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Meggendorfers Humoristische Btätter.
(Klosse.
^c^er alles, was er weiß, auch sagt,
c§Ks Nnd alles schilt, was ihm mißfällt,
Und alles, was ihn drückt, auch klagt,
ksat keinen Freund bald auf der lVelt.
Julius Bentzinger.
der Tiese in mühsamem Gänsemarsch aufwärts strebte. Schnellfeuer und
Bajonett-Attacke. Ls juckie den Aerls schon in allen Fingern.
Da erscheint die Grdonnanz wieder bei mir, ganz außer Atem. Ich
reiße dem Mann das Louvert aus den Fingern und lese: „kserr Leutnantl
Ich hatte 5ie zum Rekognoszieren ausgesandt und Ihnen keineswegs den
Auftrag erteilt, mir gute Ratschläge zu erteilen. Uebrigens kann das
lcdiglich eine seindliche s>atrouille sein, die sich vor Ihnen besindet. Ich
ziehe mich mit der Kompagnie mehr nach rechts, dem Feuer entgegen."
Ich stehe noch ganz starr über diesen Bescheid, als mich plötzlich eine
Stimme ansxricht: „Na, Lserr Leutnant! lvas machen Sie denn eigent-
lich hier?"
Ls war der Brigadier, der jetzt stirnrunzelnd meinen Bericht, sowie
die Stilprobe des Aeltesten in Lmpfang nimmt.
„Und was gedenken Sie zu thun?"
„Schnellseuer — Bajonettl"
Lin gewichtiges Aopfnicken, das Schnellseuer xrasselt auf die noch
immer in langsamer Bewegung auswärts strebenden Gegner. Dann geht's
mit „hurra" dazwischen.
Aolbenstöße, blutige Nasen, Flüche, unbeschreibliche Verwirrung.
Lines jener prächtigen Bilder, die die Felddienstordnung zwar verpönt, die
aber der Armee erhalten bleiben werden, so lange es Ukanöver gibt.
lvie aus dem Boden gewachsen, erscheinen die Schiedsrichter, welche
sich bekanntlich immer dort vorfinden, wo man sie am wenigsten erwartet.
Selbftverständlich ward ich scharf ins Gebet genommen, wie ich zu
der bodenlosen Frechheit käme, mit einem Zuge ein ganzes Bataillon prueter
propter gleich einem klässenden Dorfköter anzuhalten. Ich blieb die Antwort
aber nicht schuldig, sondern verwies stolz wie ein Spanier mit dem Degen
auf die ksöhe, welche jetzt gekrönt von Truppen erschien.
Genug, meine Attacke hatte den Gegner aufgehalten, in verwirrung
gesetzt und den Unsrigen Zeit gelassen, den Flankenftoß genügend vorzubereiten.
So ganz glatt ging die Geschichte aber doch nicht ab — wenigstens
nicht sür den „sxortslustigen" ksäuxtling. Dex Brigadier hatte unterdessen
seinen Adjutanten entsandt, um auf ihn sahnden zu lassen. Als der ihn
dann glücklich nach angestrengtem Mrschen etwa einen Ailometer weit
von dem punkte, da die Komxagnie hätte ansetzen sollen, entdeckte, that
er noch höchlichst beleidigt, daß man so wenig Vertrauen zu seinen tak-
tischen Leistungen habe.
Als der Adjutant ihm den Fall nun klar auseinandersetzte, kam es
sogar zu einem kleinen Vortwechsel, bei dem der ksauptmann vorerst natürlich
die Ueberlegenheit über den Leutnant bewahrte. Lr vergaß dabei ganz,
daß man sehr unklug handelt, wenn man einen Adjutanten zu reizen sich
unterfängt.
Nach der Aritik bekam er denn auch vom Regiment einen miß-
billigenden Blick und vom Major einige „freundschaftliche" Lehren von der
Sorte, die der Tivilmensch Nasen heißt.
Ich dagegen war der Lseld des Tages. Der Brigadier drückte mir
die ksand, das Regiment stieß abends beim Diner, das uns alle vereinte,
ostentativ mit mir an, der Uiajor flüsterte einige sreundliche worte und
die Aameraden gratulierten mir.
Zweifel.
Freund (zuni Raufmann): „Nimm Löwy als prokurist, der ist tüchtig und
gescheitl"
Aausmann: „N)ie heißt, wie kann er sein ä gescheiter Mensch, wenn er
schon zum drittenmal verheiratet istl"
Vei Mllionärs.
Millionär (zur Tochter): „ksier hast Du den neuesten Gothaischen ksof-
kalender — such Dir einen Grafen herausl"
verantwortlichcr Rcdakteur: Max Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, bcide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für Lserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Etzlingen.
