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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 48.1902 (Nr. 575-587)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16550#0064
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60

Meggendorfer-Blätter, Bcünchen

Der Bauer stutzte. §r setzte sich wieder nieder und kratzte
sich hartnäckig hinter den Vhren. Lr erwiderte kein Wort.
Und nun fiel die alte Bäuerin über ihn her und öffnete die
Schlcusen ihrer derben Beredsamkeit, daß es eine Schande war.
Ueine Silbe sprach er. Ruhig uud ergeben ließ er das thagel--
wetter über sich ergehen, dann crhob cr sich uud begab sich auf
den bfeuboden, zog die Lciter hinter sich horauf und versuchte
zu schlafeu. Vcrgcblich wälzte er sich von einer Seite auf die
andere, iuuner lebhaftcr traten ihm die Folgen seiner thandlungs-
weise vor die Seele, so daß er schon vor Sonnenaufbruch wie-
der sich auf die Socken machte.

Nun weckte er seiu llleib und verlangte von ihr, sie solle
init dem Förster reden. Die wollte aber von nichts hören, er
solle nur selber die Suppe ausessen, die er sich gekocht habe.
tvieder ein paar Stundeu besann er sich, danu steckte er sich
hinter die tvabn. Vielleicht, daß die den Gehilfen herum-
bringen könnte, koste es was es wolle. llie fing aber sogleich
zu heulen an.

„Gelt/ sagte die kleiue Schlauge, „i derft' mi' wieda ab-
busseln lass'n von dem ckelhaften Aerh und schließli' will er mi
gar heirat'n a' no."

„No, uo," meiute der Bauer, „so g'fährli' werd's net werd'u."

„Ia, so g'fährli' werd's scho', llater. I' derfet uacha ver-
hungern bei dem Rotnickel, ua, na vater, dös kanust uet vcrlanga."

Dem thochzoller aber saß die Zlngst im lherzen, daß sie ihm
die Aehle zuschnürte. Gr versxrach ihr alles und schriftlich
wollte er's machen beim „Avikat'n."

Sie weigerte sich lange. Lndlich gab sie uach, sie wollte
sich als gutes Aind opfern. Drei Tage hintereinander mußte
sie sich angeblich mit dem hartnäckigen Gehilfen herumstreiteu.
Er wollte durchaus eine Anzeige machen. Am vierten Tage
aber in aller Frühe ließ der bsochzoller einspannen. Im lvagcn
saß im Sountagsstaat die U)abn uud neben ihr der Gehilfo,
und sie fuhren mit dem Bater zum Bcotar.

„lvoaßt, khochzoller," sagte der Bräutigam zu seinem küns-
tigen Schwiegervater, „Du hast es ganz dick hiuter die Löffel,
Di kenn' i jetzt, drum is g'scheiter, mir macheu's schwarz auf
weiß die G'schicht. Ligeutli' müaßt i' Di einsperr'u lassen,
daß Dir d' Schwart'n kracht, aber weil i Dei Schwiegersohn
werd', wird's mir unsa Oerrgott scho verzeih'n."

Der lhochzoller zog den Ropf ein, wie wenn er einen
Schlag crhalten hätte. „lhör's heul'n auf, dumme Gans," fuhr
er seine Tochter an, „cr wird Di net fress'n." Denn die ll?abn
schien fast untröstlich zu seiu.

Am Baserl blieb freilich der gröbere Teil hängen. Die
haßte der Bauer, und ihr verzieh' er es nie, daß er sein llcädel
so billig hergeben mußte. Sie lief ihm auch später davon und
zog zu den juugen Leuton.

lhiuterher ärgerte den ljochzoller der ganze ljandel so viel,
daß er sich gerne nachträglich hätte einsperren lasscu, wenu cr
ihn dadurch rückgäugig gemacht haben würde. Das ging aber
leider nicht mehr.

M-

(Zrklärücb.

jenn ich nach schwerer Aueiperei
Tags drauf uichts schaffen kanu,
Dann nehm ich slugs Papier und Blei
llnd fang zu dichten au.

Die Lieder ach, die ich erdacht,

Sie finden nirgends Platz.

Im Aater sind sie ja gemacht;

Drum sind sie — fur die llatz'. A. D.

LlaMtäl.

Lehreri „Aannst Du mir anßer llastor und j?ollux noch ein
Freundespaar nennen?"

5chuljunge: „Tde uud Lude!"

Der Tenor.

^-in italieuischer Tenor

Lntzückte einst der Russen Vhr.

Die stolzen Petersburger 5chöuen
Berauschten sich an seiuen Tönen,
llnd Aatharina lauscht und lauscht
llud ist von seiner Runst beranscht.

Die mächtigste der Raisoriuuen
5ucht ihn für Rußland zn gewinnen
Und fragt ihn huldvoll, was der jdreis.

Der Säuger flötet süß uud leis':

„Iehntausend Rubel, freie wohuung,

Lin halb Iahr Ferien (Aehlkopf-Schouung!),
Lin Reitpferd und ein Viergespann."

Die Rais'rin blickt ihn staunend an:

„So viel, mein lherr, hat nicht einmal
Bei nns in Rußland ein Gen'ral!"

Der Sänger neigt sich ritterlich:

„Dann, llcajestät, empfiehlt es sich,

Daß llcajestät von den Gen'rcilen
Sich cinen zum Gesang befehlen."

Edwin Bormaim.

Äifng.

lserr: „lherr profcssor, seh'n Sie denn uicht?"
prosessor: „V ja —^da fliegt er!"

verantwortlicher Redakteur: llcar Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In V esterr ei ch-llngarn für bjerausgabe uud Redaktion verantwortlich: Robert ll'c o h r in lvien I.
Verlag von I. F. Schrribrr in Münchrn und Etzlingrn.
 
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