Herr von Silberstein, ein zwanzigfacher Millionär, gibt
eine seiner berühmten, pompösen Soireen, bei welcher Gelegen-
heit sein Freund Goldberg um die Lrlaubnis bittet, ihm einige
neue Bekannte vorstellen zu dürfen.
„Is mer rechtl" sagte bserr Silberstein, worauf bserr Gold-
berg die mitgebrachten bserren der Reihe nach vorstellt:
„kserr Maier — sieben Millionen, kserr Lsuber — drej
Millionen, kserr Miiller — zwei Millionen und kserr Schmidt
— eine Million."
„Nu und dahintenstehtja noch einer," sagt lherr vonSilberstein-
„Soll ich dir den aach vorstellen?" fragt kserr Goldberg,
„'s is nor ä berühmter Professorl"
Tll PLSSLNt.
kitör.
„Ich schwärme für ihn," log der Amtsrichter, der den
Namen dieses Likörs zum erstenmal hörte. Und um es zu
beweisen, trank er zwei Gläschen hintereinander, während Ll-
friede sich mit einem halben begnügte.
Als Iunggeselle hatte der Amtsrichter sich gewöhnt, nach
Tisch ein wenig zu schlummern. Das kam ihm jetzt „schlaxp"
vor, und er wollte es sich wieder abgewöhnen, zumal Llfriede
die Gewohnheit mitgebracht hatte, nach Tisch ein wenig zu
musizieren. Sie sang und Roderich mußte sie begleiten.
Mitten in einem gefühlvollen Liede brach sie xlötzlich ab.
„kjimmel, der Schweinebratenl" rief sie aus. „Du mußt
nämlich wisfen, daß unsere kfermine die Bekanntschaft eines
Stabstrompeters gemacht hat. Als ich gestern Abend in die
Küche trat, brach sie gerade eine Unterredung ab, die sie am
kjoffenster mit ihm führte. Ich will doch rasch den Schweine-
braten einschließen gehen, bin aber gleich wieder da."
Als Llfriede fort war, dachte Amtsrichter Holle bei sich:
„Der Schweinebraten war wirklich zu fett. Ls ist nur ein
Glück, daß Llfriedens Mutter uns eine ,perfekte' Aöchin mit-
gab, sonst wäre er wahrscheinlich verbrannt oder gar nicht zu
genießen gewesen. Nun, das wird sich alles sinden. Dafür
habe ich eben ein reizendes Weibchen. N)enn ich nur nicht so
schläfrig wärel Ich weiß nicht, ist es davon, daß mir so schwum-
merig zu Mute ist, — nein, es ist das Fett, — ein guter Ge-
danke, ich werde noch ein Gläschen von dem etwas süßlichen
Likör genehmigen, — immerhin erinnert er an einen ehrlichen
Schnaxs."
Lr ging also zum Büffett, in welches Llfriede die Karaffe
wieder zurückgestellt hatte, ergriff sie und — beinahe hätte er
sie vor Schreck fallen lassen, — sie war halb geleert.
„Mindestens ein halbes Liter fehlt," murmelte er; „sollte
Llfriede wirklich eine so ungeheuerliche vorliebe für — Ani-
sette haben?"
Ietzt vernahm er die Schritte der jungen Frau. kjastig
goß er sich ein Gläschen ein und stürzte es hinunter. Lr wollte
Llfriede nicht merken lassen, daß er die Likörflasche revidiert hatte.
Iedenfalls bemerkte sie beim Lintreten, daß Roderich eiligst
die Büffettthüre schloß.
„Nun, kommst du endlich, — ich wollte nur-, nicht
wahr, wir musizieren jetzt weiter?" fragte er verwirrt.
„Ia, geh' nur, ich komme sofort."
„Ietzt geht sie wieder über die Schnapsflasche," dachte der
unglückliche Amtsrichter, als er am Flügel im Nebenzimmer saß.
