Meggendorfer-Blätter, Alünchen
Lreisrlchters Arteil.
a ttülchhändler 5epp klagt d' Frau Ureisricht'rin an;
tVeil jüngst er net gnt g'füllt den Topf,
Da warf die sehr rasche Frau Richt'rin denr Sepp
Den eisernen ttülchtopf an Koxf.
T>a Areisrichter fahrt si' verlegen durchs ksaar,
Und weil's zu gefährlich wohl sei,
Ins G'fängnis zu bringen sein zänkisches Weib,
5o spricht er d' Frau Ureisricht'rin frei.
„Weil d' Aörperverletzung net leb'nsgefährlich war" —
Fahrt auf da da 5eppl voll Wut,
„Ich bitt', mit 'n INilchtopf der Areisrichterin
Daschlagt ma an Ulenschen ganz gut." —
„As Maul halten!" ruft drauf da Areirrichter wild,
„Geg'n 's Urteil, da gibt's ka konträr,
Und übrings den NUlchtoxf der Areisrichterin
Uen kenn' i genauer wie Er." Frü, Ginzel.
Mn rückjrchisnoll'er Morgenbesuch.
Hmnoreske von C- A. Hennig.
s war am ersten Tage unserer Uebersiedelung in die
5ommerfrische. lvir hatten uns diesmal ein reizendes,
kleines Landhäuschen für uns allein gemietet, das, von
einem alten ksausmeister-Lhexaar verwaltet, weit abseits von
der großen Verkehrsstraße lag. In dem wonnigen Bewußtsein
dieser Abgeschiedenheit, die mir eine wirkliche Lrholung versxrach,
lag ich an diesem ersten Ukorgen im Bett, mit offenen Augen,
halb wachend, halb träumend.
Da tönte xlötzlich ein langgezogener, greller Pfiff an mein
Dhr. Ich horchte auf. Ls mußte ganz in der Nähe, direkt
unter meinein Fenster gewesen sein. Line weile verstrich,
dann erklang der jdfiff von neuem. Ltwas ärgerlich über diese
unverhoffte Störung drehte ich mich auf die andere
Seite; was kümmerte mich auch das Pfeifen?
UUr galt es ja nicht. Als es sich aber so etwa
ein Dutzend U!al wiederholt hatte, immer durch-
dringender und intensiver werdend, begann ich
nervös zu werden. Ls war kein Zweifel, daß
derjenige,dersichaufso sonderbareWeiseanmeldete,
unmittelbar vor unserem Landhäuschen stand. U)as
konnte er beabsichtigen und wie lange gedachte
er sein ohrenzerreißendes Aonzert noch fortzu-
setzen? Ich lauschte schon wieder auf den nächsten
pfiff, doch es erfolgte keiner mehr. Statt dessen
aber schlug jetzt der unheimliche Unbekannte mit
einem Stocke gegen die Gitterstäbe des Thores
und erzielte damit einen ähnlichen Alarm, wie
die Feuerwehr bei einem Großbrand. Ietzt be-
gann ich schon zu siuchen. Auch im Nebenzimmer,
wo meine Frau und Ainder schliefen, fing es
an, sich zu regen.
„Was ist das nur für ein Lärm?" rief meine
Frau durch die Thüre, „es wird doch nichts
xassiert sein?"
Denn mit derselben Beharrlichkeit, mit der
dieser Mensch vorhin gexfiffen hatte, rührte er
jetzt seinen Lärmaxparat.
„Ls scheint irgend ein Bauernflegel zu sein,
der uns um unsern Morgenschlummer bringen
will," gab ich zurück. „Ls wird aber am besten
sein, wir reagieren gar nicht darauf, dann hört
er von selber auf."
Aaum hatte ich das gesagt, als ein kjagel von
kleinen Steinchen und Gartenkies gegen das Sou-
terrainfenster, das zur kjausmeisterwohnung ge-
hörte, prasselte. Ietzt wurde mir die Sache aber
doch zu bunt. Mit einem Satz sxrang ich von
meinem Lager, machte notdürftig Toilette und
stürmte hinaus nach dem vorgarten. Lsier sah
ich einen Mann vor dem verschlossenen Thore stehen, der sich
eben anschickte, noch eine zweite Ladung Steine der ersten
nachzusenden. Als er mich so al furioso dahergesaust kommen
sah, ließ er die Steine fallen und zog etwas verdutzt seine Mütze.
„In drei Teufelsnamen," schrie ich ihn an, „wer sind Sie
und was wollen Sie?"
„Ich bin der Mlchmann und bringe die Milch für den
kjausmoaster?" antwortete mit breitem Grinsen der Mann.
