Meggendorfer-Blätler, München
6
„Iwar gut ist die Idee, doch
dagewesen,
Lin andres !Nal vielleichtl" —
so hieß es inimer, —
Und doch, — er hatte sie noch nie gelesen,
Darum war die LnttLuschung um so
schlimmer. —
Ls schlcndcrte der Dichter durch die Gassen
Der großen 5tadt, — in Traurigkeit versunken.
Da schien er plötzlich einen Plan zu fassen
Und heimwärts wandte er sich hofsnungs-
trunken.
lver wagt, gewinntl „An lherrn verleger
Meier,"
Tchrieb der Poet auf einen feinen Bogen.
„verehrter 6err, ich bin ein armer Lreier,
Voch scheint Ihr Fräulein Tochter mir
gewogen.
^ch hatte das vergnügen, sie zu sehen
Am Lenster Jhres ksauses. Lingenommen
von ihrer Schönheit war's um mich geschehen, —
verzeihen Sie, daß ich es unternommen.
Als armer Dichter um die ksand zu werben,
Die glücklich machen würde mich fürs Leben,
'ich kann nicht anders, — lieber will ich sterbenl
Drum bitt' ich Sie, Ihr Iawort mir zu geben.
^ in junger Dichter, arm und
unverdrossen,
Schrieb Tag für Tag, was ihm sein
Geist diktierte<
Gedichte und Novellen, Dramen,
Possen, —
Auf jede Art er sein Talent probierte.
Doch war er unbekannt, gleich vielen
andern;
Das schmerzte ihn. Drum ließ er
seine Werke
von einer Redaktion zur andern wandern,
Doch alles kam zurück mit dem vermerkei
^LÄjsL-Oi.
Schon manches Manuskript erhielt ich wieder
Und viel noch harrt vergebens auf verwendung;
lvie drückten mich die Mißerfolge nieder
Bei jeder schweren, inhaltreichen Sendung.
Auch Sie, kjerr Meier, kennen meinen Namen,
Dies ist das Letzte was ich Ihnen sende,
Drum sprechen Sie als vater „Ia und Amen,"
Mein Schicksal lege ich in Jhre kjändel" — —
Der Schicksalsspruch traf ein. Drin war zu lesen,
Nebst üblichem vermerk „Zu retournieren":
„Idee ist gut, — auch noch nicht dagewescn, —
Doch kann ich leider sie nicht acceptieren."
Guftav Adols Müllcr.
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„Iwar gut ist die Idee, doch
dagewesen,
Lin andres !Nal vielleichtl" —
so hieß es inimer, —
Und doch, — er hatte sie noch nie gelesen,
Darum war die LnttLuschung um so
schlimmer. —
Ls schlcndcrte der Dichter durch die Gassen
Der großen 5tadt, — in Traurigkeit versunken.
Da schien er plötzlich einen Plan zu fassen
Und heimwärts wandte er sich hofsnungs-
trunken.
lver wagt, gewinntl „An lherrn verleger
Meier,"
Tchrieb der Poet auf einen feinen Bogen.
„verehrter 6err, ich bin ein armer Lreier,
Voch scheint Ihr Fräulein Tochter mir
gewogen.
^ch hatte das vergnügen, sie zu sehen
Am Lenster Jhres ksauses. Lingenommen
von ihrer Schönheit war's um mich geschehen, —
verzeihen Sie, daß ich es unternommen.
Als armer Dichter um die ksand zu werben,
Die glücklich machen würde mich fürs Leben,
'ich kann nicht anders, — lieber will ich sterbenl
Drum bitt' ich Sie, Ihr Iawort mir zu geben.
^ in junger Dichter, arm und
unverdrossen,
Schrieb Tag für Tag, was ihm sein
Geist diktierte<
Gedichte und Novellen, Dramen,
Possen, —
Auf jede Art er sein Talent probierte.
Doch war er unbekannt, gleich vielen
andern;
Das schmerzte ihn. Drum ließ er
seine Werke
von einer Redaktion zur andern wandern,
Doch alles kam zurück mit dem vermerkei
^LÄjsL-Oi.
Schon manches Manuskript erhielt ich wieder
Und viel noch harrt vergebens auf verwendung;
lvie drückten mich die Mißerfolge nieder
Bei jeder schweren, inhaltreichen Sendung.
Auch Sie, kjerr Meier, kennen meinen Namen,
Dies ist das Letzte was ich Ihnen sende,
Drum sprechen Sie als vater „Ia und Amen,"
Mein Schicksal lege ich in Jhre kjändel" — —
Der Schicksalsspruch traf ein. Drin war zu lesen,
Nebst üblichem vermerk „Zu retournieren":
„Idee ist gut, — auch noch nicht dagewescn, —
Doch kann ich leider sie nicht acceptieren."
Guftav Adols Müllcr.