Neggendorfers humoriftische BläN^r.
23
Lfeilwirkung immer einen
mehr oder minder bitteren
und schlechten Geschmack
haben. Er trinkt deshalb
sein Vuantum vorschrifts-
mäßig aus und legt sich dann
zu Bett. Nach einer Meile
fühlt er, wie sich alles um
ihn herum dreht; gleichzeitig
aber wird er so
lustig und auf-
geräumt, obwohl
ihn eine ganz
unerklärlichej
innere Hitze fast
verzehrt, daß er
beschließt, noch
ein wenig an die
frische Luft zu
gehen, um sich
meister der getreuen Ursula
schleunigft nach Lfause hole.
wieder abzukühlen.
Die Bauern sehen
allerdings mit großer Ver-
wunderung den späten
Spaziergänger an, als
professor Schusselmann
aber ein dralles Bauern-
dirndl für einen Schmetter-
ling anschaut, da halten
ihn die Bauern für einen
Narren und sperren ihn
in das Spritzenhaus,
während der Bürger-
telegraphiert, daß sie ihren Lserrn
In
dem Spritzenhause ist es gar finster und unge-
mütlich; aber da eine solche
Situalion immer geeignet
ist, Lii k.hr in sich selbst zu
halten, so verfällt auch Pro-
sessor Schusselmann darauf,
so gut dies sein Zustand er-
laubt, die Lreignisse des eben
verlebten ersten Ferientages
an seinem geistigen Auge
Revue passieren zu lassen
und er findet, daß dieselben
keineswegs den Lrwartungen
entsprechen, die er sich von
einem beschaulichen Ferien-
ausenthalte gemacht hat. Als
i'e» des ssrofessors Schusiclmann.
er bei dieser seiner Re-
kapitulation bis zu dcr
geheimnisvollen Thee-
bereitung kommt, durch-
schießt es ihn plötzlich wie
ein Blitz der Lrleuchtung
und mit einem Schlage
wird ihm sein jammer-
voller Zustand klar. Denn
er hat ja Spiritus an-
statt wasser in den Appa-
rat gegossen I Heiliger
Brahma l Den jdrofessor
überfällt plötzlich ein
mächtiges Grausen vor allein
Ferienaufenthalt im allgemeinen,
sowie vor ähnlichen Aochexperi-
menten im desonderen, und sein
gequältes Lserz schreit laut nach
der getreuen Ursula.
Da öffnet sich aber auch schon
die Thüre des Gefängnisses und
herein tritt die so sehnlichst be-
gehrte. Liebevoll gleich einer
zärtlichen Mutter packt sie ihren
verunglückten professor am Arm
und geleitet ihn sorgsam nach
Hause. professor Schuffelmann aber ist froh, als er wieder in
seinen vier pfählen ist und bezeigt keinerlei Lust mehr, nochmals
auf das Land zu gehen.
In öer Volle.
^^^u Meier, Du thust doch, als kenntest Du Deinen Liefe-
/ L ranten Wollauer nicht mehr I"
^ „Ach, geh mir mit dem Nenschen, der ist für mich Luft!"
„Aber so sieht er doch gar nicht aus I Und neulich, wo
Du mit Deinem wollsack bei ihm aus dem Laden kamst, da hat
er Dir doch so freundlich die ^and geschüttelt!"
„So? das hast Du gesehen, — und da kannst Du mir noch
zumuten — wo der Mensch mich in meinen heiligsten Rechten
gekränkt hatte?"
„Aber ich verstehe Dich gar nichtl"
„weil Du eben kein Gesühl sür so was hast. Na, aber
ich sehe schon, Dir muß man alles haarklein vormachen. Also:
Du weißt doch, daß ich immer die wolle für meine Arbeiten
bei dem Rerl gekauft habe. Ich zahlte immer so fünf Mark
fürs pfund. Mit einem Male fing der Rerl an zu steigern.
Ich redete ihm zu, wie der Fuchs den Gänsen: wir armen
Gebirgsbewohner säßen nicht so in der wolle wie er, das
könnt' er glauben, 's würde uns blutsauer. Lr lachte bloß und
sagte: ,Ia, sehen Sie, Lserr Meier, die Schafe sind jetzt auch
nicht mehr so dumm, die wollen jetzt auch mehr für ihre wolle
haben? Und damit stieg er die Treppe zum wollboden hinauf
und ich natürlich auch. Unterwegs kamen wir an der offenen
Speisekammer vorbei, wo die fetten Schinken nur so herum-
hingen, und da dachte ich: ,warte, Lsalunke, den teuern j)reis
sollst Du selber bezahlenl' Ich gehe also wie ein geduldiges
Lämmchen hinter ihm drein, lasse mir die wolle abwiegen und
in den Sack stecken, verziehe auch mein Gesicht nicht, wie er
mit heuchlerischem Augenverdrehen sagt: ,Iehn pfund, Herr
Meier, je sechs Mark, macht sechszig Mark? wie er nun an den
Schreibtisch geht, um die Lieserung einzuschreiben, werfe ich
23
Lfeilwirkung immer einen
mehr oder minder bitteren
und schlechten Geschmack
haben. Er trinkt deshalb
sein Vuantum vorschrifts-
mäßig aus und legt sich dann
zu Bett. Nach einer Meile
fühlt er, wie sich alles um
ihn herum dreht; gleichzeitig
aber wird er so
lustig und auf-
geräumt, obwohl
ihn eine ganz
unerklärlichej
innere Hitze fast
verzehrt, daß er
beschließt, noch
ein wenig an die
frische Luft zu
gehen, um sich
meister der getreuen Ursula
schleunigft nach Lfause hole.
wieder abzukühlen.
