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Bleggendorsers L) u m o ri st isch e Blätter
ber lieber Reinbard kaum Iliittagbrot gegessen und
schon wieder sort? i?o gönn' L>ir doch einmal ein
Stündchen Ruhe!"
Der Ariminalkoinmissär Reinhard chalby reckte sich zu ganzer
Größe auf und sah seine Gattin mit unergründlichem Lächeln an.
„Nein liebes Aind — der nächtliche Einbruch bei Aober-
stein und 5öhne ist leider aus rassinierte Weise wiederholt wor-
den — man hat mir den Fall übergeben — Du weißt, daß ich
alles daranseßen muß, die abgeseimten 5pitzbuben zu erwischen."
Lr sah flüchtig auf den Regulator. „!salb zwei? — Schön!
Ltwas Ieit wäre ja noch da > Ich werde mich also hier in
die Sosaecke setzen, daß Du meine Gegenwart in vollen Zügen
genießen kannst!" scherzte er.
„Ich wünsche nur, daß Du ruhst, Männchen; plaudern
kann ich sowieso nicht mit Dir, solange die ksalunkengeschichte
noch nicht erledigt ist!"
„warum?" sragte der Aommissär erstaunt.
„warum?" wiederholte die junge Frau vorwurssvoll, „weil
Du immer ganz geistesabwesend bist. Bereits beim Lssen teilte
ich Dir mit, daß Mama heute geschrieben hat. Du sragtest
mich gleich daraus, von wem ich das Schweinefleisch jetzt kause
^ und dabei hatten wir doch Aalbsbraten! — lllama meldet
sich sür Donnerstag an. Sie schreibt sehr liebenswürdig und
schickt uns gleichzeitig ihr Bild."
Falby war höchst unangenehm überrascht.
„Donnerstag — also übermorgen ? Das geht nicht lhortense,
das geht nicht! Du mußt sosort abschreiben! Mich stört alles —
jeder Gast, jede chliege — Deine INama soll ein andermal kommen I"
'Bch hätte doch mehr Rücksicht erwartet, Reinhard!"
„Derzeih, liebe chortense; wie Dir bekannt ist, habe ich noch nie
die Ankunst Deiner Mama mit besonderer chreude begrüßt,
trotzdem war ich in allem redlich bemüht, stets ein höflicher
tvchwiegersohn zu sein. Du kennst ja unsern Rriegszustand:
5ne glaubt Dich immer von mir vernachlässigt und predigt mir
stundenlang in wohlgesetzter und nicht wohlgesetzter Rede die
Ghren voll. Ich bitte Dich, ich bin ein gereister Mann! kjeute
wünsche ich ausdrücklich, daß Du abschreibst l"
„Aber Männchen, so sei doch nicht gleich so despotisch.
Lies doch bitte einmal den Bries — und sieh — hier ist das Bild!"
„Derschone mich, Aind, ich habe meinen Roxs augenblick-
lich so voll — ich dars mich durchaus nicht zerstreuen. Nebri-
gens — ich soll ja ruhen — ruhen!"
„Du behandelst mich gerade wie Deine Linbrecher I" schluchzte
lhortense. „kvenn Du doch erst einmal lesen wolltest!"
„Rreuztürken — gib her!"
„Und hier die j?hotograxhie I Ls ist doch hübsch von Mama,
uns damit zu ersreuen!"
„Ist ste nicht gut getrossen?"
„Ia— ganz gewiß — sehr! So sieht sie mich immer an,
wenn sie einmal 'n bißchen mit mir plaudern will. Ich werde
den Bries drüben lesen; habe ohnehin, wie mir eben einsällt,
noch ein paar Zeilen zu schreiben."
während chalby in seinem Arbeitszimmer saß, tobte es in
Ljortensens Aöpschen. 5ollte sie nachgeben? . . . Nein! Drei-
mal nein! Sie hatte sich so ost sügen müssen. -
Der Rommissär entsaltete eine fieberhaste Thätigkeit. Ver-
dächtige jdersonen des Tomptoir- und Arbeitspersonals waren be-
reits mehreremale eingehend verhört worden. chalby leitete
die Untersuchung nicht nur mit aller Gründlichkeit und Strenge,
sondern auch mit einer 5chlauheit, die ihn bald zu greisbaren
Resultaten sührte.
