Meggendorfers Humoristische Blätter.
Werechtigte Nrage.
Direktor: „N)enn ihr mir dieses Stück recht gut spielt, so spendiere ich jedein am nächsten Sonntag ein viertel selbstgekelterten
Apselmost I"
Schauspieler: „Ia, kserr Direktor, wenn wir recht gut spielen, woher nehmen Sie aber dann die Aepfel?"
p-
aufhalten," sagte Dr. Berger, „gehen wir zur Tagesordnung über."
Aber man kann sich viel leichter vornehmen, nicht mehr an
eine Sache zu denken, als diesen Borsatz auch aussühren; am
Nachmittag aus dem Bureau dachte der bserr Doktor doch wie-
der an das p. 6. s. und es xmssierte ihm sogar, daß er mitten
in der Nacht aufwachte und noch lange wach lag, weil die Bedeu-
tung der drei Buchstaben ihn beunruhigte und qualte.
Er stng an, nervös zu werden, er wollte, er mußte Auf-
klärung haben.
Am Abend erschien in dem Brieskasten der Zeitung eine
stngierte Anfrage seitens einer „Leserin": „Aann mir einer der
sreundlichen Leser oder eine der liebenswürdigen Leserinnen
dieses Blattes mitteilen, was aus einer Visitenkarte die Buch-
staben p>. 6. s. bedeuten? Im voraus besten Dank."
Don den „notariell" beglaubigten vierzigtausend Abonnen-
ten des Blattes liefen etwa viertausend Briese ein und in al-
len stand dasselbe: „5ie meinen wohl p. ü p>. L., oder p. p>. c.?
<§in p. cl. s. gibt es nicht; aber wenn es das doch gibt, teilen
Sie es bitte im Briefkasten mit."
Ein Brief nach dem andern slog in den j)apierkorb.
„Es gibt doch ein p. ct. 8.," schreit der Doktor, „ich habe
es nicht einmal, ich habe es dreimal mit eigenen Augen auf
der Aarte gelesen — daß der Schreiber sich verschrieben hat,
ist ausgeschlossen; ein p>. k. geht als Antwort auf meine Rritik
der Herzensmelodien ebensowenig wie ein p. c. oder ein
p. p. c. Das Einfachste wäre, ich suchte in Lrsahrung zu bringen,
wer der Nerfasser der schauderhaften Gedichte sei und schriebe
ihm dann direkt. Aber das geht nicht — soll ich mich dem
aussetzen, daß der Autor zu mir sagt: „was? Sie schreiben
über meine Lieder eine vernichtende Aritik und wissen nicht
einmal, was das p. cl. 8. bedeutet? Das gibt es nicht, wenn
ein Redakteur auch nicht allwissend ist, so muß er sich seinen
Lesern gegenüber doch wenigstens so stellen, als wenn er alles
wüßte."
Und dennoch blieb dem Doktor kein anderer Ausweg,
das sah er mit der Zeit selbft ein. Er nahm seine ganze Energie
zusammen, er wollte nicht mehr an die drei Buchstaben denken,
er schalt sich kindisch und thöricht, daß er sich durch eine so
gleichgültige Sache irgendwie beunruhigen lasse — aber die
schönsten Reden, die er sich hielt, hatten keinen Erfolg. Er
mochte thun, was er wollte, beim Lesen und Schreiben, beim
Spazierengehen und beim Schlafen dachte und träumte er
nichts anderes wie p>. 6. 8. Er sühlte sich körperlich elend —
es mochte an seiner Aonstitution, an seinen durch die viele Arbeit
überreizten Nerven liegen, aber er sühlte, daß er ernstlich krank
werden würde, wenn er nicht endlich Ruhe bekäme.
So kam, was kommen mußte. Eines lNittags ließ sich
Dr. j)aul Berger in der wohnung des Leutnants j?seisfer melden
— der machte ein sehr erstauntes Gesicht, den gefürchteten Kritiker
vor sich zu sehen, dann bat er ihn höflich, jAatz zu nehmen und
sragte nach seinen lvünschen.
„Lassen Sie mich das Ihnen kurz sagen," gab der Doktor
zur Antwort; „Sie sandten mir, nachdem ich Ihr Buch besprochen,
Ihre Nisitenkarte mit den lDorten p. cl. 8. Diese drei Buchstaben
verfolgen mich, sie lassen mir keine Ruhe, ich sehe sie vor mir
Tag und Nacht, ich werde krank, wenn es so weiter geht —
haben Sie lNitleid mit mir und sagen Sie mir: „was bedeutet
p. cl. 8.?" ,
Werechtigte Nrage.
