Meggendorfers Humoristische Blätter.
3^
üerr (einen Linbrecher »nter dem Bett bcinerkend): „Nu' machen 5ie schnell, daß Sie fortkominen; hör'n 2e, wenn Sie meinc Lrau
erwischt, ergeht's Sie's schlechtl"
den abgestellt und die kserren Bewerber ersucht, sich der
Treppe zu bedienen. Ein selbstgeschriebener Lebenslauf,
Nilitärpapiere, Zeugnisse aus sonstigen Dienst- und Tn-
gagementsverhältnissen sowie ein ärztliches Gesundheits-
attest sind mitzubringen."
paula Scharf, Or. snr.
Anwalt beim Dberlandesgericht.
56. 5teuerklasse.
Ich muß gestehen — klüger als damals, da meine Toch-
ter so plötzlich mit ihrer Absicht hervortrat, hat mein Gesicht
bestimmt nicht ausgesehen. So also suchte sich meine Tochter
cinen Nannl Oielleicht war das ganz praktisch, zweisellos
sogar, aber so seltsam, so verschieden von dem, wie man's ge-
wöhnt war. Ich hab' mir meine Frau ganz anders gesucht,
ach . . . ich hab' sie ja überhaupt nicht gesucht. Aber sprechen
wir nicht mehr davonl
Ich wurde ganz ängstlich dabei. Mir stel das Lntchen
cin, das ich mir da vielleicht ausgebrütet hatte. Und den ganzen
Schwarm „Bewerber" nach der kvohnung zu bcstellen, . . . .
na, das konnte ja gut werdenl
„Sag mal, Mädel, warum willst Du denn den Lift während
der 5tunden abstellen lassen? Ts ist doch wahrhaftig kein
Bergnügen, zehn Stockwerke Treppen zu steigen."
„Ganz recht, altes Lsaus; soll's auch nicht sein. kvessen
Lunge das aushält, der muß gut auf dem Damme sein. Ich
will sehen, in welcher Aondition die kserren Bewerber durchs
Ziel gehen."
„Aha, sehr praktischl"
Ich mußte ihre Klugheit loben, so sehr es mich auch ver-
droß, daß sie mich „altes Lsaus" tituliert hatte; aber schließlich
— sie war Doktor Iuris und beim Dberlandesgericht zuge-
lassener Anwalt mit guter Rlientel — man konnte darüber
als über einen Akt kindlicher Rordialität quittieren und womög-
lich noch stolz sein; denn ich bin stets ein simpler Schriftsteller
geblieben, und ein Or. jur. ist etwas und hat bei uns im
gesegneten deutschen Reich eo ipso den Befähigungsnachweis
für alle möglichen Stellen erbracht. Da kann es nur eine Lhre
sein, von einem, der vielleicht noch einmal Aolonialminister
oder gar Direktor einer Aktiengesellschaft wird, „altes ksaus"
genannt zu werden.
„weißt Du, vater," begann sie nach einer Pause, „was
verdienft Du eigentlich pro 5tunde?"
Die Frage verblüffte mich. Linen Schriftsteller nach seinem
Berdienst fragen, ist noch viel kitzlicher als ein spätes Mädchen
um ihr Alter ausforschen, und ich weiß nicht, an welcher Stelle
mehr gelogen wird; aber ich wollte einmal ehrlich sein und
erwiderte:
„Nun, Du weißt ja, allzuviel eigentliche Arbeitsstunden
kommen bei einem brauchbaren Schriftsteller nicht vor. wenn
ich aber einmal arbeite, dann pro Stunde zwanzig Mark."
„Das ist lumpig genug. Ich möchte Dir einen vorschlag
machen. Sei Du für die beiden Stunden morgen mein Assistent
und Sekretär. Mein Gott, viel ift ja an den Männern nicht
dran; aber Du kennst Dich vielleicht ein bißchen besfer aus mit
ihnen."
Ich nickte geschmeichelt.
„Ich werde Dir für die beiden Stunden mit nachfolgender
Ronferenz — die selbstverftändlich ohne jede verbindlichkeit
für mich ist — hundert — Mark zahlen. So viel muß mir die
Sache schon wert sein."
