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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 46.1901 (Nr. 549-561)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16556#0020
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rNeggendorfers Hurnoristische Blätter.

^arum öer L>err Aegistrator kein Mer bekam.

a, meine Lserren, 's ist eine schöne Sache um einen guten
Durst, wenn rnan 'was Gutes zu trinken hatl" erzählt
der kserr Registrator am Stammtische. „lvenn man
aber, so wie ich heuer im Iuli — Sie erinnern sich ja an die
Bärenhitze — vier Stunden lang bergaus, bergab gelaufen ist,
endlich eine xrächtige lvaldschenke vor sich liegen sieht, das
Rlaxxern der Bierdeckel hört, und dennoch nichts zu trinken
kriegt, das ist zum Lsaarausraufen für den, der noch welche hat.

Lasfen Sie sich aber erzählen, wie das gekommen istl Ich
sehe also die waldschenke — es war Sonntag und es wimmelte
dort von Menschen — erwische einen leeren Stuhl und lasse
mich schweißtriefend und lechzend vor Uurst daraus nieder.

,kserzerl/ sag' ich zu einer Rellnerin im Rosenkleide, chringen
S' inir eine Maß oder mich trisstjder Schlagü

Dann warte ich geduldig, mich auf das Labsal sreuend,
lege meinen Strohhut ab und trockne mir die Stirne.

Bald daraus kommt auch meine Rellnerin, eine Ladung von
Arügen schleppend, sieht mich an und — eilt vorbei.

Na, denk' ich mir, die hat sicher vergessen, und weil g'rad'
eine andre vorbeikam, ein recht snetter, blonder Käfer, bestelle
ich bei der mein Bier.

Nun hielt ich's aber nicht mehr aus, ich mußte meine
perücke herunternehmen. Litel bin ich nicht, und Not kennt
kein Gebot.

Ach, wie das wohl thatl während.ich mir mit dem Sack-
tuche über das kahle ksaupt wische, kommt auch schon die Blonde

I. Brunswick.

mit dem Bier g'rad' aus mich zu, stutzt aber, und ist im nächsten
Augenblick wieder verschwunden.

Verblüsft schau' ich ihr nach. Sie sieht sich überall um und
entschwindet dann meinen Blicken.

Das war mir zu dumml Ich trommle mit meiner Tabak-
dose auf den Tisch, daß alles erschreckt verstummte und eine
neue Kellnerin, aber eine alte vettel, herbeistürzte.

,Liebes Aind/ sag' ich, ,ich hab' schon zweimal Bier bestellt,
und man bringt mir keines. Erbarmen Sie sich einer durstigen
Seelell

,Gleich soll'n S' ein's haben/ schreit sie und läuft fort.

Mittlerweile hatte ich mich etwas abgekühlt und ich setze
meine sderücke wieder auf.

Es dauert ziemlich lange, endlich aber kommt die Alte mit
einem Rruge schäumenden Bieres.

Ich will mit beiden ksänden zugreifen, da schaut sie mich
an, rust: bestellt! und — hast es nicht g'seh'n, siehst es nicht
auch — ist sie weg.

Nun war's mir aber zu tolll

,Lntweder kriegt man hier ein Bier, oder man kriegt keinsl
Dann sxerrt die Bude zull schrei' ich, daß alles aufhorchte, und
der wirt herbeistürzte.

,Seit einer halben Stunde sitz' ich hier, bei drei Aellnerinnen
hab' ich Bier bestellt, und keine bringt mir's. N)as ist denn
das sür eine wirtschaft?'

,Iesses, das is ja der kserr mit der jderücken, seit einer
viertelstunde such' ich Sie schon — da is Ihr Bierll ruft in
diesem Augenblicke die blonde Kellnerin.
 
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