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Meggendorfers Humoristische Blätter.
Als ich die Ligarre zur Hälfte geraucht hatte, war ich doch schon verschlungen.
Tparsam wie ich bin, habe ich sie^im Magen der 5chlange fertig geraucht, was
dem Reptil aber derartige
Uebelkeiten verursachte, daß — es mich schleunigst wieder ausspie.
ZeiLungsbericht anno 2000.
Als Auriosum sei erwähnt, daß sich unter
den zweihundert Bewerbern um die Bürger-
meisterstelle auch zwei männliche befanden.
Zosbaft.
^^in Freund trifft einen Dichter,
Der kaum noch stehen kann.
„Wo haft du denn den Rausch her?"
Fragt er erftaunt den Mann.
„VHI" lallt der Dichter selig:
„Das ist doch sonnenklar:
Ich habe heut' vertrunken
Nkein jüngstes Lsonorar."
Da sagt der andre lachend:
„Das hätt' ich nicht geglaubt,
Daß dich das Glasel jDilsner
Des Gleichgewichts beraubt."
Paul Donat.
Die chigarre war nämlich — ein Weihnachtspräsentl 5o haben auch die !Veih-
nachtseigarren ihr Gutes."
(brößte Verwünfchung.
„Einen langlebigen Lrbonkel verdienten
Sie, der zugleich Ihr Vordermann wärel"
Kbeiner Zrrtum.
— „Mama, was ist das für ein Räfer?"
— „Lin Schwabe."
— „V Gott, und Tante Aurelie will einen
Schwaben heiraten?!"
Alein Zunge.
ie freute ich mich seiner Zeit, als es ein Iunge warl
„Nur kein Mädchen l" war mein ständiges Morgen-
und Abendgebet gewesen.^Mädchen sind schrecklich!
Man wird so früh alt neben ihnen, während ein Sohn konser-
viert und immer einen gewissen Nimbus verleiht. lNan kommt
sich heldenhafter vor, auch klingt „lNutter und Sohn" unstreitig
bedeutender, als „lNutter und Tochter."
Als mein lNann starb, schloß ich mich um so fester an den
Iungen an und gab mich glänzenden Zukunftsträumen hin, zu
welchen sein zärtliches Gemüt mich auch vollkommen berechtigte.
lvie herrlich mußte es sein, sich später mit dem hübschen,
großen Iungen zeigen zu könnenl Sicher würde es ein beneidens-
wert inniges Verhältnis zwischen uns beiden werdenl lNan
spielt Sechsundsechzig mit ihm, läßt stch von ihm vorlesen, geht
mit ihm ins Theater und übergibt ihm die ksausschlüssell Das
Aufschließen ist ein schreckliches Stück Arbeit, zumal im lVinter,
wenn man durch die dünnen Glaees den eisigen Thürdrücker
fühltl Der Iunge wird es sich zur Ehre schätzen, seiner Nutter
alle Unbequemlichkeiten abzunehmen. —
Solange ksans ein „kfänschen" war, konnte man fich denn
auch kein liebenswürdigeres Rind denken. lvir waren in der
That unzertrennlich und kein Dienstbote hielt es, dank meiner
mütterlichen Fürsorge, länger als einen Monat in unserem Hause
aus. Trotzdem, glaube ich, hat sich kein Iunge in seinem un-
bewachten Rindesleben mehr Risfe und Schrammen beigebracht,
als der meine.
Als Tertianer machte er den ersten Fluchtversuch von der
mütterlichen Schürze. Tr wünschte nicht mehr „bjans" genannt
zu werden, sondern mit dem vollftändigen Namen „Iohannes".
Ferner gab er mir zu verstehen, daß Mütter nicht immer er-
wünscht sind. Dies geschah gelegentlich eines Aussluges in die
märkische Schweiz, welchen die Schüler in Begleitung eines Lehrers
unternahmen.
Selbstredend hatte ich meinen Lsans bisher auf allen Fahrten
begleitet, obgleich ich unterwegs aus der Angst nicht herauskam.
Ts ist ja auch unglaublich, wie unvorsichtig solche Iungens sindl
Trinken, wenn sie heiß sind, ist das lVenigste l Aus lauter
Großthuerei machen sie Schwimmwetten, oder klettern auf die
Bäume oder legen sich über Abgründen platt auf den Bauch,
daß einem bei dem lebensgefährlichen Anblick die Haare zu
Berge stehen. Die gewissenhaftesten Lehrer können es einem
nicht verdenken, wenn man über seinen Linzigsten wachtl Sie
entschädigen einen nicht, wenn etwas passiert. Auch sieht eine
Mutter auf jeden Fall schärser.
Ain Morgen des betreffenden Tages trete ich also gerüstet
ins lVohnzimmer, wo mein Sohn sich eben die Nütze aussetzt.
Als er mich sieht, nimmt er ste wieder ab und legt sie auss
Fensterbrett.