„Weshalb mag er nur so verlegen gewesen sein?" dachte
Llfriede, „was hatte er am Büffett zu schaffen?"
Sie öffnete dieses Möbel und prallte entsetzt zurück.
„Lr trinkt," flüsterte sie mit tonloser Stimme, „er hat mehr
als die halbe Karaffe geleert-, in welchem Zustande werde
ich ihn finden? — Aber ich will mir nichts merken lassen."
Um seiner Schläfrigkeit kserr zu werden, hatte Roderich
einen munteren walzer zu sxielen begonnen.
„Bravol" rief Llfriede mit erheuchelter Lustigkeit. „Jetzt
will ich tanzen."
„Ls ist richtig," dachte Roderich, als er sie umherwirbeln
sah; „sie gehört zu denen, die singen und tanzen, wenn sie —
— berauscht sind."
Mit einem jähen Mißklang brach er ab und erhob sich. Er
wußte nicht mehr, war er schläfrig oder lebensmüde? Ieden-
falls stolperte er über den Texpich.
„Lr taumelt schon," dachte Llfriede.
„Setze dich mir gegenüber, liebes Aind," sagte er laut, „ich
habe mit dir zu sprechen."
„Auch ich wollte dich eben bitten —" stammelte sie errötend.
„wirklich? Du hast mir also etwas zu gestehen —?"
„Ia, Roderich, ich — ich-, nicht wahr, warum sollen
wir vor einander verstecken sxielen, wir wissen jetzt, woran
wir sind."
„Allerdings," bestätigte er, tief Atem holend.
„Aber das läßt sich doch noch ändern. Mein vater ist
Arzt —"
„Lr weiß also auch — ?"
„wie sollte er? Ich selbst weiß es ja erst seit heute."
„Also ist diese ungliickselige Leidenschaft erst heute zum
Ausbruch gekommenl" murmelte er und fügte laut hinzu:
„Ls waren aber doch wohl früher Ansätze vorhanden,
Llfriede?"
eine seiner berühmten, pompösen Soireen, bei welcher Gelegen-
heit sein Freund Goldberg um die Lrlaubnis bittet, ihm einige
neue Bekannte vorstellen zu dürfen.
„Is mer rechtl" sagte bserr Silberstein, worauf bserr Gold-
berg die mitgebrachten bserren der Reihe nach vorstellt:
„kserr Maier — sieben Millionen, kserr Lsuber — drej
Millionen, kserr Miiller — zwei Millionen und kserr Schmidt
— eine Million."
„Nu und dahintenstehtja noch einer," sagt lherr vonSilberstein-
„Soll ich dir den aach vorstellen?" fragt kserr Goldberg,
„'s is nor ä berühmter Professorl"
Tll PLSSLNt.
kitör.
„Ich schwärme für ihn," log der Amtsrichter, der den
Namen dieses Likörs zum erstenmal hörte. Und um es zu
beweisen, trank er zwei Gläschen hintereinander, während Ll-
friede sich mit einem halben begnügte.
Als Iunggeselle hatte der Amtsrichter sich gewöhnt, nach
Tisch ein wenig zu schlummern. Das kam ihm jetzt „schlaxp"
vor, und er wollte es sich wieder abgewöhnen, zumal Llfriede
die Gewohnheit mitgebracht hatte, nach Tisch ein wenig zu
musizieren. Sie sang und Roderich mußte sie begleiten.
Mitten in einem gefühlvollen Liede brach sie xlötzlich ab.
„kjimmel, der Schweinebratenl" rief sie aus. „Du mußt
nämlich wisfen, daß unsere kfermine die Bekanntschaft eines
Stabstrompeters gemacht hat. Als ich gestern Abend in die
Küche trat, brach sie gerade eine Unterredung ab, die sie am
kjoffenster mit ihm führte. Ich will doch rasch den Schweine-
braten einschließen gehen, bin aber gleich wieder da."