Die Bauern sehen
allerdings mit großer Ver-
wunderung den späten
Spaziergänger an, als
professor Schusselmann
aber ein dralles Bauern-
dirndl für einen Schmetter-
ling anschaut, da halten
ihn die Bauern für einen
Narren und sperren ihn
in das Spritzenhaus,
während der Bürger-
telegraphiert, daß sie ihren Lserrn
In
dem Spritzenhause ist es gar finster und unge-
mütlich; aber da eine solche
Situalion immer geeignet
ist, Lii k.hr in sich selbst zu
halten, so verfällt auch Pro-
sessor Schusselmann darauf,
so gut dies sein Zustand er-
laubt, die Lreignisse des eben
verlebten ersten Ferientages
an seinem geistigen Auge
Revue passieren zu lassen
und er findet, daß dieselben
keineswegs den Lrwartungen
entsprechen, die er sich von
einem beschaulichen Ferien-
ausenthalte gemacht hat. Als
i'e» des ssrofessors Schusiclmann.
er bei dieser seiner Re-
kapitulation bis zu dcr
geheimnisvollen Thee-
bereitung kommt, durch-
schießt es ihn plötzlich wie
ein Blitz der Lrleuchtung
und mit einem Schlage
wird ihm sein jammer-
voller Zustand klar. Denn
er hat ja Spiritus an-
statt wasser in den Appa-
rat gegossen I Heiliger
Brahma l Den jdrofessor
überfällt plötzlich ein
mächtiges Grausen vor allein
Ferienaufenthalt im allgemeinen,
sowie vor ähnlichen Aochexperi-
menten im desonderen, und sein
gequältes Lserz schreit laut nach
der getreuen Ursula.
Da öffnet sich aber auch schon
die Thüre des Gefängnisses und
herein tritt die so sehnlichst be-
gehrte. Liebevoll gleich einer
zärtlichen Mutter packt sie ihren
verunglückten professor am Arm
und geleitet ihn sorgsam nach
Hause. professor Schuffelmann aber ist froh, als er wieder in
seinen vier pfählen ist und bezeigt keinerlei Lust mehr, nochmals
auf das Land zu gehen.
In öer Volle.
^^^u Meier, Du thust doch, als kenntest Du Deinen Liefe-
/ L ranten Wollauer nicht mehr I"
^ „Ach, geh mir mit dem Nenschen, der ist für mich Luft!"
„Aber so sieht er doch gar nicht aus I Und neulich, wo
Du mit Deinem wollsack bei ihm aus dem Laden kamst, da hat
er Dir doch so freundlich die ^and geschüttelt!"
„So? das hast Du gesehen, — und da kannst Du mir noch
zumuten — wo der Mensch mich in meinen heiligsten Rechten
gekränkt hatte?"
„Aber ich verstehe Dich gar nichtl"
„weil Du eben kein Gesühl sür so was hast. Na, aber
ich sehe schon, Dir muß man alles haarklein vormachen. Also:
Du weißt doch, daß ich immer die wolle für meine Arbeiten
bei dem Rerl gekauft habe. Ich zahlte immer so fünf Mark
fürs pfund. Mit einem Male fing der Rerl an zu steigern.
Ich redete ihm zu, wie der Fuchs den Gänsen: wir armen
Gebirgsbewohner säßen nicht so in der wolle wie er, das
könnt' er glauben, 's würde uns blutsauer. Lr lachte bloß und
sagte: ,Ia, sehen Sie, Lserr Meier, die Schafe sind jetzt auch
nicht mehr so dumm, die wollen jetzt auch mehr für ihre wolle
haben? Und damit stieg er die Treppe zum wollboden hinauf
und ich natürlich auch. Unterwegs kamen wir an der offenen
Speisekammer vorbei, wo die fetten Schinken nur so herum-
hingen, und da dachte ich: ,warte, Lsalunke, den teuern j)reis
sollst Du selber bezahlenl' Ich gehe also wie ein geduldiges
Lämmchen hinter ihm drein, lasse mir die wolle abwiegen und
in den Sack stecken, verziehe auch mein Gesicht nicht, wie er
mit heuchlerischem Augenverdrehen sagt: ,Iehn pfund, Herr
Meier, je sechs Mark, macht sechszig Mark? wie er nun an den
Schreibtisch geht, um die Lieserung einzuschreiben, werfe ich