Zeilschrift für chumor und Aunst
fOö
chnpermodern.
„INarie, Sie trinken ja entsetzlich viell"
»Ia, Frau Müller, wenn man seine sünf Seniester Ius studiert hat . . . >"
Dnket unö Neffe.
Aus dem Leben eines jDoeten von Lev Cassan.
Sonne stand schon sehr hoch am himmel und ich hatte
noch nichts sür die Unsterblichkeit gethan, da ich mich
beim absolutcn Nichtsthun im Bette sehr wohl fuhite
und übcrdies meine Bücher — wenigstens nach dem Rate des
verlegers - anf keinem Salontisch fehlcn durftem.
^ebenzimmer hörte ich meine Frau anr Frühsliickt-Ii^ ?
bie Heitungen aufschneiden, was für mich dasselbe zu bedcuten
ilatte, wie seinerzeit das dritte Läuten der Perronglocke sür
den Zug.
»Ei, mas vu da für einen hübschen rosafarbenen Brief
bekommen hastl" rief sie auf einmal und fügte dann in einem
gewissen bestimmten Ton hinzu: „Dn erlaubst doch, daß ich >hn
öffne?"
„Natiirlich " brunimte ich, denn schließlich hättc mir das
„Nein" e. ..
. - i" Knrte ich in kurzen
„So - ah - großartig - voraussichtliche
Intervallen, was mich denn doch veranlatz , „;„»niiich los?"
.Schlachtfeld' zu betreten. „Nun, was ist dcnn ^
meinte ich und goß mir ganz gl-ichguitig mel ,„^„0
Mit einem unheilverkündenden verzeihen
Frau den Brief und ich las: „Unsterblicher -a .
so nichts genützt.
Sie eincr Anbeterin vor Ihrem Ruhmestempel zu erscheinen
und um Lintritt slehen zu dürfen. Ihre Gedichte ruhen in
Goldschnitt an nieinem löerzen, jede Zeile kenne ich auswcndig,
und wie vertiefte ich mich in Ihre seelischen Leiden! Auf
Seite ltl schreibcn Sie in dem Gedicht „Vas wilde Meh des
wegmüden lvanderers" so ergreifend schön:
„G nur eine kserzcnsquelle,
varans mein lferz dürft'
Labung schöpfenl"
Ich glaube, daß es meinc Ulisston ist, diese Lferzensquelle
für Sie zu sein und Sie zu trösten auf Ihrem schinerzensreichen
Lebensgang . . .
Alles, was ich wünsche, ist, immer nur in Ihre Angen zu
schauen. Ich werde deshalb bei Ihnen eiutreffen „in Ihrer
Linsamkeit, geschützt von allem Lrdenlärm" (Seite >oy), am
nächsten Ulontag um 5 Uhr nachmittags.
In glühender vcrehrung Ihre
Llsriede Sinnig.
W. ^srühcr kann ich nicht kommen, da ich erst Ulontag
meinen neuen lfut von der Ulodistin bokomme."
fOö
chnpermodern.
„INarie, Sie trinken ja entsetzlich viell"
»Ia, Frau Müller, wenn man seine sünf Seniester Ius studiert hat . . . >"
Dnket unö Neffe.
Aus dem Leben eines jDoeten von Lev Cassan.
Sonne stand schon sehr hoch am himmel und ich hatte
noch nichts sür die Unsterblichkeit gethan, da ich mich
beim absolutcn Nichtsthun im Bette sehr wohl fuhite
und übcrdies meine Bücher — wenigstens nach dem Rate des
verlegers - anf keinem Salontisch fehlcn durftem.
^ebenzimmer hörte ich meine Frau anr Frühsliickt-Ii^ ?
bie Heitungen aufschneiden, was für mich dasselbe zu bedcuten
ilatte, wie seinerzeit das dritte Läuten der Perronglocke sür
den Zug.
»Ei, mas vu da für einen hübschen rosafarbenen Brief
bekommen hastl" rief sie auf einmal und fügte dann in einem
gewissen bestimmten Ton hinzu: „Dn erlaubst doch, daß ich >hn
öffne?"
„Natiirlich " brunimte ich, denn schließlich hättc mir das
„Nein" e. ..
. - i" Knrte ich in kurzen
„So - ah - großartig - voraussichtliche
Intervallen, was mich denn doch veranlatz , „;„»niiich los?"
.Schlachtfeld' zu betreten. „Nun, was ist dcnn ^
meinte ich und goß mir ganz gl-ichguitig mel ,„^„0
Mit einem unheilverkündenden verzeihen
Frau den Brief und ich las: „Unsterblicher -a .
so nichts genützt.
Sie eincr Anbeterin vor Ihrem Ruhmestempel zu erscheinen
und um Lintritt slehen zu dürfen. Ihre Gedichte ruhen in
Goldschnitt an nieinem löerzen, jede Zeile kenne ich auswcndig,
und wie vertiefte ich mich in Ihre seelischen Leiden! Auf
Seite ltl schreibcn Sie in dem Gedicht „Vas wilde Meh des
wegmüden lvanderers" so ergreifend schön:
„G nur eine kserzcnsquelle,
varans mein lferz dürft'
Labung schöpfenl"
Ich glaube, daß es meinc Ulisston ist, diese Lferzensquelle
für Sie zu sein und Sie zu trösten auf Ihrem schinerzensreichen
Lebensgang . . .
Alles, was ich wünsche, ist, immer nur in Ihre Angen zu
schauen. Ich werde deshalb bei Ihnen eiutreffen „in Ihrer
Linsamkeit, geschützt von allem Lrdenlärm" (Seite >oy), am
nächsten Ulontag um 5 Uhr nachmittags.
In glühender vcrehrung Ihre
Llsriede Sinnig.
W. ^srühcr kann ich nicht kommen, da ich erst Ulontag
meinen neuen lfut von der Ulodistin bokomme."