Meggendorfers Humoristische Blätter
7l
Das (Kleichnis.
as war der Ritter Dieterich,
Der hatt' ein Riechhorn seltsainlich;
Ls ragte in die Luft hinein
Als wie „ins Neer der Runenstein",
lVenn Morgen- oder Abendrot
Und wie er einmal trabt durchs Feld,
Sein Nachbar Uz sich ihm gesellt,
Der gar zu gern sich gütlich thät
Im Spott ob Dietrichs Riechgerät.
Sie tauschen Gruß mit Artigkeit
Und reiten schweigend Seit' an Seit',
Bis, ein Gespräch in Fluß zu bringen,
Lserr Dietrich preist der Lerche Singen . . .
„Ach ja!" gibt Ritter Uz zurück
Und solgt der Lerche mit dem Blick,
„Dem vöglein möchte ich zum Spaß
Vergleichen Lure edle — Nas':
Auch diese, wie man sehen kann,
Lsegt ein Verlangen himmelan,
Und wie ich sie so vor mir schaue,
Verliert auch sie sich schon — ins Blaue . . ."
verstummt ist Ritter Dieterich,
Das Gleichnis wurmt ihn sürchterlich;
Da plötzlich seine Ritterfaust
Mit lVucht an Uzens Riechzeug saust.
Der schreit: „Zum Teusel, was ist das?I"
Und sährt vom Roß ins grüne Gras.
„Tin Lerchentriller war's, mein Lieber,
So nennt man jetzt — die Nasenstüberl"
Georg Kiesler.
Der Zarier unö öer Dampföagger.
um erstenmal in seinem Leben kam der wackere Bauer
Peter mit seiner braven Frau Marianne in eine große
norddeutsche Ljasenstadt. Unterdessen die Frau in einem
Laden einige Tinkäufe besorgte, spazierte er gemächlich am lsafen
umher und betrachtete die Schiffe und alles sonst Sehenswerte.
plötzlich geriet er ins äußerste Erstaunen beim Anblick eines
Dampsbaggers, welcher draußen auf dem lVasser in voller Thätig-
keit war.
„Das ist doch kurios," murmelte er. „Ich kann's wahr-
haftig gar nicht begreisen."
Tndlich nahm er bedächtig seinen Ualkstummel aus dem
Mund, steckte ihn in die Tasche und fing an zu zählen: „Tins
— zwei — drei — vier — sünf — sechs — sieben — acht —
neun — zehn — elf — —"
Und so immer sort.
„Feine Ligarrenl" schrie ihn nach einer halben Ninute ein
jugendlicher ambulanter lsändler an. „Echte ljavanasl Das
ganze halbe Dutzend nur dreißig pfennige! Aaufen Sie
welche, mein lserr?"
„Siebzig — einundsiebzig — zweiundsiebzig —"
„Zweiundsiebzig Stück? Das macht gerade sechs Dutzend.
Sehr wohl, mein Herrl"
„lVeg dal" ries Peter, „ich will keine Tigarren — rauche
immer nur pfeife — neunundachtzig — neunzig — einund-
neunzig —"
Der jugendliche Tigarrenhändler trat einige Schritte zurück,
spitzte die Lippen und pfiff die bekannte schöne Nelodie: „Du
bist verrückt, mein Rindl"
„lsundertundels — hundertundzwölf — hundertunddreizehn"
zählte Peter.
Tine Minute später taumelte ein betrunkener Natrose
herbei und lallte: „kseisal lseisa! Das Geld ist alle, aber der
Durst ist noch lange nicht alle. Bauer, willst Du wohl ein
Glas Grog für mich ausgeben?"
7l
Das (Kleichnis.
as war der Ritter Dieterich,
Der hatt' ein Riechhorn seltsainlich;
Ls ragte in die Luft hinein
Als wie „ins Neer der Runenstein",
lVenn Morgen- oder Abendrot
Und wie er einmal trabt durchs Feld,
Sein Nachbar Uz sich ihm gesellt,
Der gar zu gern sich gütlich thät
Im Spott ob Dietrichs Riechgerät.
Sie tauschen Gruß mit Artigkeit
Und reiten schweigend Seit' an Seit',
Bis, ein Gespräch in Fluß zu bringen,
Lserr Dietrich preist der Lerche Singen . . .
„Ach ja!" gibt Ritter Uz zurück
Und solgt der Lerche mit dem Blick,
„Dem vöglein möchte ich zum Spaß
Vergleichen Lure edle — Nas':
Auch diese, wie man sehen kann,
Lsegt ein Verlangen himmelan,
Und wie ich sie so vor mir schaue,
Verliert auch sie sich schon — ins Blaue . . ."
verstummt ist Ritter Dieterich,
Das Gleichnis wurmt ihn sürchterlich;
Da plötzlich seine Ritterfaust
Mit lVucht an Uzens Riechzeug saust.
Der schreit: „Zum Teusel, was ist das?I"
Und sährt vom Roß ins grüne Gras.
„Tin Lerchentriller war's, mein Lieber,
So nennt man jetzt — die Nasenstüberl"
Georg Kiesler.
Der Zarier unö öer Dampföagger.
um erstenmal in seinem Leben kam der wackere Bauer
Peter mit seiner braven Frau Marianne in eine große
norddeutsche Ljasenstadt. Unterdessen die Frau in einem
Laden einige Tinkäufe besorgte, spazierte er gemächlich am lsafen
umher und betrachtete die Schiffe und alles sonst Sehenswerte.
plötzlich geriet er ins äußerste Erstaunen beim Anblick eines
Dampsbaggers, welcher draußen auf dem lVasser in voller Thätig-
keit war.
„Das ist doch kurios," murmelte er. „Ich kann's wahr-
haftig gar nicht begreisen."
Tndlich nahm er bedächtig seinen Ualkstummel aus dem
Mund, steckte ihn in die Tasche und fing an zu zählen: „Tins
— zwei — drei — vier — sünf — sechs — sieben — acht —
neun — zehn — elf — —"
Und so immer sort.
„Feine Ligarrenl" schrie ihn nach einer halben Ninute ein
jugendlicher ambulanter lsändler an. „Echte ljavanasl Das
ganze halbe Dutzend nur dreißig pfennige! Aaufen Sie
welche, mein lserr?"
„Siebzig — einundsiebzig — zweiundsiebzig —"
„Zweiundsiebzig Stück? Das macht gerade sechs Dutzend.
Sehr wohl, mein Herrl"
„lVeg dal" ries Peter, „ich will keine Tigarren — rauche
immer nur pfeife — neunundachtzig — neunzig — einund-
neunzig —"
Der jugendliche Tigarrenhändler trat einige Schritte zurück,
spitzte die Lippen und pfiff die bekannte schöne Nelodie: „Du
bist verrückt, mein Rindl"
„lsundertundels — hundertundzwölf — hundertunddreizehn"
zählte Peter.
Tine Minute später taumelte ein betrunkener Natrose
herbei und lallte: „kseisal lseisa! Das Geld ist alle, aber der
Durst ist noch lange nicht alle. Bauer, willst Du wohl ein
Glas Grog für mich ausgeben?"