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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 48.1902 (Nr. 575-587)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16550#0140
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f36

INeggendorfer-Blätter, München

Subjektive Änschauung.

„Mr zwanzig j>fennig Schnupftabak.
„tfaben wir nicht."

„Lchöner Delikatcssenhändlerl"

Die zwei Wünsche.

^^IN Waldcsrand lag ein Iüngling nnd weintc lnttere Thrä-
nen. Stundenlang schon schlnchzte der Arnie in sich
hinein nnd die alten waldbäumc ranschten initleidig dazn. Sie
hatten das schon öfter initangesehcn, wie so ein Mcnschenkind
jainniern und klagen kann, dem das tferz, so wie diesem da,
so voll, ach so voll von Liebessehnsucht und Liebesgrain ist.

Schon breitete sich nächtliches Dunkel über die Forste und
noch iininer lag der arme Iunge dort und gräinte sich um das
Türndl, das ihn nicht mochte. Da legte sich ihm eine sanfte
lfand auf die Schulter und als er aufblicktc, sah cr cinc wald-

fee vor sich stehen, die zu
ihm sagte: „Dein Schinerz
hat mein iferz gerührt, mein
Sohn, und um Dir zu helfen,
will ich Dir zwei Wünsche
gewähren, die, sobald Du
sie aussprichst, sofort in Lr-
füllung gehcn werdenl" —
Frendiger Schrcck durchzuckte
das kserz des vcrliebten
Rnaben und ohne lange zu
überlegen, rief er: „Fürs
erste wünsche ich mir, daß
die Anne-Naric, die Toch-
ter vom Areuzhofbauern,
mein weib wird und fürs
zweite wünsche ich inir recht
vielGe..."—„lhaltl" fielihm
da die gütige Fee ins Wort,
„mit dem zweiten wunsch
sei recht vorsichtig, mein
Iunge; sxare ihn Dir für
spätere Zeitcn I" lächelte sie
nnd freundlich nickend ent-
schwand sie seinen Blicken.

Der Iüngling aber
jauchzte voll Freude, rannte
ins Thal hinab nnd —
wunder über wunder! —
da kam ihm auch schon die
Anne-Marie entgegenge-
flogen, sagte nicht mehr, wie
ehedem, „Tapxschädell" zu
ihm, sondern nannte ihn
ihren lieben iheinrich und
gab dem Glücklichcn ein
Busserl ums andere. —
Schon nach wcnigen
wochen ward kfochzeit ge-
haltcn und lheinrich, dcr
junge Lhemann, war so
glücklich, daß es ihm gar
nicht einfiel, an den zweiten
Wunsch, den ihm die Wald-
fee vorbehalten, zu denken.
Aaum waren aber die kfonig-
j monde vcrstrichen, da mußte
er zu seiner Betrübnis schen,
daß hinter dem hübschen
Lärvchen seiner Frau einc
Teufelsfratze stecke, denn
sie war über alle Maßen zanksüchtig, verlogen und falsch.
Um das Ljauswesen kümmerte sie sich gar nicht und dachte nur
an Putz und Vcrgnügen.

Auf die Tage voll Sonnenschein folgten nun für deu
armen theinrich wochen und Monde der Trübsal, des Aergers
und der Aümmernis. — Als ihm einmal das cwige Aeifen
und Zanken seines weibchens zu arg wurde, schlich er sich
wieder, so wie damals, zum waldesrand und weinte dort über
sein Mißgeschick. jdlötzlich fiel ihm oin, daß er ja noch einen
zweitcn wunsch habe . . . „Achl" seufzte er, „ich wollt', ich
wäre die Anue-Marie los und ledigl" —

Da krachte ein Donnerschlag nnd — — der Iüngling er-
wachtel Er hatte dies alles bloß geträumt, als cr über seiucn
 
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