(06
Meggendorfers Humoristische Blätter.
Verbtümt.
Fremder <in der SMnmerfrische): „Ich bin hier vier wochen zur Erholung, Meifter,
da können 5ie mich jeden Tag rasieren kommen!"
Dorfbader: „Ieden Tag? Merden Sie das auch aushalten?"
^Retrachtung.
^ s hat so mancher Lhrenmann
Gft nicht, daß er sich nähren kannl
Und mancher Gauner —:
Der fritzt Ravaunerl
Äipfel.
— „Ist chrau Mnller wirklich solche ge-
sürchtete Gistzunge?"
— „Und obl Die soll noch im 5chlafe
— klatschen."
Tadel.
^^^enn einer tadelt frei,
gilt er gern für grob;
Zollt einer aber laut
Ein unverdientes Lob
Und fordert NUderspruch
Durch ossenen Rontrast —
Lr schadet mehr und wird
Nicht halb soviel gehaßt.
_ O. Jegerl.
Noch größerer Schah.
hause): „wenn uns nur kein Schurke
ansällt l . . Ich habe tausend Mark
bei mirl"
Meier: „Und ich sogar einen Lsaus-
schlüsselll"
Die AatLenimpfung.
ieber Schatz," sagte mein Mann zu mir, als wir etliche
UDochen nach unserer ksochzeit mit einem lieben Gaste
recht gemütlich in der Dämmerstunde beisammen saßen, „es
ist immer besser, man ist auf ein mögliches Unheil vorbereitet,
damit einen sein Tintritt nicht vollends darniederwirst; ein
Nervenchok ist immer eine mißliche Sache, auch sür den Arzt.
Also laß Dir sagen," verkürzte er seine vorbereitungsrede, da
ich vor Schrecken bereits die Farbe wechselte, „ich habe eine Tante,
eine Tante von hoffentlich seltenen Ligenschaften; ihre hervor-
ragendfte darunter ist ihr Nerwandjschastsgesühl und diesem
dürsten wir in Bälde ihren Besuch verdanken. So ein Feld
der Thätigkeit wie bei uns findet sich nicht bald wieder: eine
neugegründete ksäuslichkeit, eine — natürlich nur in ihren
Augen — junge, unpraktische Frau, — also wappne Dich, lieber
Schatz, ich habe meine Ahnungen und die sagen mir, daß über
kurz oder lang Tante Tini bei uns einsallen wird."
„Aber wir haben sie doch gar nicht eingeladenl"
„Rind, auf das hat sie auch noch nie gewartet, sonst müßte
ste wohl immer zu kjaus bleiben. Aber laß gut sein, wir wollen
uns verbünden und was ich zur Gegenwehr thun kann, das
soll geschehen; Lseinz wird mir schon helsen, wenn mich meine
eigene Macht und Phantasie im Stich läßt, gelt Alter?"
kseinz Tilgner, Lmils intimster Freund, war seit einigen
Tagen bei uns zu Besuch und griff das angeregte Thema mit
vergnügen aus: was sie alles thun wollten, um die kjeim-
suchung nach Möglichkeit abzukürzen — ich war starr über das
Maß von Bosheit, das die beiden Männer nun offenbarten in
ihren plänen, denn was Emil von ihren Besuchen bei anderen
Verwandten erzählte, hielt ich natürlich für Uebertreibung.
Ich sollte bald anderer Meinung werden.
Ts war noch keine woche seit obigem Gespräch vergangen,
als mir Lmil mit komisch-tragischer Gebärde einen Bries über-
reichte: er enthielt die Anzeige von Tante Tinis Ankunst.
Lmil wurde darin gebeten, sie ja gewiß vom Bahnhos abzu-
zuholen, und so machte er sich also resigniert aus den !Veg.
Neugierig sahen bseinz und ich zum Fenster hinaus, als
rasselnd ein Fiaker vor unserem Lsaus bsalt machte. Du lieber
kjimmell Drei Koffer, etliche kjutschachteln, Schirmfutterale,
plaids, Luftpolster — Lmil saß halb vergraben unter diesen
Schätzen aus dem Rücksitz und bekam erst Luft, als der Kutscher
anfing, den lvagen auszuräumen. Dann schälte sich aus einem
alten türkischen Shawl die Erwartete heraus: eine hagere, eckige
Person mit olivfarbenem Gesicht und einer Stimme — der
robuste Kutscher duckte sich, so oft sie ihm mit einem Kommando-
wort ein Gepäckstück auflud.
„Also das ist Deine Frau? Ich habe sie mir wohl ganz
anders vorgestellt, Du hast ja immer für üxpige Blondinen
geschwärmt, lieber Neffe — weißt Du noch, auf dem Ball in
L . . . ?" und kichernd zeigt sie zwei Reihen Zähne wie um-
gefallene Grabsteine und klopfte Lmil, der vor Zorn kalkweiß
wird, auf die Schulter. „Aber das macht nichts, mein liebes
Kind, ich hoffe mich bei Tuch recht wohl zu sühlen und will
mich schon nützlich machen, Dein Mann wird einen sirmen
Assistenten an mir haben."
„pardon, liebe Tante, aber sür solche Lsilfeleistungen habe
Meggendorfers Humoristische Blätter.