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üerr (einen Linbrecher »nter dem Bett bcinerkend): „Nu' machen 5ie schnell, daß Sie fortkominen; hör'n 2e, wenn Sie meinc Lrau
erwischt, ergeht's Sie's schlechtl"
den abgestellt und die kserren Bewerber ersucht, sich der
Treppe zu bedienen. Ein selbstgeschriebener Lebenslauf,
Nilitärpapiere, Zeugnisse aus sonstigen Dienst- und Tn-
gagementsverhältnissen sowie ein ärztliches Gesundheits-
attest sind mitzubringen."
paula Scharf, Or. snr.
Anwalt beim Dberlandesgericht.
56. 5teuerklasse.
Ich muß gestehen — klüger als damals, da meine Toch-
ter so plötzlich mit ihrer Absicht hervortrat, hat mein Gesicht
bestimmt nicht ausgesehen. So also suchte sich meine Tochter
cinen Nannl Oielleicht war das ganz praktisch, zweisellos
sogar, aber so seltsam, so verschieden von dem, wie man's ge-
wöhnt war. Ich hab' mir meine Frau ganz anders gesucht,
ach . . . ich hab' sie ja überhaupt nicht gesucht. Aber sprechen
wir nicht mehr davonl
Ich wurde ganz ängstlich dabei. Mir stel das Lntchen
cin, das ich mir da vielleicht ausgebrütet hatte. Und den ganzen
Schwarm „Bewerber" nach der kvohnung zu bcstellen, . . . .
na, das konnte ja gut werdenl
„Sag mal, Mädel, warum willst Du denn den Lift während
der 5tunden abstellen lassen? Ts ist doch wahrhaftig kein
Bergnügen, zehn Stockwerke Treppen zu steigen."
„Ganz recht, altes Lsaus; soll's auch nicht sein. kvessen
Lunge das aushält, der muß gut auf dem Damme sein. Ich
will sehen, in welcher Aondition die kserren Bewerber durchs
Ziel gehen."
„Aha, sehr praktischl"
Ich mußte ihre Klugheit loben, so sehr es mich auch ver-
droß, daß sie mich „altes Lsaus" tituliert hatte; aber schließlich
— sie war Doktor Iuris und beim Dberlandesgericht zuge-
lassener Anwalt mit guter Rlientel — man konnte darüber
als über einen Akt kindlicher Rordialität quittieren und womög-
lich noch stolz sein; denn ich bin stets ein simpler Schriftsteller
geblieben, und ein Or. jur. ist etwas und hat bei uns im
gesegneten deutschen Reich eo ipso den Befähigungsnachweis
für alle möglichen Stellen erbracht. Da kann es nur eine Lhre
sein, von einem, der vielleicht noch einmal Aolonialminister
oder gar Direktor einer Aktiengesellschaft wird, „altes ksaus"
genannt zu werden.
„weißt Du, vater," begann sie nach einer Pause, „was
verdienft Du eigentlich pro 5tunde?"
Die Frage verblüffte mich. Linen Schriftsteller nach seinem
Berdienst fragen, ist noch viel kitzlicher als ein spätes Mädchen
um ihr Alter ausforschen, und ich weiß nicht, an welcher Stelle
mehr gelogen wird; aber ich wollte einmal ehrlich sein und
erwiderte:
„Nun, Du weißt ja, allzuviel eigentliche Arbeitsstunden
kommen bei einem brauchbaren Schriftsteller nicht vor. wenn
ich aber einmal arbeite, dann pro Stunde zwanzig Mark."
„Das ist lumpig genug. Ich möchte Dir einen vorschlag
machen. Sei Du für die beiden Stunden morgen mein Assistent
und Sekretär. Mein Gott, viel ift ja an den Männern nicht
dran; aber Du kennst Dich vielleicht ein bißchen besfer aus mit
ihnen."
Ich nickte geschmeichelt.
„Ich werde Dir für die beiden Stunden mit nachfolgender
Ronferenz — die selbstverftändlich ohne jede verbindlichkeit
für mich ist — hundert — Mark zahlen. So viel muß mir die
Sache schon wert sein."