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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 44.1901 (Nr. 523-535)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16554#0018
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M

UW






5

6

Vierölattktee.

«E^enn Tau die wiesen feuchtet,

Und ein Uierblattklee drin leuchtet,

N)ird nach mancherlei Versionen
Sich das Pflücken gar nicht lohnen.

Denn es heißt: das Blatt beglücket
Niemals den, der selbst es pflücket.
wieder andre Menschen denken:

Darf ich denn — mein Glück verschenken?

Sie behalten und bewahren
vierblattklee oft noch nach Iahren.

Als mich meine Lnkel baten,

Ihnen diesfalls gut zu raten,

War mir's xlötzlich klar und helle,

Und ich, alter Mann, sprach schnelle:

Rönnt' ich selbst am Felde gehen,

Rönnt' ich selbst den Alee dort sehen,

Ulär' ich glücklich/doch mir taugen
Nichts die Beine, nichts die Augen. —

Sehen können, geh'n, sich bücken —

Das allein soll euch — beglücken!

S. Jarzebecki.

Zer (Hescheiiere.

Humoreske von Llrthur Achleitner.

^^ief drinnen in der Bergwildnis hatte eine Fürst-
lichkeit eine Iagd und zu deren Beaufsichtig-
ung einen grundehrlichen, aber sackgroben Förster,
der als eine Ausnahme in der „lateinischen" grünen
Gilde gelten konnte, denn besagter Förster log nicht.
Dafür war er berüchtigt wegen der stets rückhaltlos
ausgesprochenen Uleinung.

Der Fürst wußte von seinen Ligenschaften lange
Zeit nichts; seine Umgebung, die Ravaliere hüteten
sich, in Gegenwart des hohen kserrn den Förster
irgendwie zu apostrophieren, und zu einem direkten
verkehr des Fürften mit dem Graubart war es
bislang nie gekommen.

Lines Morgens aber „verhunzte" ein infamer
Landregen die geplante Treibjagd, es mußte abge-
sagt, die Treiber entlassen werden. Mißmutig saßen
die Kavaliere beim Frühstück, das sich aus Langeweile
in die Länge zog. Der Gebieter blieb unsichtbar;
es hieß, er werde überhaupt nicht erscheinen.

Thatsächlich aber hatte der Fürst trotz des
Regens einen „bewaffneten" Spaziergang in den
nahen Hochwald unternommen und unvermutet stieß
er auf den Förster, der unter einer Schirmfichte saß
und aus seiner Tabakspfeife entsetzlich qualmte.
Der Fürst sprach den Graubart, der ehrerbietig sich
erhob, sogleich an: „AHI Ist Lr nicht mein Förster?"

„lvenn D' es verlaubst, gnä' kserr, waar i 's
(würde ich es sein)l" wenig vertraut mit den
Ligentümlichkeiten dcr Gebirglersprache stutzte der
Fürst, doch reagierte er auf den seltsamen Ausdruck
nicht weiter und fragte, weshalb der Förster denn
hier im N)alde faullenze.

„G'faullenzt werd nitt, i han alle ksänd voll
Arbeitl"

„So? N)ie denn?"

„I wart' aufs besser' wetterl"
 
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