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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 48.1902 (Nr. 575-587)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16550#0085
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Zeitschrift für yuinor und U un st

Nairr

posthaltern „Für „Märzveilchen" ist leidor iinmer
Alte sstnngfer (schmerziich)i „Noch immer nichts? .
wclcher Chiffre wird denn eigentlich wohl am

noch nichts eingetroffen I"

. . Ach Nerr posthaiier, da geben Sie mir doch einen anicn
iiieiften korrespondiert? ^

Rat, unter

Äie Liebesepiöemie.

^umoreske von I. Mcrtl.

^ n jenen Areisen, dic dem Institut der Frau Lmiiie wld-
B mann nahestanden, erregte es kein geringes Aufsehen,
als sich die Nachricht verbreitete, diese sonst so ängstliche
Dame habc den Aunstmaler Geza Zimony als profeffor sämt-
licher bildenden Aünste an ihre hochangesehcne Anstalt bcrufen.
Nan schüttelte bedenklich dic Aöpfe und erfahrene Nänner und
Frauen drückten übereinstimmcnd die Meinung aus, daß ein
solcher Fchlgriff sich sicherlich bitter rächen werde.

Der tolle Geza gcnoß weit und breit den Ruf eines lockcren
vogels, es gab keinen lustigeren Maler in der fröhlichen Isar-
stadt und keinen, der vor verwegenen Streichen weniger zurück-
ststeute als er. In allen Sätteln war er gerecht, ein vorzüglicher
^°"er, ejn waghalsiger Steiger und Lroberer unbetretener
"'Sgipfel und vor allem auch ein hochbegabter Rünstler. Aber
Zigeunerblut, das unruhige, ewig überströmende Tempcra-
na-t"! ^"diwte ihn, der Arbeit mit dem Lrnst und der Ausdauer
ist ^"2°hen, die nun einmal zu großen Lrfolgen unerläßlich
leider mit allem, mit der welt, mit den weibern und

nur '"'t seiner Aunst. Das war sein Nnglück. Lr maltc

fertig^z^!'- die ihm zum Lntzücken gut gerieten, aber ein
wenu se' hntte noch keiner von ihm erwarten können, und
er die L" uielen Gönner ihn darüber hart tadelten, so schüttelte
gerade alz^^^'"" ^ocken und zuckte lachend mit den Achseln,
ihm verig^, eüvas Nnmögliches, ja etwas Sinnloses von

ändern? würde. Lr war nun einmal so, wer wollte ihn

Gel

°0"S das doch „jcht einmal der Not, dem bittern Llend,

das die wildesten unter sein schweres Ioch beugt, und Gott
weiß, wic schlecht es dem Geza bisweilen ergingl

was aber dem schärfsten Oruck der verhältnisse widerstrebte,
das erzwang eines Tages die Allhcrrscherin Liebe. Lr lernte
zufällig einmal ein reizendes, einfaches Aind kennen, für das
er augenblicklich die heißeste Begeisterung cmpfand und das ihm
zum erstenmal in seinem Leben mit dem Zauber eincr völlig
rcinen Seele entgcgenkam. Die Lltcrn dieses INädchens duldeten
aber kein verhältnis mit dem armcn verdienftlosen Ataler und
verbaten sich jede weitere Annäherung. Das war ein Schlag
für ihn, wie er noch nie einen gefühlt hatte. Dcr that ihm
wirklich wch und erschütterte ihn in seinem Innersten. An
jenem Tage nahm er sich fest und unverbrüchlich vor, seine
volle Araft zusammenzufassen und der welt zu zeigen, daß er,
mcnn er nur wolle, allcs erreichen könne, was sie seiner weinung
nach mit übertricbcner ksochschätzung bewcrte. Lr stelltc sich
das weit leichter vor, als es in der That auszuführen war. Ls
gab da viel, sehr viel nachzuholen, und cr verfiel, als sich ihm
die Unmöglichkeit offenbarte, mit einigen Löwensprüngen das
vorgestcckte Ziel zn erreichen, in einen Mißmut, der ihm das
Leben so verbitterte, daß seine Freunde für ihn zu fürchten
beganncn.

Lin hoher und einflußreicher lferr, der es gut mit ihm
meinte, schlug ihm vor, eine Stelle anzunchmen, dle ihn vor
dcn täglichen Sorgen schützc und ihm, wcil sie eine Menge freier
Zeit gewährte, gcnügend Muße verschaffen würde, ruhig und
stetig sich zn entwickeln. Lr willigte ein. Aber es kostctc
 
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