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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 46.1901 (Nr. 549-561)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16556#0158
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IN eg g eii o r fe r s H u Nl o r i st i s ch e Blätter.


(Lin kleiner Zrrtum.

professor (sesir kurzsichtig)^ „Lsabe die Lhre, habe die Lhre, mein bserr!"

Bolarlatein.

„An unserm ,'tammtisch ist es eigentlich recht interessant, seit der s?olar-
reisende Lismann zurückgekehrt ist."

- „Ach, gehen §ie mir doch! — Alle lieben Abende kalten Ausschnitt!"

Vegreiflich.

Förster: „Brechen wir auf, Fräulein'; der

ksimmel umdüstert sich!"

Dame: „Rein Wunder, wenn 2ie alles Blaue
herunterlügen!"

Ausbruch am Vesuv.

68)rei fröhllche Deutsche sahen,

^ Cutrückt dem Ioch des t3erufs,
t3eim feurigeu „lllLcrima üna"

Im Schauk am Fuh des Vesuvs.

Wie wonuig roüte das Feuer
Aer ivetschen Traube durchs tölut!
Doch ivehe — zuteht ward den dreien
Gar eigentümlich ;u Mut . . .

Verrvandt ijt der „FacrimL ünL"

Dem töoden, der ihn erschuf!

Cs denken die drei wohl noch hente
Des „Ausbruchs" am Verge Vesuv. —
Georg Kießter.

Venühte Getegercheit.

„Nun', wie ist Ihnen das Bad bekommen?"
s?umper: „Gh ich bin jetzt ein ganz Anderer
geworden I"

- „5o, dann kann ich wohl die sünszig
Nark, die ich Ihnen geliehen, jetzt zurück-
bekommen?"

Liebesre-epte.

ur Zeit der Brunnenpromenade herrscht im Billenviertel
eine Art Sonntagsruhe. Dort am Brunnen der Lärm,
hier scierliche Stille.

Der junge Legationssekretär von Steller öffnete die Thüre zu
dem vorgarten einer hübschen villa in einem modernen Badeorte
und schritt langsam um die kunftvoll angelegten Teppichbeete
herum.

Im Schatten einer mächtigen Ulme bemerkte er ein junges
Nädchen, das, auf einer Bank sitzend, ein Buch las, und zog
grüßend und sich verneigend den kfut.

„Ah, Sie wollen hinaus?" sragte die junge Dame, nach der
Billa hinweisend. „Aber Sie wissen ja, daß die Mutter mit
Irene noch am Brunnen ist."

„Ich — allerdings, — aber gerade deshalb- lassen Sie

inich Ihnen nur gestehen, gnädiges Fräulein, ich wußte, daß ich
Sie hier allein treffen werde, und ich wollte — wenn Sie ge-
statten — ein wenig mit Ihnen plaudern, mein kserz ausschütten,
mich beklagen. Ihre schöne Schwester behandelt mich nämlich
ein wenig tyrannisch — ost bin ich nahe daran, zu verzweiseln—"

Agathe, die jüngere Tochter des Legationsrates von Führen,
des nächsten vorgesetzten des Legationssekretärs, lächelte.

„Das hätte ich von Ihnen am wenigften erwartet, iherr von
Steller, — gerade bei Ihnen habe ich stets Mut und Unerschrocken-
heit vorausgesetzt. In Ihrer ganzen kjaltung, in Ihrem Blick,
— aber wenn Sie Irene erwarten wollen, so setzen Sie sich doch."

„Mit größtem vergnügen," erwiderte der junge Mann und
nahm ihr gegenüber platz. „wenn Sie nur recht hätten, gnädiges
Fräulein! Aber mein Mut und meine Unerschrockenheit, welche
Sie gnädigst anzuerkennen belieben, läßt mich einer so sieghasten

I»r. Hirschfeld.

Schönheit gegenüber, wie F'räulein Irene mit ihren großen blauen
Augen und ihrem glänzenden goldblonden Ljaar, im Stiche."

„Merkwürdig! Ich habe Sie immer sür eine Art Don Iuan
gehalten. Schon als ich Sie das erste Nal sah, vor drei Iahren,
aus dem Ball des türkischen Gesandten —"

„Damals kannten Sie mich ja noch gar nicht, gnädiges
Fräulein."

„Sie wollten sagen, Sie kannten mich nicht, denn ich er-
kundigte mich schon damals nach Ihnen und habe Sie seitdem
im Auge behalten. Ich las sogar den „Reichsanzeiger" und
war wohl eine der ersten, die Ihre Lrnennung zum Legations-
sekretär bemerkte."

„Ihr Interesse beschämt mich, gnädiges Fräulein."

„V bitte! Ich dachte damals schon, das ist ein Mann sür
meine Schwester."

„Sie sind grausam, Fräulein Agathe, Sie wissen, wie wenig
Lsoffnung ich bei dieser jungen Dame habe, die von so vielen
Bewunderern umschwärmt wird."

„Bewunderern? Mag sein, aber es sind wenige darunter,
die, wie Sie, Lferr von Steller, es stets ernst meinen und nicht
nur sade Schmeicheleien im Munde haben."

„Sie haben von mir eine zu günstige Meinung, gnädiges
chräulein. Ich wünschte, ich gälte bei Ihrer ^räulein Schwester
nur halb so viel."

„Ganz kurios!" sagte kopsschüttelnd Agathe; „wenn ich an
Ihrer Stelle wäre, ich würde jedes Frauenherz im Sturm
nehmen, jedes!"

„Weil Sie soviel klüger sind, gnädiges Fräulein."

„Nicht doch, im Gegenteil; mein Vater behauptet, Sie
 
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