Meggendorfers Humoristische Blätter.
Als ich die Ligarre zur Hälfte geraucht hatte, war ich doch schon verschlungen.
Tparsam wie ich bin, habe ich sie^im Magen der 5chlange fertig geraucht, was
dem Reptil aber derartige
Uebelkeiten verursachte, daß — es mich schleunigst wieder ausspie.
ZeiLungsbericht anno 2000.
Als Auriosum sei erwähnt, daß sich unter
den zweihundert Bewerbern um die Bürger-
meisterstelle auch zwei männliche befanden.
Zosbaft.
^^in Freund trifft einen Dichter,
Der kaum noch stehen kann.
„Wo haft du denn den Rausch her?"
Fragt er erftaunt den Mann.
„VHI" lallt der Dichter selig:
„Das ist doch sonnenklar:
Ich habe heut' vertrunken
Nkein jüngstes Lsonorar."
Da sagt der andre lachend:
„Das hätt' ich nicht geglaubt,
Daß dich das Glasel jDilsner
Des Gleichgewichts beraubt."
Paul Donat.
Die chigarre war nämlich — ein Weihnachtspräsentl 5o haben auch die !Veih-
nachtseigarren ihr Gutes."
(brößte Verwünfchung.
„Einen langlebigen Lrbonkel verdienten
Sie, der zugleich Ihr Vordermann wärel"
Kbeiner Zrrtum.
— „Mama, was ist das für ein Räfer?"
— „Lin Schwabe."
— „V Gott, und Tante Aurelie will einen
Schwaben heiraten?!"
Alein Zunge.
ie freute ich mich seiner Zeit, als es ein Iunge warl
„Nur kein Mädchen l" war mein ständiges Morgen-
und Abendgebet gewesen.^Mädchen sind schrecklich!
Man wird so früh alt neben ihnen, während ein Sohn konser-
viert und immer einen gewissen Nimbus verleiht. lNan kommt
sich heldenhafter vor, auch klingt „lNutter und Sohn" unstreitig
bedeutender, als „lNutter und Tochter."
Als mein lNann starb, schloß ich mich um so fester an den
Iungen an und gab mich glänzenden Zukunftsträumen hin, zu
welchen sein zärtliches Gemüt mich auch vollkommen berechtigte.
lvie herrlich mußte es sein, sich später mit dem hübschen,
großen Iungen zeigen zu könnenl Sicher würde es ein beneidens-
wert inniges Verhältnis zwischen uns beiden werdenl lNan
spielt Sechsundsechzig mit ihm, läßt stch von ihm vorlesen, geht
mit ihm ins Theater und übergibt ihm die ksausschlüssell Das
Aufschließen ist ein schreckliches Stück Arbeit, zumal im lVinter,
wenn man durch die dünnen Glaees den eisigen Thürdrücker
fühltl Der Iunge wird es sich zur Ehre schätzen, seiner Nutter
alle Unbequemlichkeiten abzunehmen. —
Solange ksans ein „kfänschen" war, konnte man fich denn
auch kein liebenswürdigeres Rind denken. lvir waren in der
That unzertrennlich und kein Dienstbote hielt es, dank meiner
mütterlichen Fürsorge, länger als einen Monat in unserem Hause
aus. Trotzdem, glaube ich, hat sich kein Iunge in seinem un-
bewachten Rindesleben mehr Risfe und Schrammen beigebracht,
als der meine.
Als Tertianer machte er den ersten Fluchtversuch von der
mütterlichen Schürze. Tr wünschte nicht mehr „bjans" genannt
zu werden, sondern mit dem vollftändigen Namen „Iohannes".
Ferner gab er mir zu verstehen, daß Mütter nicht immer er-
wünscht sind. Dies geschah gelegentlich eines Aussluges in die
märkische Schweiz, welchen die Schüler in Begleitung eines Lehrers
unternahmen.
Selbstredend hatte ich meinen Lsans bisher auf allen Fahrten
begleitet, obgleich ich unterwegs aus der Angst nicht herauskam.
Ts ist ja auch unglaublich, wie unvorsichtig solche Iungens sindl
Trinken, wenn sie heiß sind, ist das lVenigste l Aus lauter
Großthuerei machen sie Schwimmwetten, oder klettern auf die
Bäume oder legen sich über Abgründen platt auf den Bauch,
daß einem bei dem lebensgefährlichen Anblick die Haare zu
Berge stehen. Die gewissenhaftesten Lehrer können es einem
nicht verdenken, wenn man über seinen Linzigsten wachtl Sie
entschädigen einen nicht, wenn etwas passiert. Auch sieht eine
Mutter auf jeden Fall schärser.
Ain Morgen des betreffenden Tages trete ich also gerüstet
ins lVohnzimmer, wo mein Sohn sich eben die Nütze aussetzt.
Als er mich sieht, nimmt er ste wieder ab und legt sie auss
Fensterbrett.