„Und deshalb führen Sie eine solche Aomödie hier auf?" fuhrich
fort. „Aönnen Sie denn nicht läuten?" — „Länten?" fragte der
Biedermann und streckte den Finger vielsagend in die kjöhe. „Na,
ich trau' mir net. Ich kunnt die kjerrschaft störenl"
Lreisrlchters Arteil.
a ttülchhändler 5epp klagt d' Frau Ureisricht'rin an;
tVeil jüngst er net gnt g'füllt den Topf,
Da warf die sehr rasche Frau Richt'rin denr Sepp
Den eisernen ttülchtopf an Koxf.
T>a Areisrichter fahrt si' verlegen durchs ksaar,
Und weil's zu gefährlich wohl sei,
Ins G'fängnis zu bringen sein zänkisches Weib,
5o spricht er d' Frau Ureisricht'rin frei.
„Weil d' Aörperverletzung net leb'nsgefährlich war" —
Fahrt auf da da 5eppl voll Wut,
„Ich bitt', mit 'n INilchtopf der Areisrichterin
Daschlagt ma an Ulenschen ganz gut." —
„As Maul halten!" ruft drauf da Areirrichter wild,
„Geg'n 's Urteil, da gibt's ka konträr,
Und übrings den NUlchtoxf der Areisrichterin
Uen kenn' i genauer wie Er." Frü, Ginzel.
Mn rückjrchisnoll'er Morgenbesuch.
Hmnoreske von C- A. Hennig.
s war am ersten Tage unserer Uebersiedelung in die
5ommerfrische. lvir hatten uns diesmal ein reizendes,
kleines Landhäuschen für uns allein gemietet, das, von
einem alten ksausmeister-Lhexaar verwaltet, weit abseits von
der großen Verkehrsstraße lag. In dem wonnigen Bewußtsein
dieser Abgeschiedenheit, die mir eine wirkliche Lrholung versxrach,
lag ich an diesem ersten Ukorgen im Bett, mit offenen Augen,
halb wachend, halb träumend.
Da tönte xlötzlich ein langgezogener, greller Pfiff an mein
Dhr. Ich horchte auf. Ls mußte ganz in der Nähe, direkt
unter meinein Fenster gewesen sein. Line weile verstrich,
dann erklang der jdfiff von neuem. Ltwas ärgerlich über diese
unverhoffte Störung drehte ich mich auf die andere
Seite; was kümmerte mich auch das Pfeifen?
UUr galt es ja nicht. Als es sich aber so etwa
ein Dutzend U!al wiederholt hatte, immer durch-
dringender und intensiver werdend, begann ich
nervös zu werden. Ls war kein Zweifel, daß
derjenige,dersichaufso sonderbareWeiseanmeldete,
unmittelbar vor unserem Landhäuschen stand. U)as
konnte er beabsichtigen und wie lange gedachte
er sein ohrenzerreißendes Aonzert noch fortzu-
setzen? Ich lauschte schon wieder auf den nächsten
pfiff, doch es erfolgte keiner mehr. Statt dessen
aber schlug jetzt der unheimliche Unbekannte mit
einem Stocke gegen die Gitterstäbe des Thores
und erzielte damit einen ähnlichen Alarm, wie
die Feuerwehr bei einem Großbrand. Ietzt be-
gann ich schon zu siuchen. Auch im Nebenzimmer,
wo meine Frau und Ainder schliefen, fing es
an, sich zu regen.
„Was ist das nur für ein Lärm?" rief meine
Frau durch die Thüre, „es wird doch nichts
xassiert sein?"
Denn mit derselben Beharrlichkeit, mit der
dieser Mensch vorhin gexfiffen hatte, rührte er
jetzt seinen Lärmaxparat.
„Ls scheint irgend ein Bauernflegel zu sein,
der uns um unsern Morgenschlummer bringen
will," gab ich zurück. „Ls wird aber am besten
sein, wir reagieren gar nicht darauf, dann hört
er von selber auf."
Aaum hatte ich das gesagt, als ein kjagel von
kleinen Steinchen und Gartenkies gegen das Sou-
terrainfenster, das zur kjausmeisterwohnung ge-
hörte, prasselte. Ietzt wurde mir die Sache aber
doch zu bunt. Mit einem Satz sxrang ich von
meinem Lager, machte notdürftig Toilette und
stürmte hinaus nach dem vorgarten. Lsier sah
ich einen Mann vor dem verschlossenen Thore stehen, der sich
eben anschickte, noch eine zweite Ladung Steine der ersten
nachzusenden. Als er mich so al furioso dahergesaust kommen
sah, ließ er die Steine fallen und zog etwas verdutzt seine Mütze.
„In drei Teufelsnamen," schrie ich ihn an, „wer sind Sie
und was wollen Sie?"
„Ich bin der Mlchmann und bringe die Milch für den
kjausmoaster?" antwortete mit breitem Grinsen der Mann.
„Und deshalb führen Sie eine solche Aomödie hier auf?" fuhrich
fort. „Aönnen Sie denn nicht läuten?" — „Länten?" fragte der
Biedermann und streckte den Finger vielsagend in die kjöhe. „Na,
ich trau' mir net. Ich kunnt die kjerrschaft störenl"