Bäeggendorfers H u m o r i st i s ch e Blätter
sichtshalber mit Bindfaden umschnürt war. „5ehen 5ie hier —
ein prächtiges Tier, nicht wahr? — jung, fett, delikat!"
„wirklich, ein schöner lsummer!" rief lherr vincenz ent-
zückt. „Und wie ist der fdreis?"
„Vier Mark."
„Das ist wahrhaftig nicht zu teuer. Sobald ich diesen
loummer dressiert habe, wird er mir ein großes Oermögen ein-
bringen I"
Lr kaufte den lhummer und ließ ihn nach seiner Mohnung
schaffen.
Dort rief er allsogleich seine Frau und seine beiden Kinder,
die kleine Bertha und den kleinen lBilly.
„5eht diesen fdracht-lsummer I l?er soll nun in Freiheit
dressiert werden."
„Lin fürchterliches llngeheuerl" meinte Frau Vincenz.
„Ich habe Angft vor ihm," rief die kleine Bertha.
„j?apa," sagte der kleine lvilly, „Du hast früher einmal einen
jdapagei zum Lprechen und Lingen abgerichtet. Aann ein
lfummer auch sprechen und Touplets singen?"
„Bein, lvilly; das wäre doch wohl zuviel verlangt von
einem lfummer. Aber allerlei merkwürdige Turn- und Appor-
tierkünste soll er lernen."
lferr Bincenz setzte den lsummer, nachdem er die Bind-
fadenumschnürunq von dessen großer Lchere gelöst, auf den
Teppich des Fußbodens und ließ ihn dort umherkrabbeln, indem
er ihm gebieterische Zeichen machte und kommandierte: „Links!
Rechts I"
Aber der loummer kümmerte sich gar nicht um diese Aom-
mandorufe.
„Aller Anfang ist schwer," sagte der Artist. „lfummer,
I>u mußt nicht so eigensinnig sein! lllenn ?u linksum krabbeln
sollst, so darfst Du nicht rechtsum krabbeln.
Nun, versuchen wir's zuerst mit Liebe und Güte I lllas
frißt denn so ein Tier eigentlich gern? Tapperment, ich hab's
ganz vergeffen, mich in der tz>ischhandlung danach zu erkundigen l"
„Gib ihm eine warme Anackwurst, jlapa I" rief der kleine
lVilly, der selbst sehr gern warme Knackwürfte aß.
lferr Vincenz befolgte diesen Rat seines Lprößlings. Als
er aber die warme Knackwurst dem loummer vorhielt, packte
das heimtückische boshafte Tier nicht die Anackwurft, sondern
mit seiner großen L-chere die lfand des Vresseurs und blieb
daran hängen, so daß lferr Vincenz wie wahnsinnig im Zimmer
umhersprang und brüllte:
„2lu I au I lfilfe! lliord I Areuzschockmillionenportionen-
hummersalat l Latanshummer I Vu kneifst mir ja fast die drei
Finger ab I Läßt Du gleich los — oder —"
Endlich gelang es ihm mit vieler lllühe, sich von der
lsummersch ere zu befreien.
Strafe muß sein.
Der Artist holte eine jdeitsche.
„Ia, ja, lfummer, es ist Deine eigene Schuld I" rief er inn-
grimmig. „lVer nicht hören will, muß fühlen. lVenn nicht
mit Güte, so mit Ltrenge; wenn nicht mit Knackwurst, so mit
j?eitsche. Ietzt gibt's lfiebel"
„j?apa," sagte der kleine lVilly, „das fühlt er gar nicht,
denn er ist ja gepanzert. Ich möchte auch wohl so einen j?anzer
haben, wenn der Lchulmeifter mich haut I" . . .
Lechs lVochen lang hatte lferr Vincenz sich ganz vergeb-
blich mit der Dresfur des ftarrsinnigen lfummers abgequält.