Meggendorfers Humoristische Btätter.
(Klosse.
^c^er alles, was er weiß, auch sagt,
c§Ks Nnd alles schilt, was ihm mißfällt,
Und alles, was ihn drückt, auch klagt,
ksat keinen Freund bald auf der lVelt.
Julius Bentzinger.
der Tiese in mühsamem Gänsemarsch aufwärts strebte. Schnellfeuer und
Bajonett-Attacke. Ls juckie den Aerls schon in allen Fingern.
Da erscheint die Grdonnanz wieder bei mir, ganz außer Atem. Ich
reiße dem Mann das Louvert aus den Fingern und lese: „kserr Leutnantl
Ich hatte 5ie zum Rekognoszieren ausgesandt und Ihnen keineswegs den
Auftrag erteilt, mir gute Ratschläge zu erteilen. Uebrigens kann das
lcdiglich eine seindliche s>atrouille sein, die sich vor Ihnen besindet. Ich
ziehe mich mit der Kompagnie mehr nach rechts, dem Feuer entgegen."
Ich stehe noch ganz starr über diesen Bescheid, als mich plötzlich eine
Stimme ansxricht: „Na, Lserr Leutnant! lvas machen Sie denn eigent-
lich hier?"
Ls war der Brigadier, der jetzt stirnrunzelnd meinen Bericht, sowie
die Stilprobe des Aeltesten in Lmpfang nimmt.
„Und was gedenken Sie zu thun?"
„Schnellseuer — Bajonettl"
Lin gewichtiges Aopfnicken, das Schnellseuer xrasselt auf die noch
immer in langsamer Bewegung auswärts strebenden Gegner. Dann geht's
mit „hurra" dazwischen.
Aolbenstöße, blutige Nasen, Flüche, unbeschreibliche Verwirrung.
Lines jener prächtigen Bilder, die die Felddienstordnung zwar verpönt, die
aber der Armee erhalten bleiben werden, so lange es Ukanöver gibt.
lvie aus dem Boden gewachsen, erscheinen die Schiedsrichter, welche
sich bekanntlich immer dort vorfinden, wo man sie am wenigsten erwartet.
Selbftverständlich ward ich scharf ins Gebet genommen, wie ich zu
der bodenlosen Frechheit käme, mit einem Zuge ein ganzes Bataillon prueter
propter gleich einem klässenden Dorfköter anzuhalten. Ich blieb die Antwort
aber nicht schuldig, sondern verwies stolz wie ein Spanier mit dem Degen
auf die ksöhe, welche jetzt gekrönt von Truppen erschien.
Genug, meine Attacke hatte den Gegner aufgehalten, in verwirrung
gesetzt und den Unsrigen Zeit gelassen, den Flankenftoß genügend vorzubereiten.
So ganz glatt ging die Geschichte aber doch nicht ab — wenigstens
nicht sür den „sxortslustigen" ksäuxtling. Dex Brigadier hatte unterdessen
seinen Adjutanten entsandt, um auf ihn sahnden zu lassen. Als der ihn
dann glücklich nach angestrengtem Mrschen etwa einen Ailometer weit
von dem punkte, da die Komxagnie hätte ansetzen sollen, entdeckte, that
er noch höchlichst beleidigt, daß man so wenig Vertrauen zu seinen tak-
tischen Leistungen habe.
Als der Adjutant ihm den Fall nun klar auseinandersetzte, kam es
sogar zu einem kleinen Vortwechsel, bei dem der ksauptmann vorerst natürlich
die Ueberlegenheit über den Leutnant bewahrte. Lr vergaß dabei ganz,
daß man sehr unklug handelt, wenn man einen Adjutanten zu reizen sich
unterfängt.
Nach der Aritik bekam er denn auch vom Regiment einen miß-
billigenden Blick und vom Major einige „freundschaftliche" Lehren von der
Sorte, die der Tivilmensch Nasen heißt.
Ich dagegen war der Lseld des Tages. Der Brigadier drückte mir
die ksand, das Regiment stieß abends beim Diner, das uns alle vereinte,
ostentativ mit mir an, der Uiajor flüsterte einige sreundliche worte und
die Aameraden gratulierten mir.
Zweifel.
Freund (zuni Raufmann): „Nimm Löwy als prokurist, der ist tüchtig und
gescheitl"
Aausmann: „N)ie heißt, wie kann er sein ä gescheiter Mensch, wenn er
schon zum drittenmal verheiratet istl"
Vei Mllionärs.
Millionär (zur Tochter): „ksier hast Du den neuesten Gothaischen ksof-
kalender — such Dir einen Grafen herausl"
verantwortlichcr Rcdakteur: Max Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, bcide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für Lserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Etzlingen.