Meggendorfers Humoristische Blätter.
s55
Zll'unrmiert.
(<Lin Bubenstreich.)
r
„Aber, cherr Doktor! . .
iKetrachtung.
E?nendlich wertvoll ist die Zeit,
was ist dagegen eine Uhrl
Doch straft den Uhrendieb man nur;
wer uns die Zeit stiehlt, bleibt geseit. Nn.
Der versehte Arack.
iyumoreske von C. A. Hennig.
nastasius Schmidt, vulgo Faßl, ein lustiger Bruder Stu-
dio, war nicht nur in den lvirtshäusern der kleinen
Universitätsstadt lv. ein gern gesehener und ständiger Gast,
sondern, in letzterer Beziehung wenigstens, auch im — versatz-
haus. Ls gibt nichts, was er je besessen hatte, das er nicht
hätte „studieren" lassen, meistens allerdings mit dem Lrfolg,
daß es aus Nimmerwiedersehen dahin ging, sobald es die ^for-
ten dieser öffentlichen lvohlthätigkeitsanstalt hinter sich hatte.
Aber endlich schlug auch in Faßls Leben die verhängnis-
volle Stunde, wo er nichts mehr zu versetzen hatte. Das letzte,
was den wohlbekannten lveg gewandert war, war ein sunkel-
nagelneuer Frack gewesen, den ihm sein „Alter" hatte machen
lassen, weil der würdige Filius erklärt hatte, endlich ins Lxamen
steigen zu wollen. Da aber der ffeißige Student die Prosessoren
und diese den ffeißigen Studenten nicht kannten, so beschloß
Faßl in richtiger Lrkenntnis dieses Mißverhältnisses, mit dem
Eramen noch so lange zu warten, bis die notwendige gegen-
seitige Bekanntschaft herbeigeführt sein würde. Da nun dieser
wackere Lntschluß einen funkelnagelneuen Frack als unverant-
wortlichen Luxus erscheinen ließ, so konnte der allzeit xraktische
Faßl nichts besseres thun, als ihn zu versetzen. llnd er that
es und erhielt bare zehn Mark dafür.
In demselben verhältnis aber, in dem die versatzobjekte
abnahmen, nahm Faßls Durst zu, und so sehr er auch sein ar-
mes kjirn zermarterte, es wollte ihm kein Ausweg einfallen,
wie er zu einigen blanken lNoneten kommen könne. Auch seine
Aommilitonen waren sämtlich abgebrannt, eine zwar betrübende,
aber nichtsdestoweniger häufige Thatsachel
Da blitzte ein Gedanke durch Faßls Kopf. Ls mußten
doch seiner Rechnung nach bereits die sechs Monate vorüber
sein, innerhalb welcher der Frack hätte wieder ausgelöst werden
müssen? lNit bebenden lsänden suchte er den versatzzettel —
richtig — gestern war der letzte Termin gewesen und übermor-
gen würde der Frack versteigert werden.
Iubel im Burschenbusen eilte Faßl zu Ljumxen, seinem
Intimus.
„lsurra, wir kriegen Geld I" rief er schon von weitem. Das
war ein lvort, das zündetel lvie elektrisiert sprang kjumpen
auf und umarmte gerührt seinen lieben Freund.
„lsat Dein Alter sich erweichen lassen?"
„Niemals I"
„Ist ein Gnkel von Dir gestorben?"
„Ljab'ichnichtI Aberübermorgen wirdmeinFrackversteigert."
„Ach, so l" Ljumpens Begeisterung hatte einen gewaltigen
Dämpfer erhalten.
„Der Mehrerlös muß mindestens zehn Mark betragen,"
tröstete Faßl.
„Du bist also entschlossen, ihn verfallen zu lassen?"
„Das ist schon geschehen. Aber selbst, wenn es noch nicht
der Fall wäre, würde ich es thun. Ia, ich brenne förmlich da-
Abonnement-Einladung auf die Weggendorfer KLätter.
Mit nächstrr Nmniner brginnk rin nrurs Nuarkal (45. Kand) und rrsuchrn wir unsrrr verrhrlichrn
Abonnrnkrn ihrr Vrstrllungrn sofork ;u rrnrurrn, dumik in drr rrgrlmätzigrn Zusrndung krinr Verchgrrung
rinkrikk. — Prris pro Nuarkal (13 Nummrrn) Mk. 3.—., in Vestrrrrich-Ungarn Nr. 3.60, bri allrn Buch-
und Nunsthsmdlungrn, Zrstungs-Exxrdikionrn und PostLmkrrn.
Kei dirrkter Zusendung unter Kreujdand: In Drukschland 3 Mk. 25 Pfg., in Vrflrrrrich-Nngarn Rr. 4.—,
ins Nusland Mk. 3.60 — 4 Franr» 50 Cks. — Einxrlnr Nummrr 30 Pfrnnig oder 36 Hrllrr.
München, Etzlingen, Wien I.»