Direktor: „N)enn ihr mir dieses Stück recht gut spielt, so spendiere ich jedein am nächsten Sonntag ein viertel selbstgekelterten
Apselmost I"
Schauspieler: „Ia, kserr Direktor, wenn wir recht gut spielen, woher nehmen Sie aber dann die Aepfel?"
p-
aufhalten," sagte Dr. Berger, „gehen wir zur Tagesordnung über."
Aber man kann sich viel leichter vornehmen, nicht mehr an
eine Sache zu denken, als diesen Borsatz auch aussühren; am
Nachmittag aus dem Bureau dachte der bserr Doktor doch wie-
der an das p. 6. s. und es xmssierte ihm sogar, daß er mitten
in der Nacht aufwachte und noch lange wach lag, weil die Bedeu-
tung der drei Buchstaben ihn beunruhigte und qualte.
Er stng an, nervös zu werden, er wollte, er mußte Auf-
klärung haben.
Am Abend erschien in dem Brieskasten der Zeitung eine
stngierte Anfrage seitens einer „Leserin": „Aann mir einer der
sreundlichen Leser oder eine der liebenswürdigen Leserinnen
dieses Blattes mitteilen, was aus einer Visitenkarte die Buch-
staben p>. 6. s. bedeuten? Im voraus besten Dank."
Don den „notariell" beglaubigten vierzigtausend Abonnen-
ten des Blattes liefen etwa viertausend Briese ein und in al-
len stand dasselbe: „5ie meinen wohl p. ü p>. L., oder p. p>. c.?
<§in p. cl. s. gibt es nicht; aber wenn es das doch gibt, teilen
Sie es bitte im Briefkasten mit."
Ein Brief nach dem andern slog in den j)apierkorb.
„Es gibt doch ein p. ct. 8.," schreit der Doktor, „ich habe
es nicht einmal, ich habe es dreimal mit eigenen Augen auf
der Aarte gelesen — daß der Schreiber sich verschrieben hat,
ist ausgeschlossen; ein p>. k. geht als Antwort auf meine Rritik
der Herzensmelodien ebensowenig wie ein p. c. oder ein
p. p. c. Das Einfachste wäre, ich suchte in Lrsahrung zu bringen,
wer der Nerfasser der schauderhaften Gedichte sei und schriebe
ihm dann direkt. Aber das geht nicht — soll ich mich dem
aussetzen, daß der Autor zu mir sagt: „was? Sie schreiben
über meine Lieder eine vernichtende Aritik und wissen nicht
einmal, was das p. cl. 8. bedeutet? Das gibt es nicht, wenn
ein Redakteur auch nicht allwissend ist, so muß er sich seinen
Lesern gegenüber doch wenigstens so stellen, als wenn er alles
wüßte."
Und dennoch blieb dem Doktor kein anderer Ausweg,
das sah er mit der Zeit selbft ein. Er nahm seine ganze Energie
zusammen, er wollte nicht mehr an die drei Buchstaben denken,
er schalt sich kindisch und thöricht, daß er sich durch eine so
gleichgültige Sache irgendwie beunruhigen lasse — aber die
schönsten Reden, die er sich hielt, hatten keinen Erfolg. Er
mochte thun, was er wollte, beim Lesen und Schreiben, beim
Spazierengehen und beim Schlafen dachte und träumte er
nichts anderes wie p>. 6. 8. Er sühlte sich körperlich elend —
es mochte an seiner Aonstitution, an seinen durch die viele Arbeit
überreizten Nerven liegen, aber er sühlte, daß er ernstlich krank
werden würde, wenn er nicht endlich Ruhe bekäme.
So kam, was kommen mußte. Eines lNittags ließ sich
Dr. j)aul Berger in der wohnung des Leutnants j?seisfer melden
— der machte ein sehr erstauntes Gesicht, den gefürchteten Kritiker
vor sich zu sehen, dann bat er ihn höflich, jAatz zu nehmen und
sragte nach seinen lvünschen.
„Lassen Sie mich das Ihnen kurz sagen," gab der Doktor
zur Antwort; „Sie sandten mir, nachdem ich Ihr Buch besprochen,
Ihre Nisitenkarte mit den lDorten p. cl. 8. Diese drei Buchstaben
verfolgen mich, sie lassen mir keine Ruhe, ich sehe sie vor mir
Tag und Nacht, ich werde krank, wenn es so weiter geht —
haben Sie lNitleid mit mir und sagen Sie mir: „was bedeutet
p. cl. 8.?" ,