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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 44.1901 (Nr. 523-535)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16554#0046
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

Mser Sturm berennt den Reckenftein.

Ist das ein grobes Fegenl
lserr Dietrich thät beiin Firnewein
Sich feft vor Anker legen.

„Schenk ein, mein braver Anapp', schenk
Es bleibt in unsrem Neste ltrischl

Bei solchem Sausen und Gezisch'

Lin scharfcr Trunk das Beste."

Hyperbel.

— „§eute, der jDarademarsch muß ein solch blendendes 5chau-
sxiel sein, daß die zuschauenden Tiviliften entzündete Augen kriegenl"

Kollegen-Vosheit.

Aerztin: „ksabe ich die lVunde nicht tadellos zugenäht?"

Arzt: „Ia, ich dachte schon immer, was sür eine Schneiderin an
Ihnen verloren gegangen ist."

Irnschnt L 1a mocte.

Großpapa (die Geschichte vom Däumling erzählend): „Als dann der Riese
schlies, schlich der kleine Däumling aus seinem Nersteck, nahm
des Riesen Siebenmeilenstiefel und schlüpste . . ."

Der kleine chritz (ihn unterbrechend): „. .. aber Großpapa, warum nahm
er ihm denn nicht sein Automobil?"

Iunges (öhegtück.

— „Das war aber doch keine schöne ksochzeitsreise, wenn Dein Mann als
Reisender zugleich Aunden besuchte."

Iunge Frau: „Dh, im Gegenteil, es war reizendl Iedesmal, wenn
Franzl irgendwo herausslog, hab' ich ihn vor der Thüre in
meinen Armen aufgesangen."


Der Rnapp', ein Bürschlein jung und zart,
Den Becher süllt mit Beben,

Tin IVirbelsturm so wilder Art
Durchbrauste nie sein Leben.

Ihn schreckt des Blitzes grelle Glut,

Des Donners kreischend Ärachen;

Ihn schreckt des kserren trotz'ger Mut,
Sein Zechen und sein Lachen.

Der Ritter setzt den Ljumxen an
Zu langer, langer Labung;

Auf diesem chelde wies der Mann
Gigantische Begabung.

Aein Tröpflein geht ihm in die Irr';
Und daß der Trunk gedeihe,

Lntschlürft er selbst dem Barte wirr
Der Troxfen j)erlenreihe.

Doch kaum ist auf das Brett gesetzt
Der brav geleerte Becher,

Da geht's — als würde hergehetzt
Die kjöll' auf Turm und Dächer.

Vom Bergfried donnert durch das Dach
kserab ein Nkauerklumpen,

Der schlägt wie einen Teller stach
Lserrn Dietrichs guten ksumpen.

Die Frauen stürzen schreckensblaß
Aus ihrer Aemenate,

Der Anapp' umkrallt das hohle Faß
Wie weun die Sintflut nahte.

Die kserrin schaut mit irrcm Blick,
Wie nah' dem teuren Zecher
Das scharf gezackte Zinnenftück
Zermalmt den schweren Becher.

Sie steht und starrt den lsumpen an,
Rann seufzen nicht noch klagen;

Da denkt der wack're Rittersmann:
„Muß ich hier etwas sagen?"

Lr tritt hinzu, und wie sie stumm Da spricht er: „Gräm Dich nicht darum,

In seinen Arm gesunken, Ich hatt' ja ausgetruuken." —

Georg Kicsler.

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