Zeitschrift für chumor und Ruuft
und dachte — dachte an sie und dalg er sie inorgen treffen soltte.
Doch da trat dic Diencrin plöhlich herein und schcuchte ihn
uüt einer gcschäftlichen ^rage aus seinen t!.räuinereicn aus.
Lr erivachte zur wirklichkeit. Va lag der Brief an seiuc
>§rau; cr inußte becndet iverden. Vie ^scder slog iibcr das s.iapier.
Also:
„INeine liebe Frau!
Veiu sreuudliches Telcgrainm soivic Veinen lieben ^oiief
llabe ich erhalten und frcne inich, daß cs cuch dort so gut ge-
sl'llt. Ich ,„jr Frcudc wohl vorftellen, dcn liebcn
vetter nach so langer Aeit endlich eininal wiederzuiehen, uud
bitlc Dich, ih„^ ,venn auch unbckannterwcise, von inir herzli,h
zu grüßcu. Gcnicße dic Tagc des wiederschens so rccht aus
kscrzensgruud nnd sorge Dich uicht uin mich! Ich bin glücklich
in dem Gcdanken, -aft cs cuch gut ergeht und ihr cuch recht
erholt. Also kein wort der Lntschuldiguugl Ls ist doch ganz
selbftverständlich, daß ihr untcr dicsen Uiiiständen noch bleibt!
Und ni,n noch eines: SolltesüDu findcn, daß es dem Gc-
suudheitszustande unscrcs Iungen zuträglich sei, überhaupt noch
läugere Zeit dort zu bleiben, so würde ich durchaus nicht dagcgen
seiu. Schrcibe inir gauz offcn darübcr! vie Gcsundheit Fredis
S°ht allcm andercn vor! ^n unwandelbarer Treuc
vein Lgbert."
Lgbcrt morkte gar nicht, daß er ganz auders geschrieben
hatte, als cr ursprünglich wollte. Lr stand wieder vollkoiiunen
unter dein Linfluß der blonden Frau.
Nachdem er den Brief geschlosscn hatte, gab er der Dienerin
ben Auftrag, ihn gleich auf die lsauptpost zu tragen, damit ei
noch ,„it dcin nächsten Zuge abgehc. —
Nleibhier sah sich jetzt wieder nach seinem Spielzeug um.
Er hatte es vorhin noch gehabt — hier auf dem Aermel, aber
da war es nicht mehr. Lr zog den Rock aus und besah ihn
uon allen Seiten, strich mit der lsand prüfend über den Schreib-
lisch hin, bückte sich und suchte am Boden — aber das gold-
schimmernde lsaar blieb verschwunden. Lr begriff es gar nicht.
Bleibhier mußtc sich darcin ergebcn, es war nirgeuds zu
stnden. Der Gedanke, sie morgen wiedcrzusehen, tröstete ihn end-
lich, abor seine Phantasie beschäftigte sich fast ununterbrochen mit
dein schönen weib.
Lgbert Bleibhier war die Zeit uuendlich lang gcworden,
aber nun war er doch endlich herangekommen, der Abend, an
dem er sich mit ihr treffen wolltc.
Lr machte sehr sorgfältig Toilctte. Die Spitzen scincs Lartes
band er so hoch auf, daß sie ihm in die Augenwinkel stachen. In
seinem bauschigen Faltenhemd funkelte ein großer Brillant uud das
Batisttuch, das aus der Seitentasche kokett herauslugte, duftcte
uach dem neuesten Lrzeugnis des pinaudschen Laboratoriums.
Ls war Zeit. Noch cinen Blick in den Spicgel und
während er ein fdaar neue lsandschuhe anzog, eilte er schon
die Lreppe hinnnter.
Rls Lgbcrt cbcn zur Bausthüre hinaus wollte, kam eine
^amc von der Straße her. Lr trat zur Scite, um sic cinzu-
lasten, aber sie blieb stehcn und sagte in leisem Lonc: „Lgbcrt!"
und „Papa!" scholl es gleich daraus zu ihm empor. Bleibhier
rrschrak. vor ihm standcn Frau und Aind.
«wadeleinc — Du hier?" rief er fast unwillig.
„Ich wollte Dich überraschen . . ."
„Du weißt: ich liebe die Ueberraschungcn uicht . . . abcr
^ lst — jst - schön, daß ihr konimt — mein Fredi!" wandtc er
stch zärtlich an sein Kind. Dann lohnte cr den wartenden Aut
scher ab und läutete dem Alädchen zur Besorgung dcs Gepäckcs.
Lgbert sticg unwillig dic Treppc wicder empor, neben ihm
(srau Uiadeleinc, dic sich auf seinen Arm stützte, nnd vor ihnen
llef der fünfjährigc F'rcdi her.
„wo wolltest Du eigentlich hin so schnell, Berti?" sragte
sie und sah den Gatten »iiisternd an.
„Ich — ich — doch da sind wir ja!" Verflucht, dachte er
und öffnete die Saalthüre.
Raum hatte Frau Bleibhier den wiantcl abgelegt, waltete
sie auch schon emsig iu ihrem eigenen Rciche. Das Aiädchen
ging ihr fiink zur lhand. Schon war das Anäblein zu Bett gc-
bracht. Und das wohnzimmcr hatte wicder den altcn traulichcn
Anstrich, als ivenn die lsaussrau gar nimmer fortgewcsen wärc.
Die thängelampe brannte still und freundlich über dem
weißgcdccktcn Tisch mit den silbcrnen Bestecken und dem Ge-
schirr aus euglischcm Steingut, in dem allerlei Leibspeiscn
Lgberts anfgctragen warcn.
