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Meggendorsers Hurnoristische Biätter.
Frau Ludmilla aber frohlockte.
„Ich will doch sehen, wie lange er's aushält," sagte sie.
Und als sie gegen Mittag die Glocke vernahin, die ihren Gatten
avisierte, da konnte sie ein schadenfrohes Lachen nicht unterdrücken.
Aber was war dasl ksörte sie nicht sremde Nännerstiinmen?
Sie wollte aus dein Ziminer eilen, aber schon wurde die Thiire
geösfnet und Gtto trat in Begleitung zweier kserren ein.
„Meine süße Ludmilla," sagte er schmeichelnd, „erlaube, daß
ich Dir zwei meiner Aollegen vorstelle: lherr Fischer, Herr ksu-
ber! Ich habe die kserren zum Mittagessen eingeladen, weil
ich zufällig hörle, daß Du heute selber kochen wolltest."
viel hätte nicht gefehlt und der Thränenstrom wäre von
neuem geflossen; aber Frau Ludmilla beherrschte sich und licß
aus einem nahen Restaurant ein Diner sür vier jdersonen
holen.
„Vorzüglich, mein herziges weibchen," lobte Gtto. „Du
solltest wirklich öfters selbst kochen." Frau Ludmilla hat es
aber nicht gethan.
C. A. Hennig.
„Sie" und ,,(Zr".
X>Lei, wie der Sturm die Bäume alle zwingt,
Sich seinem Willen willenlos zu beugen;
!Vie sie, wenn wild er durch die Zweige dringt,
Mit stürm'scher Macht sich zu einander neigen.
Mit freud'gen Blicken schauet der Gewalt
Des Sturms, der sich die Bäume sügen müssen,
Ein Mädchen zu. noch kaum süns Iahre alt:
„Schau, Mutter," — sagt's — „wie sich die Bäume küssenl"
Lin Rnabe durch das andre Fenster schaut,
Sieht, wie mit ihren Zweigen, wie mit Flügeln
Die Bäume aneinander schlagen. Laut
Iubelnd ruft er: „Schau, wie sich die Bäume prügelnl"
M,I8.
(Zin AlilitärfcX.
chi.; -
— „kserr Federle, im ärgsten Unwetter sieht man Sie stets
ohne Regenschirm."
Diurnist: „Ach, da halten mich die Leute vielleicht sür einen
Leutnant in Livill"
Ein Sieger wider Villen.
a, meine Berren," sagte der alte Major, die srisch ge-
stopste fdfeise gemächlich in Brand setzend, „zu meiner
Zeit passierten'auch noch wunder. Ich erinnere mich
nur im Augenblick an die Geschichte, der ich mein kjauptmanns-
patent zu verdanken hatte."
„Sie wollen sie hören? Nun gut, mit Vergnügcn!"
„Wir Leutnants waren dazumal eine böse Rotte Rorah
— jetzt ist es damit, wie mit so vielen übrigen Dingen natür-
lich auch ganz anders geworden. Unsere Vorgesetzten so ein
wenig zu ärgern, das gehörte gewissermaßen zum Dienste und
ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich von dieser Regel
durchaus keine Ausnahme machte, im Gegenteil. Nun hatte ich
einen Lsauptmann, der, obgleich er doch auch cinmal Leutnant
und zwar noch vor sehr kurzer Zeit gewesen war, uns, seine
Untergebenen geradezu sportmäßig „ritt." Lr wußte immer
etwas zu finden, selbst wenn es gar nichts zu entdecken gab,
und dann langweilte er uns halbe Stunden lang mit allen
möglichen und unmöglichen Monierungen. Selbstoerständlich
schwuren wir ihm dafür surchtbare Rache; aber in der Garnison
wollte es doch niemals gelingen, ihn ebenso ausfällig als irgend
thunlich und doch gefahrlos sür uns hineinzulegen.
Ueber dem Ljarren aus solche günftige Gelegenheit kam die
Zeit der großen kserbstmanöoer, an denen unser Füstlierregiment
natürlich auch teilnahm.
Das Leben in den Biwaks und Rantonnements macht
die Leute meistens zu viel gemütlicheren Menschen, als sie es
daheim in der Raserne sind. Unser lsauptmann bildete auch
hier wieder eine Ausnahme. Ljatte er uns in der Garnison
gcplagt, so tyrannisierte er uns jetzt geradezu. Dabei war er
viel zu sehr auf der lhut und das Glück ihm auch so sehr
beständig, daß wir und speziell ich, an allen unseren Plänen
verzweifelten.
Ls war am letzten Manövertagel
Unser Regiment, das dem Südkorps angehörte, stand in
Reserve etwa im Zentrum und wir langweilten uns scheußlich.
Sie kennen es ja alle, was es heißen will, mit Gewehr bei Fuß
ruhig auszuhalten, während es wie mit Mulden vom Lsimmel
herunterschüttet und man in gezwungener Unthätigkeit dem
Geknatter der im Gefecht befindlichen Schützenlinien zuhören
darf. Der gute Lsumor war denn auch bei uns aus den Null-
punkt gesunken, besonders da unser Rompagnieches die Gelegen-
heit wie gewöhnlich benützte, um uns die lsölle heiß zu machen.
Ligentlich hätte man jedoch in diesem Falle sagen müssen, die
Sintslut noch nasser zu machen.
