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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 46.1901 (Nr. 549-561)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16556#0046
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Meggendorfers ^urnoristische Blütter.

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reparaturbedürftige pofftionslaterne mit sich brachte. Denn er
kannte den sprachgewandten Thedje Düßler schon seit vielen Iahren.

„Ooocl morninZ, KLpp'n, ftocv clo ^ou clo? Is fte lun-
tern tcvei? I.et me see," rief Thedje dem Rapitän entgegen;
und während er die Laterne sachverständig untersuchte, fuhr er
sort: „V/öll, vc'öll, I unclerstancl vuIIIcLrnen, fte OLcftt sitt fa.8t.
jler — I am ver^ sorr^ — ftoar is nix di to moken — cle
screvv is full^ in'n Tutt. I can't delp it, L8 cla.t icft en nie^en
screvv insetten ctdei. I brinZ ji cle lantern büt Obencl
Kloclc seven torüZ^."

„^IIriZbt," sagte der Rapitän — Thedje verabschiedete
sich mit einem „Ooocl b^e" und stieg in Lsein Drögemüllers Iolle.

Am nächsten Dampser, einem Franzosen, konnte Thedje
keine Gelegenheit erspähen, um an Bord zu gelangen. Lr ließ
daher ein kräftiges „Hallo

Matrose sichtbar ward, fragte ihn Thedje: „kLrler-vous
fran^Lis?"

„Oui, monsieur," antwortete der Angeredete.

„Oenn smeet mi mol en Tauenn clobl," sagte Thedje,
indem er mit der Lsand erst auf sich zeigte und dann auf das
Schiff hinauf wies. — Der Franzose verstand und ließ das ge-
wünschte Tauende herab, an welchem Thedje an Oeck klettern
konnte.

Nachdem er bei Abwicklung seiner Geschäfte auf dem sran-
zösischen Schiff den Beweis erbracht hatte, daß er das gallische
Idiom ebenso beherrschte, wie das angelsächsische, ließ sich Thedje
zum nächsten Dampfer rudern, der hoch, hoch aus dem wasser
empor ragte, weil er entlöscht war. Die Schiffstreppe war nicht
tief genug herab gelassen, so daß fie sür Thedje unerreichbar war.
erschallen, und als daraushin ein ^ — Gben über die Bordwand des Damxfers, welcher keine

Flagge zeigte, blickte mit phleg-
matischem Gesichtsausdruck ein
Matrose, der seinen Aopf auf
die beiden Riesenfäuste gestützt
und die Ellenbogen aus die
Reeling aufgelegt hatte.

„kse sall dat Fallreep en
beten rünnerloten," sagte Hein
Drögemüller.

„Io, jo," nickte Thedje Düßler und schrie zu
dem lNanne hinauf. „Oo ^ou 8p6Lb en^Iisk?"
Der Mann schüttelte verneinend den Kops.
„?LrIer-vou8 fran^Lis ?" — Der Mann
schifttelte den Ropf.

„karlL itLÜLno, LiZnore?" — Aopfschüt-

Thedje versuchte es schwedisch, norwegisch,
dänisch, spanisch, portugiesisch, holländisch,
russisch — Antwort immer nur Ropfschütteln.

„Dunnerslag, wat en rammdösigen Rnecht
is dat," sagte Thedje. „De versteiht mien
Tag goar nix. Segg, kjein, wat mokt wi,
dat wi dat Fallreep rünnerkregen?"

ksein Drögemüller, welcher den verständi-
gungsversuchen mit ungestörter Seelenruhe
zugehört hatte, meinte ohne eine Miene zu
verziehen: „Berlicht is de Rirl en Iappenees
— srog em moll"

„In düffe Sprok hebb ich
mien Studien noch nich aff-
sloten," bemerkte Thedje
brummig, und dann richtete
er verzweiflungsvoll den sra-
genden Ausruf gen kftmmel:
„Ier — wat büst nu all för'n
Landsmann doar boven?I"

„L en Mecklenborger,"
erfolgte im tiefsten Baß die
Antwort aus dem Munde des
Matrosen.

„ksal—lool" ries Thedje
aus und sah seinen Freund
^ein Drögemüller verblüfft
an, der ohne mit der wim-
per zu zucken den weisen
Rat verlautbarte:

„Denn probeer dat mol
mit en deftigen Muul vull
j)latt, Thedje." Terutas.


Sle (rauchendp „Schau nur, ich kann den Rauch auch durch die Nase lassen
Er. „wundert mich gar nicht . . . bei einem Drachen."
 
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