Da sagte eines Norgens seine Füau höchlich entrüstet zu ihm:
„lVenn das nun nicht bald ein Tnde nimmt mit dem
lfummer, so lasse ich mich von Dir scheiden und gehe mit den
Aindern aus dem lfause! Denn solche Lchrecknisse sind nicht
länger auszuhalten. Ls ist wirklich zu schauderhaftl Seitdein
neulich der lfummer zu lVilly ins Bett gekrabbelt ist, sind die
Ainder in beständiger Todesangstl"
„Ia, ja, liebe Frau, Du hast wahrhaftig nicht unrecht,"
sprach der Artist. „Der verwünschte lfummer will durchaus
nichts lernen - so soll er denn fürchterlich bestraft werden!"
Tine Ltunde später stand lferr Vincenz in der Rüche, hielt
den lfummer in beiden lfänden und redete ihn feierlich an:
„V, lfummer! Ich hatte Dich dazu ausersehen, ein Ge-
stirn der Aunft zu werden, die merkwürdigste Spezialität der
Tierdressur des Iahrhunderts I Alle Zeitungen hätten Deinen
Ruhm ausposaunt und die illustrierten Iournale Dein fdorträt
gebrachtl Ach — es wär so schön gewesen — es hat nicht
sollen seinl Du hast es nicht gewollt, Du hast Dein und mein
Glück schnöde verscherzt, Du eigensinniger lfummerl 5o wirst
Du denn nun von Rechts wegen zum Tode verurteiltl"
Seine Frau ^^ef: den lfummer nur selbst ins sie-
dende lVasser, denn ich fürchte mich vor dem llngetüml" . . .
Zu lNittag gab es einen schönen lfummerschmaus.
„5o ein lfummer schmeckt doch ausgezeichnet," sagte Frau
Vincenz.
„Run, da er gekocht ist, fürchte ich mich gar nicht mehr
vor ihm," bemerkte die kleine Bertha.
„Lr schmeckt sehr gut," sprach der Artist. „Aber indem
ich ihn verspeise, muß ich ihm eine ftille Thräne wegen meiner
getäuschten lfoffnungen nachweinen."
Neue Truppe.
— „lVas ist eigentlich Dein Lchatz?"
Aöchin: „lllotorsoldatl"
Aatale Replik.
sichtshalber mit Bindfaden umschnürt war. „5ehen 5ie hier —
ein prächtiges Tier, nicht wahr? — jung, fett, delikat!"
„wirklich, ein schöner lsummer!" rief lherr vincenz ent-
zückt. „Und wie ist der fdreis?"
„Vier Mark."
„Das ist wahrhaftig nicht zu teuer. Sobald ich diesen
loummer dressiert habe, wird er mir ein großes Oermögen ein-
bringen I"
Lr kaufte den lhummer und ließ ihn nach seiner Mohnung
schaffen.
Dort rief er allsogleich seine Frau und seine beiden Kinder,
die kleine Bertha und den kleinen lBilly.
„5eht diesen fdracht-lsummer I l?er soll nun in Freiheit
dressiert werden."
„Lin fürchterliches llngeheuerl" meinte Frau Vincenz.
„Ich habe Angft vor ihm," rief die kleine Bertha.
„j?apa," sagte der kleine lvilly, „Du hast früher einmal einen
jdapagei zum Lprechen und Lingen abgerichtet. Aann ein
lfummer auch sprechen und Touplets singen?"
„Bein, lvilly; das wäre doch wohl zuviel verlangt von
einem lfummer. Aber allerlei merkwürdige Turn- und Appor-
tierkünste soll er lernen."
lferr Bincenz setzte den lsummer, nachdem er die Bind-
fadenumschnürunq von dessen großer Lchere gelöst, auf den
Teppich des Fußbodens und ließ ihn dort umherkrabbeln, indem
er ihm gebieterische Zeichen machte und kommandierte: „Links!
Rechts I"
Aber der loummer kümmerte sich gar nicht um diese Aom-
mandorufe.
„Aller Anfang ist schwer," sagte der Artist. „lfummer,
I>u mußt nicht so eigensinnig sein! lllenn ?u linksum krabbeln
sollst, so darfst Du nicht rechtsum krabbeln.
