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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 44.1901 (Nr. 523-535)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16554#0065
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^Neggendorfers Hurnoristische Blätter.

57

Stitblüie.

Biccolos einziger Wunfch.

.... Die gänzliche Geräusch-
losigkeit des Mechanismus ift der Rnall-
efsekt dieser neuen Lrftndung.

Rai.

<^^illst Du heut' beachtet werden,
<-8^ Lsäng Dich nicht an alte chorin,
Nicht an Regeln und Gesetze:

5ei in jedem 5inn — abnorm!

Schmidt-Prinzl.

Schwerenöter.


„kserr Leutnant haben wohl in der ^
kleinen Stadt Aufsehen erregt?"

„Lsaben Sie 'ne Ahnung? Schon nach
achttägigein Aufenthalt wurde ich zuin
Lhrenmitglied des Nerschönerungs-
vereines ernannt."


Äs^iccolo der ftinke Bursch,

'T*) Der vom frühen Morgen
Bis gar lang nach Mitternacht
chür den Gaft muß sorgen,

Daß sich dessen wunsch und will'
Rasch und prompt ersülle,
waltet hurtig seines Amts,

Lmsig, stumm und ftille.

Linem solchen jdiccolo
war im Aeller drinnen
Linst sein guter Genius
Mitternachts erschienen.

„Weil Du," — hob der Geist gleich an,
„Dich so arg mußt xlagen,

Bitte eine Gnad' Dir aus, —

Darsst sie mir nur sagen!" — —


Lange sinnt der Piccolo, —

Dann ruft er mit Beben:
„Ausgeschlafen möcht ich sein
Linmal nur im Leben l"

7),-. u. Radler.

_^

Uache.

/^ine häusliche Sceue l Grund: verweigerung eines neuen Lsutes wegen wieder-

holter Ltatüberschreitung. Lffekt: Thränen, bittere Thränen. Aber so sehr
Ludmilla auch schluchzte und weinte, Gtto, ihr Gatte, blieb ungerührt.

„weiberthränen sind wie ein Gewitterregen," sagte der Tyrann. „Man kann
nichts dagegen machen, als einen Schirm aussxannen und ruhig warten, bis der
Stroin von selber versiegt."

Und wie Gtto sprach, so handelte er. Mit emxörender Gemütsruhe saß er
auf dem Sofa, eine dustende Tigarette rauchend, und sah sein weinendes weibchen
an als sei es eine wachsftgur und er im ^anoptikum.

Und seine Taktik trug den Sieg in diesem ehelichen Scharmützel davon. Denn
chrau Ludmilla sprang xlötzlich aus; wie durch Zauber war die salzige Flut gehemmt.
Aber noch gab sie sich nicht verloren. Ihre kleine Lsändchen ballten fflch zu aller-
liebsten Fäustchen, ihre sonst so sanften Augen sxrühten Blitze und ihren Rosen-
lipxen entrang sich das barbarische wort: „Ungeheuerl"

Dann stürzte sie hinaus und in — die Aüche. !sm, dachte Gtto, was will sie
denn da?

Und auf den Zehenspitzen schlich er ihr nach und legte das Mhr an das
Schlüsselloch der Rüchenthüre.

„UUna," hörte er sein bitterböses lVeibchen sagen, „mein Mann hat mich ge-
kränkt, beleidigt, mißhandelt. Aber ich werde mich rächen, bitter rächen I Ich weiß,
wo er verwundbar ist, und da werde ich ihn treffen, ohne mit einer lvimper zu zucken.
lUina, von heute ab werde ich selbst kochen."

„M, verflucht!" murmelte Mtto und xrallte von der Thüre zurück. „Ietzt wird
die Geschichte tragisch l"

wieder ins Zimmer zurückgekehrt, ging er mit sich zu Rate, ob er doch nicht
lieber nachgeben und die Rriegskosten zahlen sollte. Aber nein I Sein ganzes ehe-
herrliches Autoritätsgesühl lehnte sich dagegen auf. Der Aampf mußte ausgefochten
werden bis zur Lntscheidung, koste es, was es wolle.

Damit nahm er seinen lsut und begab sich ins Bureau.
 
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