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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 48.1902 (Nr. 575-587)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16550#0061
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Aeitschrift sür Humor und Aunst


Die Gescl)icl?te von den 2vircl)weil)nudeln.

^ humor-st- von Z, Werkt. ^ >>^^

Iin tvirtshause zu St. Audra sitzt der alte
Förster Langenmantcl mit seinem Gehilfen Stan-
diuger bciin Frühschoppen. Der Förstcr qualint,

die ganzo Stube in einen feinon, graucn Nebel gehüllt ist,
^er Gehilfe schaut nachdenklich vor sich hin und niinmt ab und
Zu einen Schluck von dcin trüben Bier zu sich.

Drüben in der andern Lcke, bcide Lllenbogen breitsxurig
uuf die Ahornplatto gestützt, hoekt dcr Einödbauer Aaspar ksoch-
Zollcr, nrit deni der Förstor, indeni or sich nachlässig nindreht,
i?ie und da cinige tDorte ivechselt. Sonst ist es niäuschenstill
>>u ksause.

Bach einer langen f?ause wendet sich der Forster wiedcr
u>u. „Mas is, bsochzoller, habt's don Bock niinnier g'sehn, der
uuf der hintern Leit'n steht."

Der Liochzoller, ein bejahrter INann, der iin Unikreise von
Zehn Stunden als der reichste Baucr gilt, holt bedächtig den
btuinniel aus deni Alunde. „Ba," antivortet cr dann, „i uet.
kiniin ja 's ganze Iahr net aufi. G'hört hab i' a' nir."

„I' inoan, den hol' i niir heut' Abend," sagt der Förster
ieise zuin Gehilfen. „tvann i' nur net a solches Saupech hätt'
>u der letzten Zeit. G'rad' wie verhert bin i'. Die ganz Iagerei
>s inir vorleid't. Uebrigens kannten Sie a a iveng auf'ni lsenner-
i>ühl uniananda schau'n, 's ivar scho guat, scho ivcg'n die Lumpen,
i>>o 's ani Airta allivcil ani nötigsten hani."

„Recht," antwortet der Gehilfe. „So uni a fünfe wird's
g'rad' paß'n. Lher hab' i koa Zcit, weil i ü' Listen schreiben
uiuaß."

„Früah gnuag, wenn S' uni viere aufpack'n. Ehender geh'
i a net. Aathi zahl'n l Llfe is. Sunst bruninit inci Alte,

wann i nct zuni Mittagessen kunini. Iesses niit
die altcn tveiba, da hat's was. tvann nur da
unscr töerrgottein Einsehn hätt'! Pfüat Gott, lsochzoller."

„I' geh a mit," sagte der Gehilfe.

Als sie draußcn warcn, schnitt der tsochzoller, der alles
gchört hatte, ein Gesicht, als wenn er eine Ataß Essig getrunken
hätte. „Ivcnn nur Enk der C . . . . hol'n that," niurnielte ei
vor sich hin, und dann schlug er niit der Faust auf den Tisch
daß die Fliegen voll Angst in die Lnst schwirrten.

Die Geschichte war nämlich so. Der ksochzoller war voi
dreißig Iahren ein leidenschaftlicher Ivilderer. Rachdein ei
aber gehciratct hatte, steckte er das gefährliche Geschäft auf
Nur ain Airchweihtag da zog es ihn jedesmal unwiderstehlick
hinaus, da holte er sich scin Stück trotz alles Gejainmcrs scinci
Frau. Da ihn kein Mensch beargwöhnte, ivurde er auch nii
erwischt, was ohnehin nicht leicht gewesen wäre, weil er eir
sehr schlauer und geriebenor Bursche war. Daß ihm heuer seir
vergnügcn verküininert werden sollte, das ärgerte ihn schrecklich

Einige 5tunden lang zerbrach er sich vergeblich den 5chädel
wie er dennoch zu seinem Ziel gelangen könnte, aber keinci
der sZ'fiffe und Aniffe, die er dutzendweise zur verfügung hatte
wollte ihm so recht passen.

Plötzlich aber heitcrte sich sein altes Spitzbnbengcsicht auf
Lr hatte was gefnnden! Ia, das ging. So konntc er die Iiige>
prellen und das war ja doch der tsauptspaß.

„Leni," sagte er zu seiner Frau, die den ganzen vormittac
Nudeln gebacken hatte, „jetzt legst Dci schön's Gwandl an
ninimst a Nörbl, da thust Nudeln eini, und die bringst den
Förstcr. llm halbe viere mußt am Thor sei, wo er außi kimmt
 
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