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Meggendorfers Humoristische Blätter.
Der schlaue „Dber."
Geheimrätin (mit fünfTöchtern): „!serr Gberkellner, schafsen 5ie
unser Gexäck herunter; wir bleiben nicht bei Ihnen."
Gberkellner: „Sehr wohl, meine Gnädige; darf ich Ihnen den
bestellten Käse drüben im wintergarten servieren lassen,
rechts, in der V erlobungsnische Nr. 3?"
Die Töchter unisono: „Mama, wir bleibenl"
Lebensbild.
iMrält mancher sich für ein großes Genie
Und sieht nach seiner Philosophie
Die ganze !Velt voll Narren.
Doch sonderbar: die „Narren" ringsum,
Die glauben von ihm hinwiederum,
Lr trüg' im Gehirn einen Sxarren.
Nur wer die Menschen auch menschlich nimmt
Und kampffroh hinaus ins Leben schwimmt,
wird sich die Nlelt ersiegen.
Lr findet dann schon auf solcher Fahrt
Manch Liland für seine Sonderart
Zum Rasten — doch nicht zum verliegenl
Ernst Weber.
-»4--
Mn klemes Alißverstänönis.
<Z6ei Rats war heute die erste Abendgesellschaft in der Saison.
Rlein, aber feinl — Fünf bis sechs kferren der Beamten-
honoratioren. Ltwas steif, doch dafür hatte man die Genug-
thuung, daß im ganzen Städtchen mehrere wochen vor und nach-
her dieser Tercle das Gesxrächsthema bildete. wie exakt die
Dienerschaft der Frau Rat eingeschult sei, wie alles am Schnürchen
ginge — leise, ohne daß man der Lfausfrau die geringste Mühe
anmerkte, ihre Aufmerksamkeit den Gästen zuzuwenden. — Ia,
das war, weil Rats aus der kfauxtstadt kamenl —
Diesmal atmete jedoch die Frau Rätin erleichtert auf, als
der erste und zweite Gang glücklich vorüber waren. Das Stuben-
mädchen war nämlich denselben Tag xlötzlich an einer heftigen
Zahngeschwulst erkrankt, und da es nicht schicklich ist, mit ge-
schwollener Backe zu servieren, beschloß man nach langem Hin-
undherüberlegen,dem „Reserl," einer Schwester des Stubenmädchens
und eben vom Lande kommend, ein weißes Schürzchen vorzu-
binden, ein ditto Lsäubchen aufzusetzen, ihr noch aufzutragen, mit
den dicken, genagelten Landschuhen so leise als möglich aufzutreten
und, nachdem sie auch den üblichen bföflichkeitsknix gelernt, war
sie für den Notfall wohl eingeschult. Trotzdem hatte die Frau Rätin
nur mit halbem Ghr der soeben erzählten, etwas länglichen Iagd-
geschichte des Lferrn Amtmanns zugehört. — Nach dem zweiten
„Gang" ersuchte der kferr Bezirkshauptmann das Reserl, ihm
wasser zu bringen, worauf dieses mit Anixen verschwand, zum
größten Schrecken der bfausfrau bald darauf wieder erscheinend,
das Glas mit lvasser ohne Untertasse fest umklammert. Ach, ein
so großer Formfehler würde sich bald im ganzen Städtchen her-
umsprechenl Dann wäre es mit dem Renommee vorbei für immerl
Doch gelang es der Rätin noch schnell dem Mädchen leise zuzu-
flüstern, sie müsse das lvasser auf einem Teller bringen, und in
dem Glauben, das Mädchen habe sie richtig verstanden, schenkte
sie nunmehr ihre ganze Aufmerksamkeit der Iagdgeschichte des
kserrn Amtmannes. — Unbemerkt von ihr kam Reserl endlich
wieder mit dem Teller zur Thüre herein. — Da, erst leises
unterdrücktes Richern und dann plötzlich laut hinschallendes all-
gemeines Gelächterl . . .
Die arme Rätin hätte in den Boden versinken mögen, denn
mit einem Blick ward ihr die ganze unsterbliche Blamage klar.
— Das Reserl hatte zwar diesmal dem kferrn Bezirkshauptmann
das wasser auf einem Teller gebracht, jedoch — ohne Glas
ü la ollien. R.
Der Zimmerarrest und feine Nolgen.
„Zwei Stunden eingesperrt bei der kfitzel" — „Ziehen
wir uns einmal etwas ausl —
So, jetzt halt nur schön ruhig, derLeopard wird gleich fertig seinl"
„So, nun den Tigerl" — „lvie das kitzeltl"
„Kinder, jetzt könnt ihr herausl" — — „Ietzt mögen
wir nicht, wir spielen wilde Tiere auf Sumatral"-
Meggendorfers Humoristische Blätter.
