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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 44.1901 (Nr. 523-535)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16554#0052
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Meggenöorfers Hurnoristische Liätter.

Zeebad-Zäritichkeit.

Sie (in der See badend)i „Schau, Abraham, wie ich kann tauchenl"

Er: „N)ie kann mer -paß lnachen Oein Tauchen, wenn Du kommst immer wieder nach oben?"


Bertha ließ die wohlgemeinten, väterlichen Lrmahnungen
über sich ergehen, wie sie gewohnt war, dergleichen Lehren
aufzunehmen. Nur wurde sie außerordentlich neugierig, warum
man solche Sicherheitsmaßregeln ergriff und es schien ihr eine
ausgemachte Thatsache, daß dieser kserr Malter ein sonderbarer
lseiliger sein müsse, von dem man sich schon einige Unterhaltung
versprechen dürfe. Vorerst freilich wollte sie sich überhaupt
nicht mit ihm befasfen und ihn fühlen laffen, daß junge Lserren
für sie nur als mehr oder minder geübte Tanzmaschinen einen
Wert besäßen, auf deren sonstiges Unterhaltungstalent man
leicht verzichten konnte.

Am liebsten wäre sie daheim geblieben, als man sich an-
schickte, die beiden Studenten am Bahnho>f abzuholen; aber
man zwang sie mitzugehen, wozu sie sich nach einem reichlichen
Thränenerguß endlich entschloß. Mitzukommen, sagte sie, dazu
wäre sie bereit, aber man brauche sich nicht darum kümmern,
daß sie diesen langweiligen Menschen nicht schon im vornhinein

tötlich verabscheue. Und zu der alten Gertrud äußerte sie sich,
daß sie nicht überrascht sein würde, wenn der „Musterknabe"
einem schlecht rasierten Gorilla auf ein ksaar ähnlich sein sollte.

Sie war daher sehr erstaunt, als ihr Bruder einen jungen
kserrn vorstellte, der ein ganz nettes, sympathisches Gesicht mit
einer schlank und kräftig entwickelten Figur vereinigte und sich
tadellos zu benehmen wußte. Sie hatte gar nichts an ihm
auszusetzen, als daß er sehr ernft und schweigsam zu sein schien.

Ua sie für alle ernsten Leute ohnehin nicht schwärmte, so
fiel es ihr auch vorerst nicht schwer, den Nerkehr mit dem neuen
ksausfreunde auf das unumgänglich Notwendige zu beschränken
und ihm so viel wie möglich auszuweichen. Da indessen auch
er keine Miene machte, sich ihr in irgend einer lVeise zu nähern,
so begann sie nach einigen lvochen diesen Zustand unerträglich
zu finden und darauf zu sinnen, wie er etwa in einer lustigen
Art geändert werden könnte.

Sie glaubte bemerkt zu haben, daß ihre Freundin Ida bei
 
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