Als Llfriede fort war, dachte Amtsrichter Holle bei sich:
„Der Schweinebraten war wirklich zu fett. Ls ist nur ein
Glück, daß Llfriedens Mutter uns eine ,perfekte' Aöchin mit-
gab, sonst wäre er wahrscheinlich verbrannt oder gar nicht zu
genießen gewesen. Nun, das wird sich alles sinden. Dafür
habe ich eben ein reizendes Weibchen. N)enn ich nur nicht so
schläfrig wärel Ich weiß nicht, ist es davon, daß mir so schwum-
merig zu Mute ist, — nein, es ist das Fett, — ein guter Ge-
danke, ich werde noch ein Gläschen von dem etwas süßlichen
Likör genehmigen, — immerhin erinnert er an einen ehrlichen
Schnaxs."
Lr ging also zum Büffett, in welches Llfriede die Karaffe
wieder zurückgestellt hatte, ergriff sie und — beinahe hätte er
sie vor Schreck fallen lassen, — sie war halb geleert.
„Mindestens ein halbes Liter fehlt," murmelte er; „sollte
Llfriede wirklich eine so ungeheuerliche vorliebe für — Ani-
sette haben?"
Ietzt vernahm er die Schritte der jungen Frau. kjastig
goß er sich ein Gläschen ein und stürzte es hinunter. Lr wollte
Llfriede nicht merken lassen, daß er die Likörflasche revidiert hatte.
Iedenfalls bemerkte sie beim Lintreten, daß Roderich eiligst
die Büffettthüre schloß.
„Nun, kommst du endlich, — ich wollte nur-, nicht
wahr, wir musizieren jetzt weiter?" fragte er verwirrt.
„Ia, geh' nur, ich komme sofort."
„Ietzt geht sie wieder über die Schnapsflasche," dachte der
unglückliche Amtsrichter, als er am Flügel im Nebenzimmer saß.
„Weshalb mag er nur so verlegen gewesen sein?" dachte
Llfriede, „was hatte er am Büffett zu schaffen?"
Sie öffnete dieses Möbel und prallte entsetzt zurück.
„Lr trinkt," flüsterte sie mit tonloser Stimme, „er hat mehr
als die halbe Karaffe geleert-, in welchem Zustande werde
ich ihn finden? — Aber ich will mir nichts merken lassen."
Um seiner Schläfrigkeit kserr zu werden, hatte Roderich
einen munteren walzer zu sxielen begonnen.
„Bravol" rief Llfriede mit erheuchelter Lustigkeit. „Jetzt
will ich tanzen."
„Ls ist richtig," dachte Roderich, als er sie umherwirbeln
sah; „sie gehört zu denen, die singen und tanzen, wenn sie —
— berauscht sind."
Mit einem jähen Mißklang brach er ab und erhob sich. Er
wußte nicht mehr, war er schläfrig oder lebensmüde? Ieden-
falls stolperte er über den Texpich.
„Lr taumelt schon," dachte Llfriede.
„Setze dich mir gegenüber, liebes Aind," sagte er laut, „ich
habe mit dir zu sprechen."
„Auch ich wollte dich eben bitten —" stammelte sie errötend.
„wirklich? Du hast mir also etwas zu gestehen —?"
„Ia, Roderich, ich — ich-, nicht wahr, warum sollen
wir vor einander verstecken sxielen, wir wissen jetzt, woran
wir sind."
„Allerdings," bestätigte er, tief Atem holend.
„Aber das läßt sich doch noch ändern. Mein vater ist
Arzt —"
„Lr weiß also auch — ?"
„wie sollte er? Ich selbst weiß es ja erst seit heute."
„Also ist diese ungliickselige Leidenschaft erst heute zum
Ausbruch gekommenl" murmelte er und fügte laut hinzu:
„Ls waren aber doch wohl früher Ansätze vorhanden,
Llfriede?"