Nun, versuchen wir's zuerst mit Liebe und Güte I lllas
frißt denn so ein Tier eigentlich gern? Tapperment, ich hab's
ganz vergeffen, mich in der tz>ischhandlung danach zu erkundigen l"
„Gib ihm eine warme Anackwurst, jlapa I" rief der kleine
lVilly, der selbst sehr gern warme Knackwürfte aß.
lferr Vincenz befolgte diesen Rat seines Lprößlings. Als
er aber die warme Knackwurst dem loummer vorhielt, packte
das heimtückische boshafte Tier nicht die Anackwurft, sondern
mit seiner großen L-chere die lfand des Vresseurs und blieb
daran hängen, so daß lferr Vincenz wie wahnsinnig im Zimmer
umhersprang und brüllte:
„2lu I au I lfilfe! lliord I Areuzschockmillionenportionen-
hummersalat l Latanshummer I Vu kneifst mir ja fast die drei
Finger ab I Läßt Du gleich los — oder —"
Endlich gelang es ihm mit vieler lllühe, sich von der
lsummersch ere zu befreien.
Strafe muß sein.
Der Artist holte eine jdeitsche.
„Ia, ja, lfummer, es ist Deine eigene Schuld I" rief er inn-
grimmig. „lVer nicht hören will, muß fühlen. lVenn nicht
mit Güte, so mit Ltrenge; wenn nicht mit Knackwurst, so mit
j?eitsche. Ietzt gibt's lfiebel"
„j?apa," sagte der kleine lVilly, „das fühlt er gar nicht,
denn er ist ja gepanzert. Ich möchte auch wohl so einen j?anzer
haben, wenn der Lchulmeifter mich haut I" . . .
Lechs lVochen lang hatte lferr Vincenz sich ganz vergeb-
blich mit der Dresfur des ftarrsinnigen lfummers abgequält.
Da sagte eines Norgens seine Füau höchlich entrüstet zu ihm:
„lVenn das nun nicht bald ein Tnde nimmt mit dem
lfummer, so lasse ich mich von Dir scheiden und gehe mit den
Aindern aus dem lfause! Denn solche Lchrecknisse sind nicht
länger auszuhalten. Ls ist wirklich zu schauderhaftl Seitdein
neulich der lfummer zu lVilly ins Bett gekrabbelt ist, sind die
Ainder in beständiger Todesangstl"
„Ia, ja, liebe Frau, Du hast wahrhaftig nicht unrecht,"
sprach der Artist. „Der verwünschte lfummer will durchaus
nichts lernen - so soll er denn fürchterlich bestraft werden!"
Tine Ltunde später stand lferr Vincenz in der Rüche, hielt
den lfummer in beiden lfänden und redete ihn feierlich an:
„V, lfummer! Ich hatte Dich dazu ausersehen, ein Ge-
stirn der Aunft zu werden, die merkwürdigste Spezialität der
Tierdressur des Iahrhunderts I Alle Zeitungen hätten Deinen
Ruhm ausposaunt und die illustrierten Iournale Dein fdorträt
gebrachtl Ach — es wär so schön gewesen — es hat nicht
sollen seinl Du hast es nicht gewollt, Du hast Dein und mein
Glück schnöde verscherzt, Du eigensinniger lfummerl 5o wirst
Du denn nun von Rechts wegen zum Tode verurteiltl"
Seine Frau ^^ef: den lfummer nur selbst ins sie-
dende lVasser, denn ich fürchte mich vor dem llngetüml" . . .
Zu lNittag gab es einen schönen lfummerschmaus.
„5o ein lfummer schmeckt doch ausgezeichnet," sagte Frau
Vincenz.
„Run, da er gekocht ist, fürchte ich mich gar nicht mehr
vor ihm," bemerkte die kleine Bertha.
„Lr schmeckt sehr gut," sprach der Artist. „Aber indem
ich ihn verspeise, muß ich ihm eine ftille Thräne wegen meiner
getäuschten lfoffnungen nachweinen."
Neue Truppe.
— „lVas ist eigentlich Dein Lchatz?"
Aöchin: „lllotorsoldatl"
Aatale Replik.