CrMioil lier Meggenliolsel Klötler.
s55
Zll'unrmiert.
(<Lin Bubenstreich.)
r
„Aber, cherr Doktor! . .
iKetrachtung.
E?nendlich wertvoll ist die Zeit,
was ist dagegen eine Uhrl
Doch straft den Uhrendieb man nur;
wer uns die Zeit stiehlt, bleibt geseit. Nn.
Der versehte Arack.
iyumoreske von C. A. Hennig.
nastasius Schmidt, vulgo Faßl, ein lustiger Bruder Stu-
dio, war nicht nur in den lvirtshäusern der kleinen
Universitätsstadt lv. ein gern gesehener und ständiger Gast,
sondern, in letzterer Beziehung wenigstens, auch im — versatz-
haus. Ls gibt nichts, was er je besessen hatte, das er nicht
hätte „studieren" lassen, meistens allerdings mit dem Lrfolg,
daß es aus Nimmerwiedersehen dahin ging, sobald es die ^for-
ten dieser öffentlichen lvohlthätigkeitsanstalt hinter sich hatte.
Aber endlich schlug auch in Faßls Leben die verhängnis-
volle Stunde, wo er nichts mehr zu versetzen hatte. Das letzte,
was den wohlbekannten lveg gewandert war, war ein sunkel-
nagelneuer Frack gewesen, den ihm sein „Alter" hatte machen
lassen, weil der würdige Filius erklärt hatte, endlich ins Lxamen
steigen zu wollen. Da aber der ffeißige Student die Prosessoren
und diese den ffeißigen Studenten nicht kannten, so beschloß
Faßl in richtiger Lrkenntnis dieses Mißverhältnisses, mit dem
Eramen noch so lange zu warten, bis die notwendige gegen-
seitige Bekanntschaft herbeigeführt sein würde. Da nun dieser
wackere Lntschluß einen funkelnagelneuen Frack als unverant-
wortlichen Luxus erscheinen ließ, so konnte der allzeit xraktische
Faßl nichts besseres thun, als ihn zu versetzen. llnd er that
es und erhielt bare zehn Mark dafür.
In demselben verhältnis aber, in dem die versatzobjekte
abnahmen, nahm Faßls Durst zu, und so sehr er auch sein ar-
mes kjirn zermarterte, es wollte ihm kein Ausweg einfallen,
wie er zu einigen blanken lNoneten kommen könne. Auch seine
Aommilitonen waren sämtlich abgebrannt, eine zwar betrübende,
aber nichtsdestoweniger häufige Thatsachel
Da blitzte ein Gedanke durch Faßls Kopf. Ls mußten
doch seiner Rechnung nach bereits die sechs Monate vorüber
sein, innerhalb welcher der Frack hätte wieder ausgelöst werden
müssen? lNit bebenden lsänden suchte er den versatzzettel —
richtig — gestern war der letzte Termin gewesen und übermor-
gen würde der Frack versteigert werden.
Iubel im Burschenbusen eilte Faßl zu Ljumxen, seinem
Intimus.
„lsurra, wir kriegen Geld I" rief er schon von weitem. Das
war ein lvort, das zündetel lvie elektrisiert sprang kjumpen
auf und umarmte gerührt seinen lieben Freund.
„lsat Dein Alter sich erweichen lassen?"
„Niemals I"
„Ist ein Gnkel von Dir gestorben?"
„Ljab'ichnichtI Aberübermorgen wirdmeinFrackversteigert."
„Ach, so l" Ljumpens Begeisterung hatte einen gewaltigen
Dämpfer erhalten.
„Der Mehrerlös muß mindestens zehn Mark betragen,"
tröstete Faßl.
„Du bist also entschlossen, ihn verfallen zu lassen?"
„Das ist schon geschehen. Aber selbst, wenn es noch nicht
der Fall wäre, würde ich es thun. Ia, ich brenne förmlich da-
Abonnement-Einladung auf die Weggendorfer KLätter.
Mit nächstrr Nmniner brginnk rin nrurs Nuarkal (45. Kand) und rrsuchrn wir unsrrr verrhrlichrn
Abonnrnkrn ihrr Vrstrllungrn sofork ;u rrnrurrn, dumik in drr rrgrlmätzigrn Zusrndung krinr Verchgrrung
rinkrikk. — Prris pro Nuarkal (13 Nummrrn) Mk. 3.—., in Vestrrrrich-Ungarn Nr. 3.60, bri allrn Buch-
und Nunsthsmdlungrn, Zrstungs-Exxrdikionrn und PostLmkrrn.
Kei dirrkter Zusendung unter Kreujdand: In Drukschland 3 Mk. 25 Pfg., in Vrflrrrrich-Nngarn Rr. 4.—,
ins Nusland Mk. 3.60 — 4 Franr» 50 Cks. — Einxrlnr Nummrr 30 Pfrnnig oder 36 Hrllrr.
München, Etzlingen, Wien I.»
CrMioil lier Meggenliolsel Klötler.