Bseggendorfers k>urnoriftiscbe Blälter.
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der allen andern voraus, fuhr vor dem No-
tariatshause vor und sausend ging es sort.
Glückselig brachte der Notar das Skelett
unter Anwendung der allergrößten Sorgsalt
heim, der Saurier wurde mit Schreinerhilfe
in der Kanzlei ausgestellt. Der Notar hielt
wort und ließ seinem Fuhrmann in der
prozeßsache die Anwaltsgebühren nach. So
war beiden Leuten geholsen.
Der Saurier in der Anwaltskanzlei er-
regte in der Bevölkerung des Notariatsbe-
zirkes das größte Aussehen, es sprach alles über
das „Beinltier", von dem man nicht weiß, wie
es bei Lebzeiten ausgesehen haben mag. Für
die Bergbauern galt es bald ausgemacht, daß
der Notar das „Beinlviech" sürs Geschäft
brauche und der Anwalt jetzt seiner Aon-
kurrenz weit über sein müsse. Das sprach sich
im ganzen Bezirk herum, der Zulauf zum
Notar steigerte sich, die Bauern schienen zu
dem rätselhasten 5kelett ein besonderes Zu-
trauen in — Rechtsstreitigkeiten zu haben.
Ia noch mehr; wo immer ein Gebirgler
etwas Skelettartiges fand, trugen die Leute
das „Beinerzeug" in die Notariatskanzlei
und der Beamte hätte einen Rnochenhandel
beginnen können. Anfangs lachte der Notar
und nahm die Gaben entgegen, weil er hosste,
daß vielleicht gelegentlich so ein Bergmensch
doch etwas Altes erwischen und herabbringen
könnte.
An einem Sonntag Normittag saß der
Notar in der Aanzlei und knapp vor Tisch-
zeit erschien zaghaft ein Tinödbauer mit einem
Rechtsanliegen. Leutselig sragte der Notar,
was der Feichtner wünsche.
Der Bauer guckte vorsichtig, sein Blick
suchte das mysteriöse „Beinlviech".
Nun waren aber die hölzernen Stützen
des Skelettes reparaturbedürstig geworden,
der Saurier befand sich unterdessen in einem
andern Gemache.
„I moan, i bin do net rechtl"
„So! warum? Du willst doch zum
Notar?"
„Nal I—I Trlauben S', san Sie der
Ookter mit dem Rhinoceros?"
Lächelnd erwiderte der Notar: „ksör' zu,
Feichtner l wenn sonst niemand in der Aanzlei
ift, wie wir zwei, dann bin ich der Doktor
mit dem — Rhinocerosl"
„Ah so wohl! Dann bin ich doch recht l"
Aber ohne selles viech mag i nixen z' thoan
haben mit Lnkl psiat Gottl"
Bevor der Notar ausgelacht hatte, war
der Bauer schon aus dem Lsause. 5o groß
der Zulaus srüher gewesen, so sehr minderte
sich die praxis, weil das „Rhinoceros" nicht
in der Ranzlei stand. Die Praxis stieg erst
wieder, als die Reparatur besorgt und das
5aurierskelett in der Aanzlei abermals auf-
gestellt wurde. Die Bergbauern hatten eben
großes vertrauen zu diesem juristischen Saurier
Llius Rhinoceros.
verehrer: „Zräulein wanda, Sie — Sie wimmeln ja von Reizen I
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der allen andern voraus, fuhr vor dem No-
tariatshause vor und sausend ging es sort.
Glückselig brachte der Notar das Skelett
unter Anwendung der allergrößten Sorgsalt
heim, der Saurier wurde mit Schreinerhilfe
in der Kanzlei ausgestellt. Der Notar hielt
wort und ließ seinem Fuhrmann in der
prozeßsache die Anwaltsgebühren nach. So
war beiden Leuten geholsen.
Der Saurier in der Anwaltskanzlei er-
regte in der Bevölkerung des Notariatsbe-
zirkes das größte Aussehen, es sprach alles über
das „Beinltier", von dem man nicht weiß, wie
es bei Lebzeiten ausgesehen haben mag. Für
die Bergbauern galt es bald ausgemacht, daß
der Notar das „Beinlviech" sürs Geschäft
brauche und der Anwalt jetzt seiner Aon-
kurrenz weit über sein müsse. Das sprach sich
im ganzen Bezirk herum, der Zulauf zum
Notar steigerte sich, die Bauern schienen zu
dem rätselhasten 5kelett ein besonderes Zu-
trauen in — Rechtsstreitigkeiten zu haben.
Ia noch mehr; wo immer ein Gebirgler
etwas Skelettartiges fand, trugen die Leute
das „Beinerzeug" in die Notariatskanzlei
und der Beamte hätte einen Rnochenhandel
beginnen können. Anfangs lachte der Notar
und nahm die Gaben entgegen, weil er hosste,
daß vielleicht gelegentlich so ein Bergmensch
doch etwas Altes erwischen und herabbringen
könnte.
An einem Sonntag Normittag saß der
Notar in der Aanzlei und knapp vor Tisch-
zeit erschien zaghaft ein Tinödbauer mit einem
Rechtsanliegen. Leutselig sragte der Notar,
was der Feichtner wünsche.
Der Bauer guckte vorsichtig, sein Blick
suchte das mysteriöse „Beinlviech".
Nun waren aber die hölzernen Stützen
des Skelettes reparaturbedürstig geworden,
der Saurier befand sich unterdessen in einem
andern Gemache.
„I moan, i bin do net rechtl"
„So! warum? Du willst doch zum
Notar?"
„Nal I—I Trlauben S', san Sie der
Ookter mit dem Rhinoceros?"
Lächelnd erwiderte der Notar: „ksör' zu,
Feichtner l wenn sonst niemand in der Aanzlei
ift, wie wir zwei, dann bin ich der Doktor
mit dem — Rhinocerosl"
„Ah so wohl! Dann bin ich doch recht l"
Aber ohne selles viech mag i nixen z' thoan
haben mit Lnkl psiat Gottl"
Bevor der Notar ausgelacht hatte, war
der Bauer schon aus dem Lsause. 5o groß
der Zulaus srüher gewesen, so sehr minderte
sich die praxis, weil das „Rhinoceros" nicht
in der Ranzlei stand. Die Praxis stieg erst
wieder, als die Reparatur besorgt und das
5aurierskelett in der Aanzlei abermals auf-
gestellt wurde. Die Bergbauern hatten eben
großes vertrauen zu diesem juristischen Saurier
Llius Rhinoceros.
verehrer: „Zräulein wanda, Sie — Sie wimmeln ja von Reizen I