Am Donnerstag brachte er ein inhaltschweres j?rotokoll
nach ksause. Tr wollte es nochmals prüsen, und sich jeden
Schachzug seines iveiteren Dorgehens reistich überlegen. Aber
wie überrascht war er, als er zu kjause — seine Schwieger-
mutter vorsand, die ihn mit süßem Lächeln empfing und ihm
nach stüchtiger Begrüßung mitteilte, daß er sich am linken
Aermel weiß gemacht habe. —
Also doch! Nun ade, köstliche Arbeitsruhe! Rare rvell,
häuslicher chriede! Der Rommissär, im höchsten Grade ausge-
bracht, maß seine Gattin mit nicht gerade sreundlichem Blick.
„Na, lserr Schwiegersohn, was bedeutet denn das?"
„Derzeih, Mama!" beschwichtigte die junge Frau errötend.
„Reinhard ist jetzt in schlimmer Lage — ein rätselhafter Linbruch — "
„Soo? Da hat er mich wohl in Nerdacht? Das ist ja
sehr heiter!" U)enn sich Schwiegermama beleidigt sühlte, dann
wurde sie immer höchst ungemütlich, und es gab auch diesmal
trotz kjortensens Friedenspräliminarien eine unerquickliche 5cene,
die mit einer völligen Niederlage chalbys endete, denn er ver-
schwand lautlos in sein Arbeitszimmer. - Da sollte ein Mensch
nun einen klaren Gedanken sassen. lhortense hatte ihm eine
schöne Luppe eingebrockt.
Nachdemsich derKommissär einigermaßen erholt hatte, zündete
er sich mit einem Seuszer eine Ligarre an, dann entnahm er
seiner Rocktasche Brief und Bild seiner Schwiegermutter und
warf beides grimmig lächelnd aus den Schreibtisch. Gleich daraus
hörte er seine Frau leise schluchzen. Das that im wehe. Lr
liebte lhortense, die mehr das Blut ihres Naters, eines alten,
jovialen, durchaus seinen sserrn geerbt hatte.
Falby wünschte die Schwiegermutter zu allen Teuseln. Sie
war ihm verhaßt. von Anfang an war sie gegen seine verbindung
mit Lsortense gewesen. — Lr xaffte dicke Rauchwolken und blickte
verzweiselt im Zimmer umher — da stel sein Blick aus das
„verbrecheralbum", das bis aus zwei Seiten mit schweren
Iungen und leichten Damen gesüllt war. Indem er langsam
darin blätterte, reiste in seinem kjerzen allmählich ein seiner,
aber nichtsdestoweniger diabolischer j?lan. —
Bleggendorsers L) u m o ri st isch e Blätter
ber lieber Reinbard kaum Iliittagbrot gegessen und
schon wieder sort? i?o gönn' L>ir doch einmal ein
Stündchen Ruhe!"
Der Ariminalkoinmissär Reinhard chalby reckte sich zu ganzer
Größe auf und sah seine Gattin mit unergründlichem Lächeln an.
„Nein liebes Aind — der nächtliche Einbruch bei Aober-
stein und 5öhne ist leider aus rassinierte Weise wiederholt wor-
den — man hat mir den Fall übergeben — Du weißt, daß ich
alles daranseßen muß, die abgeseimten 5pitzbuben zu erwischen."
Lr sah flüchtig auf den Regulator. „!salb zwei? — Schön!
Ltwas Ieit wäre ja noch da > Ich werde mich also hier in
die Sosaecke setzen, daß Du meine Gegenwart in vollen Zügen
genießen kannst!" scherzte er.
„Ich wünsche nur, daß Du ruhst, Männchen; plaudern
kann ich sowieso nicht mit Dir, solange die ksalunkengeschichte
noch nicht erledigt ist!"
„warum?" sragte der Aommissär erstaunt.
„warum?" wiederholte die junge Frau vorwurssvoll, „weil
Du immer ganz geistesabwesend bist. Bereits beim Lssen teilte
ich Dir mit, daß Mama heute geschrieben hat. Du sragtest
mich gleich daraus, von wem ich das Schweinefleisch jetzt kause
^ und dabei hatten wir doch Aalbsbraten! — lllama meldet
sich sür Donnerstag an. Sie schreibt sehr liebenswürdig und
schickt uns gleichzeitig ihr Bild."
Falby war höchst unangenehm überrascht.
„Donnerstag — also übermorgen ? Das geht nicht lhortense,
das geht nicht! Du mußt sosort abschreiben! Mich stört alles —
jeder Gast, jede chliege — Deine INama soll ein andermal kommen I"
'Bch hätte doch mehr Rücksicht erwartet, Reinhard!"