Verbtümt.
Fremder <in der SMnmerfrische): „Ich bin hier vier wochen zur Erholung, Meifter,
da können 5ie mich jeden Tag rasieren kommen!"
Dorfbader: „Ieden Tag? Merden Sie das auch aushalten?"
^Retrachtung.
^ s hat so mancher Lhrenmann
Gft nicht, daß er sich nähren kannl
Und mancher Gauner —:
Der fritzt Ravaunerl
Äipfel.
— „Ist chrau Mnller wirklich solche ge-
sürchtete Gistzunge?"
— „Und obl Die soll noch im 5chlafe
— klatschen."
Tadel.
^^^enn einer tadelt frei,
gilt er gern für grob;
Zollt einer aber laut
Ein unverdientes Lob
Und fordert NUderspruch
Durch ossenen Rontrast —
Lr schadet mehr und wird
Nicht halb soviel gehaßt.
_ O. Jegerl.
Noch größerer Schah.
hause): „wenn uns nur kein Schurke
ansällt l . . Ich habe tausend Mark
bei mirl"
Meier: „Und ich sogar einen Lsaus-
schlüsselll"
Die AatLenimpfung.
ieber Schatz," sagte mein Mann zu mir, als wir etliche
UDochen nach unserer ksochzeit mit einem lieben Gaste
recht gemütlich in der Dämmerstunde beisammen saßen, „es
ist immer besser, man ist auf ein mögliches Unheil vorbereitet,
damit einen sein Tintritt nicht vollends darniederwirst; ein
Nervenchok ist immer eine mißliche Sache, auch sür den Arzt.
Also laß Dir sagen," verkürzte er seine vorbereitungsrede, da
ich vor Schrecken bereits die Farbe wechselte, „ich habe eine Tante,
eine Tante von hoffentlich seltenen Ligenschaften; ihre hervor-
ragendfte darunter ist ihr Nerwandjschastsgesühl und diesem
dürsten wir in Bälde ihren Besuch verdanken. So ein Feld
der Thätigkeit wie bei uns findet sich nicht bald wieder: eine
neugegründete ksäuslichkeit, eine — natürlich nur in ihren
Augen — junge, unpraktische Frau, — also wappne Dich, lieber
Schatz, ich habe meine Ahnungen und die sagen mir, daß über
kurz oder lang Tante Tini bei uns einsallen wird."
„Aber wir haben sie doch gar nicht eingeladenl"
„Rind, auf das hat sie auch noch nie gewartet, sonst müßte
ste wohl immer zu kjaus bleiben. Aber laß gut sein, wir wollen
uns verbünden und was ich zur Gegenwehr thun kann, das
soll geschehen; Lseinz wird mir schon helsen, wenn mich meine
eigene Macht und Phantasie im Stich läßt, gelt Alter?"
kseinz Tilgner, Lmils intimster Freund, war seit einigen
Tagen bei uns zu Besuch und griff das angeregte Thema mit
vergnügen aus: was sie alles thun wollten, um die kjeim-
suchung nach Möglichkeit abzukürzen — ich war starr über das
Maß von Bosheit, das die beiden Männer nun offenbarten in
ihren plänen, denn was Emil von ihren Besuchen bei anderen
Verwandten erzählte, hielt ich natürlich für Uebertreibung.
Ich sollte bald anderer Meinung werden.
Ts war noch keine woche seit obigem Gespräch vergangen,
als mir Lmil mit komisch-tragischer Gebärde einen Bries über-
reichte: er enthielt die Anzeige von Tante Tinis Ankunst.
Lmil wurde darin gebeten, sie ja gewiß vom Bahnhos abzu-
zuholen, und so machte er sich also resigniert aus den !Veg.
Neugierig sahen bseinz und ich zum Fenster hinaus, als
rasselnd ein Fiaker vor unserem Lsaus bsalt machte. Du lieber
kjimmell Drei Koffer, etliche kjutschachteln, Schirmfutterale,
plaids, Luftpolster — Lmil saß halb vergraben unter diesen
Schätzen aus dem Rücksitz und bekam erst Luft, als der Kutscher
anfing, den lvagen auszuräumen. Dann schälte sich aus einem
alten türkischen Shawl die Erwartete heraus: eine hagere, eckige
Person mit olivfarbenem Gesicht und einer Stimme — der
robuste Kutscher duckte sich, so oft sie ihm mit einem Kommando-
wort ein Gepäckstück auflud.
„Also das ist Deine Frau? Ich habe sie mir wohl ganz
anders vorgestellt, Du hast ja immer für üxpige Blondinen
geschwärmt, lieber Neffe — weißt Du noch, auf dem Ball in
L . . . ?" und kichernd zeigt sie zwei Reihen Zähne wie um-
gefallene Grabsteine und klopfte Lmil, der vor Zorn kalkweiß
wird, auf die Schulter. „Aber das macht nichts, mein liebes
Kind, ich hoffe mich bei Tuch recht wohl zu sühlen und will
mich schon nützlich machen, Dein Mann wird einen sirmen
Assistenten an mir haben."
„pardon, liebe Tante, aber sür solche Lsilfeleistungen habe