Der schlaue „Dber."
Geheimrätin (mit fünfTöchtern): „!serr Gberkellner, schafsen 5ie
unser Gexäck herunter; wir bleiben nicht bei Ihnen."
Gberkellner: „Sehr wohl, meine Gnädige; darf ich Ihnen den
bestellten Käse drüben im wintergarten servieren lassen,
rechts, in der V erlobungsnische Nr. 3?"
Die Töchter unisono: „Mama, wir bleibenl"
Lebensbild.
iMrält mancher sich für ein großes Genie
Und sieht nach seiner Philosophie
Die ganze !Velt voll Narren.
Doch sonderbar: die „Narren" ringsum,
Die glauben von ihm hinwiederum,
Lr trüg' im Gehirn einen Sxarren.
Nur wer die Menschen auch menschlich nimmt
Und kampffroh hinaus ins Leben schwimmt,
wird sich die Nlelt ersiegen.
Lr findet dann schon auf solcher Fahrt
Manch Liland für seine Sonderart
Zum Rasten — doch nicht zum verliegenl
Ernst Weber.
-»4--
Mn klemes Alißverstänönis.
<Z6ei Rats war heute die erste Abendgesellschaft in der Saison.
Rlein, aber feinl — Fünf bis sechs kferren der Beamten-
honoratioren. Ltwas steif, doch dafür hatte man die Genug-
thuung, daß im ganzen Städtchen mehrere wochen vor und nach-
her dieser Tercle das Gesxrächsthema bildete. wie exakt die
Dienerschaft der Frau Rat eingeschult sei, wie alles am Schnürchen
ginge — leise, ohne daß man der Lfausfrau die geringste Mühe
anmerkte, ihre Aufmerksamkeit den Gästen zuzuwenden. — Ia,
das war, weil Rats aus der kfauxtstadt kamenl —
Diesmal atmete jedoch die Frau Rätin erleichtert auf, als
der erste und zweite Gang glücklich vorüber waren. Das Stuben-
mädchen war nämlich denselben Tag xlötzlich an einer heftigen
Zahngeschwulst erkrankt, und da es nicht schicklich ist, mit ge-
schwollener Backe zu servieren, beschloß man nach langem Hin-
undherüberlegen,dem „Reserl," einer Schwester des Stubenmädchens
und eben vom Lande kommend, ein weißes Schürzchen vorzu-
binden, ein ditto Lsäubchen aufzusetzen, ihr noch aufzutragen, mit
den dicken, genagelten Landschuhen so leise als möglich aufzutreten
und, nachdem sie auch den üblichen bföflichkeitsknix gelernt, war
sie für den Notfall wohl eingeschult. Trotzdem hatte die Frau Rätin
nur mit halbem Ghr der soeben erzählten, etwas länglichen Iagd-
geschichte des Lferrn Amtmanns zugehört. — Nach dem zweiten
„Gang" ersuchte der kferr Bezirkshauptmann das Reserl, ihm
wasser zu bringen, worauf dieses mit Anixen verschwand, zum
größten Schrecken der bfausfrau bald darauf wieder erscheinend,
das Glas mit lvasser ohne Untertasse fest umklammert. Ach, ein
so großer Formfehler würde sich bald im ganzen Städtchen her-
umsprechenl Dann wäre es mit dem Renommee vorbei für immerl
Doch gelang es der Rätin noch schnell dem Mädchen leise zuzu-
flüstern, sie müsse das lvasser auf einem Teller bringen, und in
dem Glauben, das Mädchen habe sie richtig verstanden, schenkte
sie nunmehr ihre ganze Aufmerksamkeit der Iagdgeschichte des
kserrn Amtmannes. — Unbemerkt von ihr kam Reserl endlich
wieder mit dem Teller zur Thüre herein. — Da, erst leises
unterdrücktes Richern und dann plötzlich laut hinschallendes all-
gemeines Gelächterl . . .
Die arme Rätin hätte in den Boden versinken mögen, denn
mit einem Blick ward ihr die ganze unsterbliche Blamage klar.
— Das Reserl hatte zwar diesmal dem kferrn Bezirkshauptmann
das wasser auf einem Teller gebracht, jedoch — ohne Glas
ü la ollien. R.
Der Zimmerarrest und feine Nolgen.
„Zwei Stunden eingesperrt bei der kfitzel" — „Ziehen
wir uns einmal etwas ausl —
So, jetzt halt nur schön ruhig, derLeopard wird gleich fertig seinl"
„So, nun den Tigerl" — „lvie das kitzeltl"
„Kinder, jetzt könnt ihr herausl" — — „Ietzt mögen
wir nicht, wir spielen wilde Tiere auf Sumatral"-