Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 48.1902 (Nr. 575-587)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16550#0028
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Meggendorfer - Blä 1 ter, N t ü n ch e n

Der Blick, den Nedizinalrat Ldelmaier dabei mit seiner
Gattin tauschie, schicn darauf hinzuweisen, daß beide an dem
„Fluch" nicht schwer zu tragen hatten.

„S i e freilich kominon viel besser weg," ineinte der freund-
liche Doktor zum Schlusse lachend; „Ihnen hat die böse That
nur ein frugales Nachtessen und die Freundschaft eines alten !
Iugendfrenndes Ihres tferrn Papas cingetragen. tvenn Sie
künftig bei uns anläuten, was hoffentlich noch öfter geschieht,
so werden Sie es init gutem Gewissen thun können."

Menn der lherr tlledizinrat meinte, der junge Ioachim lvil- !
den koinine „besser weg," so war seine Gattin im stillen andrer
Meinungi sie hatte wohl die bewundernden Blicke des lherrn
Studiosus beobachtet, die niit zunehinender lvärme auf dem
holden Antlitz ihres Luischons ruhten. Und Luischen? Nur
hie und da wagte sie schüchtern den strahlenden Angen zu be-

gegnen, und jcdesmal wurde sie über und über rot. Als sie
dann dem jungen lserrn ziemlich spät in dor Nacht hinunter-
leuchtete, und er nochmals um verzeihung für seine große
Frevelthat flchte, wurde ihm solche so großmütig zu teil, daß er
es schön an diesem Abend wagte, ein xlötzlich aufgetretenes
lferzloiden einzugestehen. Luischen schien im glcichen Falle zu
sein, und so wurde alsbald zu dem „bekannten lhausmittel" ge-
griffen — jede Sekunde einen Mund voll zu nehmen.

„Das hat aber lange gedauert!" sagte die strenge Frau
Nkama, als das Töchterlein endlich erschicn. Aber sie konnte
nicht schelten, da ihre eigenen Iugendsünden der Tochter be-
kannt geworden waren. Und als Luischen die Mama errötend
küßte, wußte diese schon, wie weit. es war und seufzte nuri
„Das ist der Fluch der bösen That!"

Vescheidenhcit.

Du kommst beim ersten Lorbeerblatt
Dir schon als Größe vor? —

Lin Fähnrich, der schon „Raupen" hat,

Bringt's selten zum Major! Georg KicZlcr.

Basscnde Modcssc

bserr <;um Panoptikuolbesigcr) ^ „Was sind denn das für bserren, die
im Mißgeburtenkabinett herumzeichnen?"

Besitzeri „Das sind moderne Maler — die inachen
Studien!"

Seine Äuffassung.

Mutteri „lherr Referendar, ich kann es aber absolnt nicht
mehr dulden, daß Sie jeden Morgen init meiner Tochter
allein spazieren gehen!"

Roferendar: „Gnädige Frau .... abends habe ich aber
wirklich keine Zeit!"

Unter Zuriffen.

vater der Braut: „Line Mitgift kann ich meiner Tochter
leidcr nicht geben!"

Bewerber (crschrcckt) „Aber die Lsochzeitsreise, die Trauung .."
Oater der Brant: „Das ist selbstverständlich, die Aoston des
verfahrens tragc ich!"

Die Tanthippe.

— „Mein Mann hat nicht weniger wie zwölf sdaar Stiefel!"

— „Um Gottes willen, wo verstecken Sio die dcnn alle, wenn

er abends ausgehen will?"

Zimmerspruch.

^as neue Haus fteht aufgericht',

Ruf festem Grunde, fchmurk und fchlicht;
Äus derbem Ztein, aus gutem Hol;,

Wie jteht es La fo stark unü stolz!

Äatd werden Uelken am Fenster diüh'n,

Zm Herde hett die Zcheite giüh'u,

Treppauf treppab die Gindlein fpringen
tllnd Heimchen ffrpen und Schivatben fingen:

„Weh hinaus und Gtück hereln,

Allcs Licht und Lonnenfchein!

Cigem theim ist köstlich Gut,

Uehme Gott Las Haus in Hut!"

Neinhard Volker.

Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Mefterreich-Ungarn für Lserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Vrrlag vvn I. F. Schrribrr in Münchrn und Ctzlingrn.
 
Annotationen