Meggendorfers Hurnoriftische BläNer.
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Sie auch schon einmal Lhampagner geirunken, alter Freund?"
Schreiber (glLckseiig lächeind): „Getrunken noch nicht . . . aber
wiffen Sie, vor zwei Iahren ist mir einmal vom Neben-
tische ein Champagnerpfropfen an den Aopf geflogenl"
Ueues Worl.
— „Sie haben also zwei Aerzte?"
— „Ia, leider; die kon — kurieren an mir heruml"
Der weise Äböallah.
wei Meilen entsernt von Bagdad, dem ehemals hochberühmten
Sitze der Kalifen, deren Angedenken Allah segnen möge,
liegt in der Richtung gen Abend in einem freundlichen Thale
das Dörfchen El-Aanor. Dort, am äußersten Ende desselben,
schon halb verschlungen vom dunklen Lypreffenwald, steht einsam
auf einer Anhöhe eine kleine, baufällige ksütte. Daselbst hauste
der greise Abdallah, ein weiser, gottgefälliger Mann, der vor
Iahren aus Bagdad kommend, sich hier angesiedelt hatte, um
fern vom wüsten Getriebe der sündigen welt, ein Allah und
dem Propheten gewidmetes Dasein zu führen.
Lsier lebte er denn auch ausschließlich dem Studium des
Alkoran, verrichtete alltäglich die frommen Uebungen und Gebete,
welche der Prophet befohlen, und bereitete sich still, den dornigen
pfad irdischer Lntbehrungen wandelnd, auf die paradiesischen
wonnen vor, welche Allah — gepriesen sei sein erhabener Namel
— jeglichem Frommen unter den Gläubigen zusagt. —
Selten verließ Abdallah seine Lsütte, noch seltner wagte er
ss, in das benachbarte Dorf herabzugehen. Nicht so sehr die
liast der Iahre und sein körperliches Gebrechen — er war
bucklig und am linken Fuße lahm — hielt ihn davon zurück,
als vielmehr die rohe, zügellose Iugend des Dorfes, welche den
armen, alten Mann, sobald sie seiner nur ansichtig wurde, in
pöbelhaftester weise verhöhnte und verspottete.
wie es genugsam im menschlichen Leben vorkommt, daß
gute, unschuldige Menschen, sobald sie der schönen welt den
Rücken kehren, von jedermann als Sonderlinge verkannt und
verlacht werden, so war es auch hier. Dazu kam noch, daß
Abdallah von der abergläubischen Menge als Zauberer, der mit
der Hölle und bösen Geistern heimlich verkehre, verschrieen war.
Die Alten wichen ihm scheu aus, thaten ihm aber nichts zu-
leide; denn sie hatten Lhrfurcht vor seinem weißen Bart. Nicht
so die Iungen.
Zeigte er sich einmal in der Dorfstraße, so befand er sich
binnen kurzem in einem dichten Schwarm kleiner und großer
Bengel, die vor und hinter ihm herliefen, ihn unaufhörlich
unter ohrenzerreißendem Lärm mit den rohesten Schimpfnamen
rufend, so daß der Greis nur mit Mühe seinen N?eg fortsetzen
konnte.
Wiewohl er mit der stoischen Ruhe eines weisen diese Un-
bilden über sich ergehen ließ, so vergällten sie ihm dennoch so
manche Stunde, und vergeblich zerbrach er sich den Ropf, wie
er dem Unfug am besten begegnen und die frevelhafte Rotte
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Sie auch schon einmal Lhampagner geirunken, alter Freund?"
Schreiber (glLckseiig lächeind): „Getrunken noch nicht . . . aber
wiffen Sie, vor zwei Iahren ist mir einmal vom Neben-
tische ein Champagnerpfropfen an den Aopf geflogenl"
Ueues Worl.
— „Sie haben also zwei Aerzte?"
— „Ia, leider; die kon — kurieren an mir heruml"
Der weise Äböallah.
wei Meilen entsernt von Bagdad, dem ehemals hochberühmten
Sitze der Kalifen, deren Angedenken Allah segnen möge,
liegt in der Richtung gen Abend in einem freundlichen Thale
das Dörfchen El-Aanor. Dort, am äußersten Ende desselben,
schon halb verschlungen vom dunklen Lypreffenwald, steht einsam
auf einer Anhöhe eine kleine, baufällige ksütte. Daselbst hauste
der greise Abdallah, ein weiser, gottgefälliger Mann, der vor
Iahren aus Bagdad kommend, sich hier angesiedelt hatte, um
fern vom wüsten Getriebe der sündigen welt, ein Allah und
dem Propheten gewidmetes Dasein zu führen.
Lsier lebte er denn auch ausschließlich dem Studium des
Alkoran, verrichtete alltäglich die frommen Uebungen und Gebete,
welche der Prophet befohlen, und bereitete sich still, den dornigen
pfad irdischer Lntbehrungen wandelnd, auf die paradiesischen
wonnen vor, welche Allah — gepriesen sei sein erhabener Namel
— jeglichem Frommen unter den Gläubigen zusagt. —
Selten verließ Abdallah seine Lsütte, noch seltner wagte er
ss, in das benachbarte Dorf herabzugehen. Nicht so sehr die
liast der Iahre und sein körperliches Gebrechen — er war
bucklig und am linken Fuße lahm — hielt ihn davon zurück,
als vielmehr die rohe, zügellose Iugend des Dorfes, welche den
armen, alten Mann, sobald sie seiner nur ansichtig wurde, in
pöbelhaftester weise verhöhnte und verspottete.
wie es genugsam im menschlichen Leben vorkommt, daß
gute, unschuldige Menschen, sobald sie der schönen welt den
Rücken kehren, von jedermann als Sonderlinge verkannt und
verlacht werden, so war es auch hier. Dazu kam noch, daß
Abdallah von der abergläubischen Menge als Zauberer, der mit
der Hölle und bösen Geistern heimlich verkehre, verschrieen war.
Die Alten wichen ihm scheu aus, thaten ihm aber nichts zu-
leide; denn sie hatten Lhrfurcht vor seinem weißen Bart. Nicht
so die Iungen.
Zeigte er sich einmal in der Dorfstraße, so befand er sich
binnen kurzem in einem dichten Schwarm kleiner und großer
Bengel, die vor und hinter ihm herliefen, ihn unaufhörlich
unter ohrenzerreißendem Lärm mit den rohesten Schimpfnamen
rufend, so daß der Greis nur mit Mühe seinen N?eg fortsetzen
konnte.
Wiewohl er mit der stoischen Ruhe eines weisen diese Un-
bilden über sich ergehen ließ, so vergällten sie ihm dennoch so
manche Stunde, und vergeblich zerbrach er sich den Ropf, wie
er dem Unfug am besten begegnen und die frevelhafte Rotte