Zeitschrift für t)unior unü A u n sl
95
In Äile.
„Lferrjeminel Diese tfitze heute! . . .
Donnerwetter! Dort fliegen Rebhühner! . . .
G weh! tNein nener Lfnt!"
Theorie imö UraXis.
Humoreske von C. A. Hennig.
Stndiosus Bummel einst seinen rtommili-
tonen Spund besuchte, sand er diesen, wie er
vcrschiedenc Papicrc und sonstige Lffekten in Bündel
und jdakete ordnete.
„Lortierst Du Liebesbriofe?" fragte Bunnnel.
5pund antwortetc mit einem geringschätzcnden
Achselzucken, denn er war als U?eiberfeind bekannt.
„was ich thue, rätst Du doch nicht," sagte er dann. „Aber Du solltest
Dir als ordnungsliebender Mensch an mir ein Beispiel nehmen — für
etwaige Fälle!"
„Gut," gab Bummel znr Antwort, „ich merde sogleich nach bsause
gehen und aus meinen bsabseligkeiten so viele einzelne Paketchen machen,
als ich eben daraus fertig bringe. Aber willst Du mir nicht auch sagen:
wieso, warum, weshalb, weswegen?"
„Das ist bald erklärt. Dorgestern brach nämlich gan; in meiner Nähe
ein Zimmerbrand aus, der jedoch, dank dem Eingreifen der Feuerwehr, im
Aeime erstickt wurde. Gesetzt nun der Fall, mir würde ein gleiches Miß-
geschick passieren und ich wäre genötigt meine Siebensachen in Sicherheit
zu bringen, bevor sie durch Feuer oder kVasser entwertet würden, wie sollte
ich in der Verwirrung und der Lile gerade diejenigen Sachen herausfinden,
die fnr mich am wichtigstcn und wertvollsten sind?"
„Das dürfte freilich schwer sein," gab Bummel zu.
„Ganz unmöglich!" pflichtete Spund bei. „Denn erstens könnte man
vor lauter Rauch nichts schen, und zweitens würde auch der kühlste Mensch
in solch einer Situation den Ropf verlicren. Mir kann das nicht passieren.
Ich schreite im dicksten Rauch mit der Sicherheit des Grdnungsmenschen
durch meine Bude, packe znnächst Bündel eins und zwei, die meine Aollegien-
hefte, sowie meine Semesterersparnisse ent — — —"
Mit eincm lauten Arach fiel Bummel auf den nächsten Stuhl und
rührte sich nicht.
„Wa—as ist Dir denn? Bist Du unwohl geworden?" rief Spund.
„Sei ohne Sorgen, mir sind lediglich Deine Semesterersparnisse in
die Lcine gefahrenl"
Schwer gekränkt fuhr Spund fort: „Ich seho, mit Dir ist über ernste
Dinge nicht zu reden, denn Du ziehst alles ins Lächerliche. Es ist daher
besser, wir lassen das Thema fallen."
„Du hast recht. Nm auf ein anderes zu kommein gehst Du mit zum
Dämmerschoppen?"
Spund brummte ctwas in seinen keimenden Bart, was für eine Zu-
stimmung gelten konnte, brannte sich eine (Ligarre an und machte sich zum
Gehen fertig. —
„Menn Du die Zündhölzcr so leichtsinnig auf den Boden wirfst, so
kannst Du bald genug in die Lagc kommen, Bündel eins nnd zwei aus
Rauch und Flammen retten zu müssen," mahnte Bummel mit Rücksicht auf
ein eben benütztes Zündholz, das noch glimmend am Boden lag.
„Ah pah!" erwiderte Spund; „wenn ich auch vorsichtig und weit-
blickend bin, so bin ich doch deswegen noch kein Angstmeier. tvas kann
denn so ein halbtotes Fünkchcn anrichten? Romm, laß uns gehenl" Und
sie gingen.
Sie waren aber noch keine Stunde in ihrer Stammkneipe gesessen,
als mit schauerlichem Alarmgetute die Feuerwehr vorüberrasselte.
„Ls vergeht doch kein Tag, an dem es nicht irgendwo brennt,"
sagte Sxund. „Und am Lnde brennt es gar bei Dir, nnd Du hast noch
keine Bündel gemacht," setzte er scherzend hinzu.
„Mder bei Dir," warf Bummel in gleichem Tone ein. „Denn Dein
Zündholz kann den Teppich, der Teppich den Tisch und der Tisch Deine
Bündel angesengt haben."
Spund war aufgestanden und blickte der davonsausenden Feuer-
wehr nach.
„Was Teufel!" rief er plötzlich, „sie biegt ja in die Xstraße einl
Ietzt wird's kritisch."
„Und da hält sie auch schon, hörst Du es?" erwiderte Bummel und
sprang gleichfalls anf. „Ich wette doch gleich ein Laß saurer lferinge, es
brennt bei Dirl"
Die beiden Studenten zahlten und stürmten der Feuerwehr nach. Und
als sie nm die Lcke der Xstraße bogen, blieb Spund wio angewurzelt stehen.
Lin dicker, schwarzer Rauch quoll aus einem Fenster des löauses Nr. ö in
der Xstraße, und dieses Fenster war kein anderes als Spunds.
„warte hier auf mich," schrie Spund nnd brach sich mit den Tllen-
bogen Bahn durch die Utcnge der Schaulustigen. „In einer viertelstunde
bin ich wiedcr zurück."
„Und vergiß nicht Bündel eins und zwei!" ricf ihm Bummel nach.