Meggendorsers Hurnoristische Biätter.
Frau Ludmilla aber frohlockte.
„Ich will doch sehen, wie lange er's aushält," sagte sie.
Und als sie gegen Mittag die Glocke vernahin, die ihren Gatten
avisierte, da konnte sie ein schadenfrohes Lachen nicht unterdrücken.
Aber was war dasl ksörte sie nicht sremde Nännerstiinmen?
Sie wollte aus dein Ziminer eilen, aber schon wurde die Thiire
geösfnet und Gtto trat in Begleitung zweier kserren ein.
„Meine süße Ludmilla," sagte er schmeichelnd, „erlaube, daß
ich Dir zwei meiner Aollegen vorstelle: lherr Fischer, Herr ksu-
ber! Ich habe die kserren zum Mittagessen eingeladen, weil
ich zufällig hörle, daß Du heute selber kochen wolltest."
viel hätte nicht gefehlt und der Thränenstrom wäre von
neuem geflossen; aber Frau Ludmilla beherrschte sich und licß
aus einem nahen Restaurant ein Diner sür vier jdersonen
holen.
„Vorzüglich, mein herziges weibchen," lobte Gtto. „Du
solltest wirklich öfters selbst kochen." Frau Ludmilla hat es
aber nicht gethan.
C. A. Hennig.
„Sie" und ,,(Zr".
X>Lei, wie der Sturm die Bäume alle zwingt,
Sich seinem Willen willenlos zu beugen;
!Vie sie, wenn wild er durch die Zweige dringt,
Mit stürm'scher Macht sich zu einander neigen.
Mit freud'gen Blicken schauet der Gewalt
Des Sturms, der sich die Bäume sügen müssen,
Ein Mädchen zu. noch kaum süns Iahre alt:
„Schau, Mutter," — sagt's — „wie sich die Bäume küssenl"
Lin Rnabe durch das andre Fenster schaut,
Sieht, wie mit ihren Zweigen, wie mit Flügeln
Die Bäume aneinander schlagen. Laut
Iubelnd ruft er: „Schau, wie sich die Bäume prügelnl"
M,I8.
(Zin AlilitärfcX.
chi.; -
— „kserr Federle, im ärgsten Unwetter sieht man Sie stets
ohne Regenschirm."
Diurnist: „Ach, da halten mich die Leute vielleicht sür einen
Leutnant in Livill"
Ein Sieger wider Villen.
a, meine Berren," sagte der alte Major, die srisch ge-
stopste fdfeise gemächlich in Brand setzend, „zu meiner
Zeit passierten'auch noch wunder. Ich erinnere mich
nur im Augenblick an die Geschichte, der ich mein kjauptmanns-
patent zu verdanken hatte."
„Sie wollen sie hören? Nun gut, mit Vergnügcn!"
„Wir Leutnants waren dazumal eine böse Rotte Rorah
— jetzt ist es damit, wie mit so vielen übrigen Dingen natür-
lich auch ganz anders geworden. Unsere Vorgesetzten so ein
wenig zu ärgern, das gehörte gewissermaßen zum Dienste und
ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich von dieser Regel
durchaus keine Ausnahme machte, im Gegenteil. Nun hatte ich
einen Lsauptmann, der, obgleich er doch auch cinmal Leutnant
und zwar noch vor sehr kurzer Zeit gewesen war, uns, seine
Untergebenen geradezu sportmäßig „ritt." Lr wußte immer
etwas zu finden, selbst wenn es gar nichts zu entdecken gab,
und dann langweilte er uns halbe Stunden lang mit allen
möglichen und unmöglichen Monierungen. Selbstoerständlich
schwuren wir ihm dafür surchtbare Rache; aber in der Garnison
wollte es doch niemals gelingen, ihn ebenso ausfällig als irgend
thunlich und doch gefahrlos sür uns hineinzulegen.
Ueber dem Ljarren aus solche günftige Gelegenheit kam die
Zeit der großen kserbstmanöoer, an denen unser Füstlierregiment
natürlich auch teilnahm.
Das Leben in den Biwaks und Rantonnements macht
die Leute meistens zu viel gemütlicheren Menschen, als sie es
daheim in der Raserne sind. Unser lsauptmann bildete auch
hier wieder eine Ausnahme. Ljatte er uns in der Garnison
gcplagt, so tyrannisierte er uns jetzt geradezu. Dabei war er
viel zu sehr auf der lhut und das Glück ihm auch so sehr
beständig, daß wir und speziell ich, an allen unseren Plänen
verzweifelten.
Ls war am letzten Manövertagel
Unser Regiment, das dem Südkorps angehörte, stand in
Reserve etwa im Zentrum und wir langweilten uns scheußlich.
Sie kennen es ja alle, was es heißen will, mit Gewehr bei Fuß
ruhig auszuhalten, während es wie mit Mulden vom Lsimmel
herunterschüttet und man in gezwungener Unthätigkeit dem
Geknatter der im Gefecht befindlichen Schützenlinien zuhören
darf. Der gute Lsumor war denn auch bei uns aus den Null-
punkt gesunken, besonders da unser Rompagnieches die Gelegen-
heit wie gewöhnlich benützte, um uns die lsölle heiß zu machen.
Ligentlich hätte man jedoch in diesem Falle sagen müssen, die
Sintslut noch nasser zu machen.