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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 46.1901 (Nr. 549-561)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16556#0052
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ff8

Meggendorsers Humoristische Blätter.



Aögeöliht.

— „Mein FrLulein, möchten Sie nicht
die Sonne meines Lebens sein?"

— „Gewiß möchte ich das I lvie glück-
lich wäre ich, zwanzig Nillionen
Meilen von Ihnen jetzt entfernt zu
seinl"

Der angeltellte Dichter.

^^c'ie hat's mein Freund gut auf der Welt:

Lr ist als Dichter angestellt
Und kriegt Gehalt, bestimmtes.

Ich muß mich plagen früh und spat,
Schick bald an dies, an jenes Blatt:

Man nimmt es nicht — man nimmt es.

Und doch — heut' auf dem Kanapee
Streck' ich die Beine in die ksöh',

Kann träumen, schwärmen, lachen.

Der arme Rerl der darf das nicht,

Ls ist ja fällig sein Gedicht,

Der muß ja verse machen.

Ist ihm auch miserabel heut',

Thut nichtsl Singt von Glückseligkeit
Nur sleißiger und reger.

Schlägt ^agel ihm die Fenster ein,
Schnell zwanzig verse Sonnenschein,

So will's der bserr verleger.

Nein, Freund, ich neide dich nicht mehr,
Mir scheint dein Amt jetzt viel zu schwer
Für mich — das Blättlein wandt' sich.
Am Lrsten bist du besser dran,

Doch ich — ich bin ein freier Mann
Die andern neunundzwanzig.

Und wenn ich durch die Straßen geh'
Und an dem Schneiderladen seh':

„Nach Maß in zwanzig Stundenl" —

Da schlägt mir höher doch der Sinn,

Daß Uünstler ich geblieben bin.

Leb wohll Bleib mir verbunden.

Berthold Kühnert.

Älosse.

'E^o die Alugheit endet, die Dummheit beginnt?

Man ist um die Antwort verlegen,

U)eil allzuviel Menschen zu finden sind,

Die sich an der Grenze bewegen. W.

Im Raufpro^eß.

Richter: „Behaupten können Sie es also nicht, daß es der
bsuberbauer war, welcher Ihnen bei der Rauferei die Nase
abgebissen hat?"

Zeuge: „Nee, behaupten kann ich's nicht; aber ich trau's
ihm zu, dem hungrigen Kerll"

Darm allerdmgs.

Madaine: „Der Iunge hat wohl nett ausgesehen, wie er in
den Graben gefallen war?"

Dienstmädchen: „Na, ich sage Ihnen, Madame . . . er hat
sogar selbst gewünscht, gewaschen zu werden!"

(Letroffen.

Lina, die Tochter des Direktors einer Hypothek- und wechsel-
bank hat sich nunmehr zum viertenmal verlobt. Lin paar
Tage nach Bekanntwerden der verlobung treffen sich zwei ihrer
Freundinnen.

— „Du höre nur, Lina hat nun schon den vierten Bräutigam."

— „weiß schon; Lsypothek- und wechselbalgl"

Derantwortlicher Redakteur: Max Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart
)n Vefterreich-Ungarn für kserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in wien I
Vrrlag von I. F. Schretber in München und Etzlingen.
 
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