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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 46.1901 (Nr. 549-561)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16556#0135
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e g g e n d o r s e r s u m o r i st i s ch e Blätter


„Abscheulich, wie die Ligarrenasche bier herum liegt,"
meinte die 5-chwiegermama, die am anderu Morgen mit ihrer
Tochter in Falbys Arbeitszimmer ausräumte.

„Du darfst das aus keinen chall dulden!"

„Reinhard ist stets peinlich sauber - ^ er muß sehr ausge-
regt gewesen sein!"

„Ts scheint so - - hier liegt ein thosenknops - - hier ein
chederhalter mitten in der ^tube . . . Und wie liederlich der
^chreibtisch aussieht, da kann, — mein Gott, was ist denn das?"
unterbrach sie sich, als sie das ausgeschlagene Oerbrecheralbum
erblickte. „Das sind ja wohl lauter Raubmörder?"

loortense nickte. „Mörder, Tinbrecher, Gauner und ähn-
liches Gesindel!"

„Der Umgang mit diesen Menschen scheint von grotzem
Einsluß aus Deinen lAann gewesen zu sein!"

Es gab der jungen Frau einen 5tich.

„Aber Nama!"

Die Schwiegermutter lächelte boshast und blätterte neugie-
rig weiter. „Diese Gesichter — einsach scheutzlich!" — Da mit
einem Aiale schwand das ironische Lächeln blitzartig von ihren
Lixpen — ein A?utschrei ertönte — die ^chwiegermutter fiel
in Ghnmacht.

tfiortense eilte erschrocken herbei. Tin Blick in das Album
sagte ihr alles. Sie grisf schnell nach der wasserkarafie. Doch
die Zchwiegermama hatte sich bereits wieder erholt.

„Uh —!" stöhnte sie. „Ich reise ab!"

„Aber Nama, das kann ja —"

„cheute noch I — dieser Falby meinen Aofier - ich
reise! — Dieser Falby — steckt mich — ins Derbrecheralbum —
mich ins Derbrecheralbum!" Die junge Frau vermochte die
beleidigte Nama weder zu beruhigen, noch zu halten. Be-
reits nach zwei ^tunden sauste die Tiesgekränkte mit dem 5chnell-
zuge davon — Gift und Galle im lherzen.

Gegen Nittag kehrte der Aommissär zurück. Tr war guter
Laune, deun die Tinbrecher waren erwischt und hinter Tchloß
und Biegel gebracht. Der achtzehnjährige Lausbursche hatte,
in die Tnge getrieben, eingestanden, datz er iin Berein mit sei-
nem im Lager beschästigten Bruder den raffinierten Tinbruch
begangen habe.

Als Falby in die Nähe seiner wohnung kam, fiel ihm
sein häusliches Anglück wieder ein. Wie, wenn sein jAan nun
sehlgeschlagen war? Doch er kannte ihre grotze Neugierde.
Aus jeden Fall hatte sie das Album entdeckt — vielleicht auch
darin geblättert — oh! wenn doch seine Aombinationen ein-
schlugen!

Er sand seine chrau weinend am Fenster.

„Denke nur — Nama ist abgereist!" schluchzte sie.

chalby jubilierte im stillen.

„Das thut mir leid, Lsortense — ich verstehe nicht —"

„Du hast ihr Bild ins Verbrecheralbum gesteckt! j?sui,
Reinhard!"

„Aber 5chatz, das ist ja nicht möglich; das ist ja, mit Ver-
laub, Unsinn!" heuchelte chalby.

„Ia, ja — sieh nur nach!"

ZeMchnend.

„L-chau nur, wie hochnäsig sich die Aommerzienrätin gebärdet, seit sie geadelt ist."

- „Iafi an die ift gar nicht inehr heranzukommen, die brüftet sogar mlt ihrem Rücken."
 
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