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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 46.1901 (Nr. 549-561)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16556#0112
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s08

INeggen-orfers Lfumoristische Blätter

,cherthal" ries er erstaunt und sah ste unt bewundernden
Blicken an.

Läcbelnd, ihres Triumphes sich bewußt, sagte sie: „Nun,
ick scheine doch einiqen Tindruck aus ?ich zu inachen."

Glückstrahlend kain er zu ihr heran und küßte ihr galant
dic kleine, weiche Nand.

„cherr Baron, sühren 5ie mich zu Tisch," besahl sie init
qraziösein Lächeln, „wenn der Doktor jetzt nicht koinint, mus; er
essen, was übrig bleibt."

„Gewiß, gewiß!" pslichtete er ihr bei, nahin ihren Arin,
küßte ihn, und dann geleitete er sie zu Tische.

Und nun saßen sie sich gegenüber und taselten; aber nicht
so, wie es bisher innner geschehen war, nein, jetzt beobachteten
sie sich wieder mit den Blicken, mit denen sie sich manchmal
in der ersten glücklichen Brautzeit angesehen hatten, jetzt war
er wieder der galante Ritter, der sich nicht genug thun konnte,
seiner Dame das 5chönste und Beste zu sagen und ihr jeden
kvunsch von den Lippen abzulesen — und als dann der 5ekt
kam und ihnen das perlende Feuer in die Aöpse stieg, da zog
er sie in seine Arme und herzte und küßte sie.

Und so mitten im süßen Liebestaumel sragte sie ihn: „Nun
sei einmal ehrlich, chritz! Ist's denn nicht viel schöner, wenn
man alles, was man zum Lebensglück braucht, im eigenen
Isause bei der eigenen Frau findet?"

Ua sragte er ein wenig unruhig: „tl?as — was willst
Du denn damit sagen, Schätzchen?"

Und sie sagte lächelnd: „Glaubst Uu denn wirklich, ich hätte
gar nichts gemerkt?"

5prachlos starrte er sie an.

„Nein, mein Bester, ich weiß alles I Aber auch alles I
Denn die Dame, die Du Dir eingeladen hattest, war srüher meine
Friseuse, und als Du sie vorgestern wieder trasst, und zu einem
Rendezvous bestelltest, da kam sie gleich daraus zu mir und er-
zählte mir alles brühwarm wieder. Na, was sagst Du jetzt?!"

Er aber war dermaßen beschämt, daß er überhaupt nichts
sagte, sondern reuevoll sein Gesicht in ihren 5choß legte.

Im nächsten Augenblick jedoch lagen sich beide in den Armen.

Vorüber.

W^un sind die letzten Liebespfänder
UUt kühlem Gruß zurückgetauscht,
Zerschnitten all die zarten Bänder,

Die süßen Lieder all verrauscht.

Verglüht die sonnenhellen Stunden,

Der Uüsse rote L-eligkeitl —

Nur Tines noch hält uns verbunden:

Die alte Schuld, das alte Leid!

Reinhard Volker.

Bhantasievoller Zusammenbang.

A. : „Der Gras v. F. muß schon recht viele Schulden haben!"

B. : „woraus schließen Sie das?"

A.: „Tr betrachtet so wehmütig den Rangierbahnhosl"

Variante.

Sie: „Nicht wahr, Männchen, Du kaufst mir doch den pracht-
vollen neuen !sut?"

Tr: „lVirklich — lveib, Du bist die Krone der?Schröpsung."

Mßverstanden.

- „Ich möchte Zacherlin haben."

- „chür wieviel?"

„Gezählt hab' ich sie noch nicht."

Lack und — Spiritus.

^itz>o mancher zeigt von außen nur
chochelegante politur,

Benimmt sich höflich und geziert
Ulit einem Worte: „5chön lackiert."

Doch wenn er Tins getrunken hat,

Dann ist sein Äuß'res minder glatt;

Dann zeigt sich gar ein rauher Aern
Bei diesem sonst so seinen !serrn.

Der grobe Alotz, das wahre „Ich",

Im Alkohol entxuppt es sich

Von „Lack" und „sdolitur" entblößt -

Die hat der 5piritus gelöst!

Willy von Wegern.

Der schlaue Äisbär.

Tierbändiger: „)ch hatte einst einen Tisbären, der
alles, was mir bisher an Tierschlauheit unterkam, überbot.
Ich sperrte ihn einmal, um ihn zu strasen, in den geheizten
Schlangenkäfig und erhofste mir große tVirkung von dieser
Strafe. —s-lVas thut aber der Rerl?I . . .



Zieht sich ganz gemütlich seinen sdelz arvs und hängt
ihn an einen Nagel!"

Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In G e st e r r e i ch - A n g a r n sür Iferausgabe und Redaktion verantwortlich : Robert Mohr in lVien I.
Verlag nvn I. F. Schrribrr in Mnnchrn und Csilingrn.
 
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