„Derzeih, liebe chortense; wie Dir bekannt ist, habe ich noch nie
die Ankunst Deiner Mama mit besonderer chreude begrüßt,
trotzdem war ich in allem redlich bemüht, stets ein höflicher
tvchwiegersohn zu sein. Du kennst ja unsern Rriegszustand:
5ne glaubt Dich immer von mir vernachlässigt und predigt mir
stundenlang in wohlgesetzter und nicht wohlgesetzter Rede die
Ghren voll. Ich bitte Dich, ich bin ein gereister Mann! kjeute
wünsche ich ausdrücklich, daß Du abschreibst l"
„Aber Männchen, so sei doch nicht gleich so despotisch.
Lies doch bitte einmal den Bries — und sieh — hier ist das Bild!"
„Derschone mich, Aind, ich habe meinen Roxs augenblick-
lich so voll — ich dars mich durchaus nicht zerstreuen. Nebri-
gens — ich soll ja ruhen — ruhen!"
„Du behandelst mich gerade wie Deine Linbrecher I" schluchzte
lhortense. „kvenn Du doch erst einmal lesen wolltest!"
„Rreuztürken — gib her!"
„Und hier die j?hotograxhie I Ls ist doch hübsch von Mama,
uns damit zu ersreuen!"
„Ist ste nicht gut getrossen?"
„Ia— ganz gewiß — sehr! So sieht sie mich immer an,
wenn sie einmal 'n bißchen mit mir plaudern will. Ich werde
den Bries drüben lesen; habe ohnehin, wie mir eben einsällt,
noch ein paar Zeilen zu schreiben."
während chalby in seinem Arbeitszimmer saß, tobte es in
Ljortensens Aöpschen. 5ollte sie nachgeben? . . . Nein! Drei-
mal nein! Sie hatte sich so ost sügen müssen. -
Der Rommissär entsaltete eine fieberhaste Thätigkeit. Ver-
dächtige jdersonen des Tomptoir- und Arbeitspersonals waren be-
reits mehreremale eingehend verhört worden. chalby leitete
die Untersuchung nicht nur mit aller Gründlichkeit und Strenge,
sondern auch mit einer 5chlauheit, die ihn bald zu greisbaren
Resultaten sührte.
Am Donnerstag brachte er ein inhaltschweres j?rotokoll
nach ksause. Tr wollte es nochmals prüsen, und sich jeden
Schachzug seines iveiteren Dorgehens reistich überlegen. Aber
wie überrascht war er, als er zu kjause — seine Schwieger-
mutter vorsand, die ihn mit süßem Lächeln empfing und ihm
nach stüchtiger Begrüßung mitteilte, daß er sich am linken
Aermel weiß gemacht habe. —
Also doch! Nun ade, köstliche Arbeitsruhe! Rare rvell,
häuslicher chriede! Der Rommissär, im höchsten Grade ausge-
bracht, maß seine Gattin mit nicht gerade sreundlichem Blick.
„Na, lserr Schwiegersohn, was bedeutet denn das?"
„Derzeih, Mama!" beschwichtigte die junge Frau errötend.
„Reinhard ist jetzt in schlimmer Lage — ein rätselhafter Linbruch — "
„Soo? Da hat er mich wohl in Nerdacht? Das ist ja
sehr heiter!" U)enn sich Schwiegermama beleidigt sühlte, dann
wurde sie immer höchst ungemütlich, und es gab auch diesmal
trotz kjortensens Friedenspräliminarien eine unerquickliche 5cene,
die mit einer völligen Niederlage chalbys endete, denn er ver-
schwand lautlos in sein Arbeitszimmer. - Da sollte ein Mensch
nun einen klaren Gedanken sassen. lhortense hatte ihm eine
schöne Luppe eingebrockt.
Nachdemsich derKommissär einigermaßen erholt hatte, zündete
er sich mit einem Seuszer eine Ligarre an, dann entnahm er
seiner Rocktasche Brief und Bild seiner Schwiegermutter und
warf beides grimmig lächelnd aus den Schreibtisch. Gleich daraus
hörte er seine Frau leise schluchzen. Das that im wehe. Lr
liebte lhortense, die mehr das Blut ihres Naters, eines alten,
jovialen, durchaus seinen sserrn geerbt hatte.
Falby wünschte die Schwiegermutter zu allen Teuseln. Sie
war ihm verhaßt. von Anfang an war sie gegen seine verbindung
mit Lsortense gewesen. — Lr xaffte dicke Rauchwolken und blickte
verzweiselt im Zimmer umher — da stel sein Blick aus das
„verbrecheralbum", das bis aus zwei Seiten mit schweren
Iungen und leichten Damen gesüllt war. Indem er langsam
darin blätterte, reiste in seinem kjerzen allmählich ein seiner,
aber nichtsdestoweniger diabolischer j?lan. —