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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 44.1901 (Nr. 523-535)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16554#0030
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Meggendorfers Humoristische Blätter.


bei der ihm ungewohnten Beschäftigung. Noch einer Stunde
Arbeit zeigt
sich indessen,
daß allzu-
großer Lifer
auch beiin
Lseuaufladen
nicht von vor-
teil ist, was
dem professor
Schufselmann
diese Art kör-
perlicher Ueb-
ung verleidet.

Er geht deshalb am Nachmittag mit den Nägden, die auf
einer anderen Wiese das Lseu zusammenrechen. Diese Arbeit

macht ihm viel Vergnügen, denn sie erfordert nicht so viel An-
strengung und geht ihm förderlich von ksänden. Leider aber

hat die Unkenntnis des Terrains zur cholge, daß jdrofesfor
Schusfelmann in eine recht unangenehme Situation gerät, die

ihm zwar nicht das Leben kostet, denn er kam — wenn auch
total durchnäßt — mit dem Schrecken davon.

Zum Glück hatte er dopxelte Rleidung bei sich; da er je-

doch für diesen Tag
mit ländlichen Be-
schäftigungen genug
hat, so zieht Schussel-
mann es vor, ein
wenig botanisieren zu
gehen. ksier hat ernun
ganz ungewöhnliches
Glück, so daß nach
kurzer Zeit seine
Botanisiertrommel
gepfropft voll ist. Zu-
letzt findet er noch eine ganz seltsame Uäferart an einer ganz
seltsamen pflanze.
kfocherfreut bricht er
die pflanze mit samt
den Räfern, packt sie
in eine rasch gedrehte
Papierdüte und trägt
diese vorsichtig nach
Lsause. Papierdüten
können nun außer-
ordentlich leicht ein
Loch kriegen, viel
weniger leicht aber merken das Leute, die stark mit ihren

Gedanken beschäftigt sind,
und als professor Schussel-
mann daheim die Düte öff-
net, merkt er zu seinem Lr-
staunen, daß sie leer ist.
Ropfschüttelnd trägt er in
sein Tagebuch ein:

Fand heute eine sehr
merkwürdige pflanze, die mit
sehr merkwürdigen Aäfern
besetzt war, leider aber haben
die Räfer die pflanze unter-
wegs aufgefressen und
sind mir dann entstogen.

Inzwischen ist es Abend geworden und ^rofesfor Schussel-
mann will sich eben zur
Ruhe begeben, als er in-
folge des kalten Bades vom
Nachmittag heftige Leib-
schmerzen bekommt. Zum
Glück hat ihm aber die vor-
sorgliche Haushälterin einen
Schnellkocher,, nebst einer
Flasche Spiritus und einem
paket j?fefferminzthee ein-
gepackt und der kserr f>rofessor macht sich daran, eine portion

von diesem vorzüglichen Ge-
tränk zu brauen. Ls gelingt
ihm auch in kurzer Zeit; in
Lrmanglung eines Thee-
seihers, den ihm seine Ursula
vergessen hatte beizupacken,
weiß sich j)rofessor Schussel-
mann aber sofort zu helfen.
Indessen findet der j)rofessor,
daß der pfefferminzthee ganz
miserabel schmeckt; doch weiß
er aus Erfahrung, daß Medikamente ja im verhältnis zu ihrer
 
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