Sie hatte ihn schmeichelnd gebetcn:
(^chluß nächste ^eite.)
und dachte — dachte an sie und dalg er sie inorgen treffen soltte.
Doch da trat dic Diencrin plöhlich herein und schcuchte ihn
uüt einer gcschäftlichen ^rage aus seinen t!.räuinereicn aus.
Lr erivachte zur wirklichkeit. Va lag der Brief an seiuc
>§rau; cr inußte becndet iverden. Vie ^scder slog iibcr das s.iapier.
Also:
„INeine liebe Frau!
Veiu sreuudliches Telcgrainm soivic Veinen lieben ^oiief
llabe ich erhalten und frcne inich, daß cs cuch dort so gut ge-
sl'llt. Ich ,„jr Frcudc wohl vorftellen, dcn liebcn
vetter nach so langer Aeit endlich eininal wiederzuiehen, uud
bitlc Dich, ih„^ ,venn auch unbckannterwcise, von inir herzli,h
zu grüßcu. Gcnicße dic Tagc des wiederschens so rccht aus
kscrzensgruud nnd sorge Dich uicht uin mich! Ich bin glücklich
in dem Gcdanken, -aft cs cuch gut ergeht und ihr cuch recht
erholt. Also kein wort der Lntschuldiguugl Ls ist doch ganz
selbftverständlich, daß ihr untcr dicsen Uiiiständen noch bleibt!
Und ni,n noch eines: SolltesüDu findcn, daß es dem Gc-
suudheitszustande unscrcs Iungen zuträglich sei, überhaupt noch
läugere Zeit dort zu bleiben, so würde ich durchaus nicht dagcgen
seiu. Schrcibe inir gauz offcn darübcr! vie Gcsundheit Fredis
S°ht allcm andercn vor! ^n unwandelbarer Treuc
vein Lgbert."
Lgbcrt morkte gar nicht, daß er ganz auders geschrieben
hatte, als cr ursprünglich wollte. Lr stand wieder vollkoiiunen
unter dein Linfluß der blonden Frau.
Nachdem er den Brief geschlosscn hatte, gab er der Dienerin
ben Auftrag, ihn gleich auf die lsauptpost zu tragen, damit ei
noch ,„it dcin nächsten Zuge abgehc. —
Nleibhier sah sich jetzt wieder nach seinem Spielzeug um.
Er hatte es vorhin noch gehabt — hier auf dem Aermel, aber
da war es nicht mehr. Lr zog den Rock aus und besah ihn
uon allen Seiten, strich mit der lsand prüfend über den Schreib-
lisch hin, bückte sich und suchte am Boden — aber das gold-
schimmernde lsaar blieb verschwunden. Lr begriff es gar nicht.
Bleibhier mußtc sich darcin ergebcn, es war nirgeuds zu
stnden. Der Gedanke, sie morgen wiedcrzusehen, tröstete ihn end-
lich, abor seine Phantasie beschäftigte sich fast ununterbrochen mit
dein schönen weib.
Lgbert Bleibhier war die Zeit uuendlich lang gcworden,
aber nun war er doch endlich herangekommen, der Abend, an
dem er sich mit ihr treffen wolltc.
Lr machte sehr sorgfältig Toilctte. Die Spitzen scincs Lartes
band er so hoch auf, daß sie ihm in die Augenwinkel stachen. In
seinem bauschigen Faltenhemd funkelte ein großer Brillant uud das
Batisttuch, das aus der Seitentasche kokett herauslugte, duftcte
uach dem neuesten Lrzeugnis des pinaudschen Laboratoriums.
Ls war Zeit. Noch cinen Blick in den Spicgel und
während er ein fdaar neue lsandschuhe anzog, eilte er schon
die Lreppe hinnnter.
Rls Lgbcrt cbcn zur Bausthüre hinaus wollte, kam eine
^amc von der Straße her. Lr trat zur Scite, um sic cinzu-
lasten, aber sie blieb stehcn und sagte in leisem Lonc: „Lgbcrt!"
und „Papa!" scholl es gleich daraus zu ihm empor. Bleibhier
rrschrak. vor ihm standcn Frau und Aind.
«wadeleinc — Du hier?" rief er fast unwillig.
„Ich wollte Dich überraschen . . ."
„Du weißt: ich liebe die Ueberraschungcn uicht . . . abcr
^ lst — jst - schön, daß ihr konimt — mein Fredi!" wandtc er
stch zärtlich an sein Kind. Dann lohnte cr den wartenden Aut
scher ab und läutete dem Alädchen zur Besorgung dcs Gepäckcs.
Lgbert sticg unwillig dic Treppc wicder empor, neben ihm
(srau Uiadeleinc, dic sich auf seinen Arm stützte, nnd vor ihnen
llef der fünfjährigc F'rcdi her.
„wo wolltest Du eigentlich hin so schnell, Berti?" sragte
sie und sah den Gatten »iiisternd an.
„Ich — ich — doch da sind wir ja!" Verflucht, dachte er
und öffnete die Saalthüre.
Raum hatte Frau Bleibhier den wiantcl abgelegt, waltete
sie auch schon emsig iu ihrem eigenen Rciche. Das Aiädchen
ging ihr fiink zur lhand. Schon war das Anäblein zu Bett gc-
bracht. Und das wohnzimmcr hatte wicder den altcn traulichcn
Anstrich, als ivenn die lsaussrau gar nimmer fortgewcsen wärc.
Die thängelampe brannte still und freundlich über dem
weißgcdccktcn Tisch mit den silbcrnen Bestecken und dem Ge-
schirr aus euglischcm Steingut, in dem allerlei Leibspeiscn
Lgberts anfgctragen warcn.
Sie hatte ihn schmeichelnd gebetcn:
(^chluß nächste ^eite.)