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In Äile.
„Lferrjeminel Diese tfitze heute! . . .
Donnerwetter! Dort fliegen Rebhühner! . . .
G weh! tNein nener Lfnt!"
Theorie imö UraXis.
Humoreske von C. A. Hennig.
Stndiosus Bummel einst seinen rtommili-
tonen Spund besuchte, sand er diesen, wie er
vcrschiedenc Papicrc und sonstige Lffekten in Bündel
und jdakete ordnete.
„Lortierst Du Liebesbriofe?" fragte Bunnnel.
5pund antwortetc mit einem geringschätzcnden
Achselzucken, denn er war als U?eiberfeind bekannt.
„was ich thue, rätst Du doch nicht," sagte er dann. „Aber Du solltest
Dir als ordnungsliebender Mensch an mir ein Beispiel nehmen — für
etwaige Fälle!"
„Gut," gab Bummel znr Antwort, „ich merde sogleich nach bsause
gehen und aus meinen bsabseligkeiten so viele einzelne Paketchen machen,
als ich eben daraus fertig bringe. Aber willst Du mir nicht auch sagen:
wieso, warum, weshalb, weswegen?"
„Das ist bald erklärt. Dorgestern brach nämlich gan; in meiner Nähe
ein Zimmerbrand aus, der jedoch, dank dem Eingreifen der Feuerwehr, im
Aeime erstickt wurde. Gesetzt nun der Fall, mir würde ein gleiches Miß-
geschick passieren und ich wäre genötigt meine Siebensachen in Sicherheit
zu bringen, bevor sie durch Feuer oder kVasser entwertet würden, wie sollte
ich in der Verwirrung und der Lile gerade diejenigen Sachen herausfinden,
die fnr mich am wichtigstcn und wertvollsten sind?"
„Das dürfte freilich schwer sein," gab Bummel zu.
„Ganz unmöglich!" pflichtete Spund bei. „Denn erstens könnte man
vor lauter Rauch nichts schen, und zweitens würde auch der kühlste Mensch
in solch einer Situation den Ropf verlicren. Mir kann das nicht passieren.
Ich schreite im dicksten Rauch mit der Sicherheit des Grdnungsmenschen
durch meine Bude, packe znnächst Bündel eins und zwei, die meine Aollegien-
hefte, sowie meine Semesterersparnisse ent — — —"
Mit eincm lauten Arach fiel Bummel auf den nächsten Stuhl und
rührte sich nicht.
„Wa—as ist Dir denn? Bist Du unwohl geworden?" rief Spund.
„Sei ohne Sorgen, mir sind lediglich Deine Semesterersparnisse in
die Lcine gefahrenl"
Schwer gekränkt fuhr Spund fort: „Ich seho, mit Dir ist über ernste
Dinge nicht zu reden, denn Du ziehst alles ins Lächerliche. Es ist daher
besser, wir lassen das Thema fallen."
„Du hast recht. Nm auf ein anderes zu kommein gehst Du mit zum
Dämmerschoppen?"
Spund brummte ctwas in seinen keimenden Bart, was für eine Zu-
stimmung gelten konnte, brannte sich eine (Ligarre an und machte sich zum
Gehen fertig. —
„Menn Du die Zündhölzcr so leichtsinnig auf den Boden wirfst, so
kannst Du bald genug in die Lagc kommen, Bündel eins nnd zwei aus
Rauch und Flammen retten zu müssen," mahnte Bummel mit Rücksicht auf
ein eben benütztes Zündholz, das noch glimmend am Boden lag.
„Ah pah!" erwiderte Spund; „wenn ich auch vorsichtig und weit-
blickend bin, so bin ich doch deswegen noch kein Angstmeier. tvas kann
denn so ein halbtotes Fünkchcn anrichten? Romm, laß uns gehenl" Und
sie gingen.
Sie waren aber noch keine Stunde in ihrer Stammkneipe gesessen,
als mit schauerlichem Alarmgetute die Feuerwehr vorüberrasselte.
„Ls vergeht doch kein Tag, an dem es nicht irgendwo brennt,"
sagte Sxund. „Und am Lnde brennt es gar bei Dir, nnd Du hast noch
keine Bündel gemacht," setzte er scherzend hinzu.
„Mder bei Dir," warf Bummel in gleichem Tone ein. „Denn Dein
Zündholz kann den Teppich, der Teppich den Tisch und der Tisch Deine
Bündel angesengt haben."
Spund war aufgestanden und blickte der davonsausenden Feuer-
wehr nach.
„Was Teufel!" rief er plötzlich, „sie biegt ja in die Xstraße einl
Ietzt wird's kritisch."
„Und da hält sie auch schon, hörst Du es?" erwiderte Bummel und
sprang gleichfalls anf. „Ich wette doch gleich ein Laß saurer lferinge, es
brennt bei Dirl"
Die beiden Studenten zahlten und stürmten der Feuerwehr nach. Und
als sie nm die Lcke der Xstraße bogen, blieb Spund wio angewurzelt stehen.
Lin dicker, schwarzer Rauch quoll aus einem Fenster des löauses Nr. ö in
der Xstraße, und dieses Fenster war kein anderes als Spunds.
„warte hier auf mich," schrie Spund nnd brach sich mit den Tllen-
bogen Bahn durch die Utcnge der Schaulustigen. „In einer viertelstunde
bin ich wiedcr zurück."
„Und vergiß nicht Bündel eins und zwei!" ricf ihm Bummel nach.