjerr Direktor, die Leitung
is jestört."

Süß wurde schon ruhiger.

„Na, das werden wirein-
mal sehen," sagte er knurrend.

„Bitte, lherr Direktor,
blciben Sie mal hier bei die
Alingel, nu werde i ck mal ins
Bureau jehen und klingeln."

„Gut, Miiller; aber wenn
Sie mich belogen habenl"

Müller ging also in das
Bureau und Süß blieb bei
der Alingel, die keinen Ton
von sich gab, denn Müller —
die Tanaille — driickte ein-
fach nicht auf den Anopf.

Nach einer Weile kam Müller wieder auf die Bühne und
sagte mit unvergleichlicher Gebärde: „Na, kjerr Direktor, hat
et jeklingelt?"

vem biedern Süß blieb nichts weiter übrig, als beschämt

Neugierig.

Sag Mama, wieviel Gardinenxredigten hält man dem Mann in der ersten Zeit?"

in sein Allerheiligstes zurückzukriechen. Und Müller stand trium
phierend da, kniff die listigen Augen halb zu und sagte zu uns:
„Seht, Kinder, so müßt ihr ihn behandeln. Der verrückte Knappe
will et nich besferl"
 
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