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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 48.1902 (Nr. 575-587)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16550#0097
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Zeitschrift für Lfuinor und Aunst


schon so unendlich auf die lobende Anerkennung meines herzigen
Frauchens gefreut, die ich bei der Uebergabe der beiden Pracht-
exemxlare einzuheimsen hoffte . . . und nun? G Rache! ksilfe!
Rettung!

Fast instinktmäßig eilte ich nach dem nächsten Polizei-
kommissariat und erfuhr dort zu meinem Oergnügen, daß der
„dienstthuende" Uommissär einer meiner Freunde sei, mit dem
ich schon manche fröhliche Stunde verbracht hatte. Am Bier-
tische hatte ich ihn gar oft gefrozzelt, wenn die Iournale eine
Notiz über verbrechen brachten, deren vollbringer die Polizei
ausznforschen nicht imstande war. Ich wußte also, daß es ihm sehr
angenehm sein werde, mir ein-
mal den schlagenden Beweis
zu erbringen, daß er, wenn er
nur einmal eine Ausforschung
allein in die kfand bekomme,
gewiß wunder wirken werde.

Als ich nach einem mit dem im
vorzimmer schlafenden „dienst-
thuenden" Grgane um den
Eintritt in das Amtslokal mei-
nes Freundes glücklich über-
standenen Aampfe bei dem
Rommissär eintrat, war er —
wie ich erwartet hatte — so-
fort sehr eifrig bei der Sachc
und versicherte mir, daß er die
Diebe noch im Laufe der Nacht
ausforschen werde.

Line halbe Stunde später
lag ich im warmen j?fühle und
träumte von angeschossenen
Treibern, kfnnden und Schützen,
vonverbrechern und von „dienst-
thuenden" jdolizeiorganen.

Am andern Morgen klingelt's
zeitlich früh an der Thüre, und
— hurra! Die Rebhühner sind
da! Lin Schutzmann bringt das
paar nebst einer Aarte vom
Uommissär, auf der er mir mit-
teilt, daß es ihn unendlich freue,
meine Biertischfrozzeleien so
glänzend widerlegen zu können.

Ich war entzückt und glanbte
mein ihm so oft zugefügtes Un-
recht nicht anders wett machon
Zu können, als indem ich ihn
^'itten ließ, an der verspeisung
'ueiner Iagd- und seiner Ari-
Minaltrophäe teilzunehmen.

^ Nach oiuigen schwülen
^°'""^rtagen machte mich eines
üb°r^"b mein Frauchen, das
chen "")°'Z°udes Schnüffelnäs-
unciu

tasche einen Alumpen entdeckt, der aus Federn nebst einem
breiartigen Zusatze bestand und aus dem zwei nette schwefel-
gelbe Füßchen von Rebhühnern herausragten.

Der Rommissär war entlarvt! Lr hatte, um sein Renommee
zu retten, am Morgen nach mcinem Abenteuer ein kfühnerpaar
gekauft und mir als Resultat seincr gelungenen Nachforschung
übermittelt.

Noch heute wird er, wenn dic Rede auf unaufgedeckte
verbrechen kommt, immer sehr kleinlaut.

Der geprellte Teufel.

anghaar, ein armer Dichterling,

Dem gar nichts mehr von statten ging,
Weil ihm das Reimen bracht' kein Glück,
Weil, was er anbot, kam zurück —

Rief einstmals sich den Teufel an —

Nnd nach Beschwörung naht der dann —
Verschrieb ihm seine Seele und
Geschlossen ward ein seltnor Bund.

Der Teufel sxrach zum Dichtersmann:

„Was Du anch schreibst, man nimmt es an."
Dcr Dichter schmierte flott drauf los
INanch Buch, und jedes ging famos.

Ls lief sich fast das Publikum
Nach jedem werk die Beine krumm,

Und noidisch rief manch Dichterlein:

„Der Langhaar muß dos Teufels sein."

^o^fügt, auf einen höchst

sam, dc"Geruch aufmerk-
Zinuncr meinem Arbeits-

"on dlnn'i'"b^bar machte und
schien, ^os^n auszuströmen
utensiij^^ nh »leine Iagd-

Wir offnct '"orgcbracht hatte.
gar bald ha^ ^n Schrank, und
wir in tzer Iagd-

Auch die verleger risfen sich
Um Langhaars werke fürchterlich.
Frühmorgens schon so gegen vie^
ward eingedrückt ihm fast die Thür'.

Längst war er ein berühmtor Mann,

Da einstmals kam der Teufel an,

Und riefa „Ietzt gib mir Deine Seel'!"
Der Dichter sprach: „Gleich zu Befehl."

Drauf brachte er ein Liederbuch,

Drin fromme Lieder wohl genug,

Und sprach znm Teufel: „Nimm was Dein,
kfier haucht' ich meine Seele ein."

Der Teufel nahm das Buch zur lfand,

Der Titel: „Uieine Seele" stand
Zuvörderst auf dem Titelblatt,

Der Teufel drauf goblättert hat.
 
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