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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 46.1901 (Nr. 549-561)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16556#0127
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iNeggendorfers Hurnoriftische Blälter.

„Aber der Iubilar/ schrieb ich gemächlich weiter,
„sah sauer in die Welt, und sein linker Backen war
dick, als hätte ihn einer geohrfeigt."

„Gho l" sagte der Nond.

„lNan konnte auch gar nicht wissenl Hatte er
doch eben erst wieder eine geschlagene Nacht überall
zugebracht, nur nicht dort, wo er hingehört , und
wenn einer Schleichwege geht, kann ihm mancherlei
zustoßen l"

Ich hatte das bloß so hingeschrieben, um dem
Monde seiner überflüssigen Bemerkungen wegen eins
zu versetzen, und war daher ganz erstaunt, als er
plötzlich kleinlaut herunter flüsterte: „Um Gottes
willen, verraten Sie mich nichtl Ich dachte nun,
kein Nensch hätte was gefehenl"

„Ial" rief ich großartig zurück, obschon ich
von allem keine Ahnung hatte, „da sehen Sie wieder
einmal, daß es besfer ist, mit unsereinem auf gutem
Fuße zu stehn l Doch ich verspreche Ihnen, reinen
Mund zu haltenl"

„Ach l" fagte der Mond mit einem tiefen, herz-
lichen Seufzer, „wer kann für die Liebe!"

„Das ist allerdings richtig!" xflichtete ich ihm bei.

„Sehen Sie," suhr er zutraulicher fort, „da
stand sie nun jeden Abend am ksimmel und warf
mir Rußhändchen zu. Ich habe schließlich doch auch
Lmpfindungen I — Nun war es gerade die Nacht
der Sonnenwende und also die beste Gelegenheit.
Denn Nutter Erde, meine alte Nama, ist von Rosen-
duft und Iohannisseuer dann so selig berauscht, daß
ihr die Glühfunken vor den Augen tanzen und sie
genug mit sich selber zu thun hat, nicht über die
Sterne zu stolpern. Und auch heute gerade war
venus schöner und ihr Außhändchen verheißungs-
voller als je. Also ich stahl mich davon und spitzte
unterwegs schon die Lippen — "

Der Nond verstummte und sein Backen schien
noch dicker als zuvor.

„Das übrige weiß ich," tröstete ich ihn, „es
kann jedem pasfieren!"

„M dieser Nars!" räsonnierte der Nond, „dieser
lumpige Leutnant!"

„Ia sreilich I" bemerkte ich ernsthaft, „es ist
ein böses Ding um die Eifersucht! — Uebrigens,
daß die beiden es miteinander haben, das wußten
wir Dichter schon langel"

„M über euch I" seuszte der gute Nond, „ihr
seid wahrhaftig gefährliche Leute, und man möchte
wohl, aber man kann nicht" — er lächelte schalkhaft
— „man kann euch nicht böse seinl"

Boesie und A'rofa.

<A>u hast den letzten Ton gespielt,
^ Das pianino ruht,
verklungen ist Dein holder Sang,
verstummt der Töne Flut.

Boelre und A'rofa.

Goldfäden zogen durch dein Spiel,
Das mir zum Lserzen quoll.
lvie Abendglockenruf erklang
Dein Schlußaccord in Moll.

G! führe unser Lebensschiff
Aus jener Töne See
Und ließe eilends hinter sich
Des Daseins bitt'res Weh.

Doch leider ist das Instrument
Gepfändet vom Gericht,

Und morgen wird es — abgeholt,
Gb unser bserz auch bricht.

Paul Donar.
 
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