Bkeggenöorfer-BIätter, Münch
n
Das Älserneueste.
„was sagst Du zu meinem neuen Spiegel? — Apart, was?!"
„Ja! Aber, hm, wo ist denn eigentlich das Spiegelglas?!"
„Spiegelglas?! Istnicht! — Das ist eben das Originelle!"
Das VorworL.
s war eininal ein sehr weiser Alann, der hochgeachtet
und angesehen von seinen Mtbürgern war. Lr hatte
viele Reichtümer erworben und Ehren waren ihm in
unzähliger FMe rwn seinen Zeitgenossen dargebracht worden.
Lr hatte so viele Grden in seinem Leben erhalten, daß die-
selben gar nicht alle an seinem Frack jAatz hatten.
Iu ihm kam einmal, als er dem Tode schon nahe war,
ein andrer weiser Akann, der jung und lebenskrästig war, aber
arm und im Elend dahinlebte und klagte ihm seine Not.
„Gib mir, weiser Greis," so sprach der Iunge, „einen Rat,
wie ich so angesehen und geachtet werde, wie T>u. was ich
auch sage und thue, verlachen die Menschen, weil ich nicht das
sage und thue, was die große Menge will. Ich bin ein Ligener,
habe meine eigenen Gedanken und Anschauungen über das
Getriebe der welt und daher verlacht und verhöhnt mich der
Pöbel. Aber auch Vu warst ein Ligener, auch 2u hattest Deine
eigenen Gedanken und AnschaUungen über das Getriebe der
welt; aber Dich hat man nicht verlacht, sondern mit Lhren
überhäust. wie hast Du das angefangen?"
von Eugen Jsolani.
Da lachte der weise Greis eine ganze halbe viertelstnnde
lang, und dann begann er also zu sprechen:
„Auch mir, junger Freund, ist es einstmals so schlecht er-
gangen, wie Dir! Auch mich haben die Leute verhöhnt und
verlacht, weil ich anderes dachte und anderes sprach und anderes
that als die Menge. Dann aber fand ich das vorwort, das
meinem Leben Inhalt gab."
„Das vorwort?!" rief der Iunge erstaunt aus.
„Iawohl, das vorwort! Ich that und sprach und dachte
genau so, wie vordem. jZch dachte und sprach und that immer
noch ganz anders, als alle anderen Menschen, aber sie lachten
und höhnten nicht mehr über mich, sondern sie verehrten mich
und jubelten mir zu. Ich wurde nämlich ein ,Antill"
„was heißt das?" sprach der Iunge.
„wenn ich vordem verlacht worden war, weil ich wasser
trank, während meine Mitmenschen wein und Bier zu sich
nahmen, so wurde ich jetzt, obwohl ich dasselbe that, wie früher,
verehrt, denn ich nannte mich einen Antialkoholiker. Die
Monarchisten schimpsten nicht mehr über mich, wenn ich unter
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Das Älserneueste.
„was sagst Du zu meinem neuen Spiegel? — Apart, was?!"
„Ja! Aber, hm, wo ist denn eigentlich das Spiegelglas?!"
„Spiegelglas?! Istnicht! — Das ist eben das Originelle!"
Das VorworL.
s war eininal ein sehr weiser Alann, der hochgeachtet
und angesehen von seinen Mtbürgern war. Lr hatte
viele Reichtümer erworben und Ehren waren ihm in
unzähliger FMe rwn seinen Zeitgenossen dargebracht worden.
Lr hatte so viele Grden in seinem Leben erhalten, daß die-
selben gar nicht alle an seinem Frack jAatz hatten.
Iu ihm kam einmal, als er dem Tode schon nahe war,
ein andrer weiser Akann, der jung und lebenskrästig war, aber
arm und im Elend dahinlebte und klagte ihm seine Not.
„Gib mir, weiser Greis," so sprach der Iunge, „einen Rat,
wie ich so angesehen und geachtet werde, wie T>u. was ich
auch sage und thue, verlachen die Menschen, weil ich nicht das
sage und thue, was die große Menge will. Ich bin ein Ligener,
habe meine eigenen Gedanken und Anschauungen über das
Getriebe der welt und daher verlacht und verhöhnt mich der
Pöbel. Aber auch Vu warst ein Ligener, auch 2u hattest Deine
eigenen Gedanken und AnschaUungen über das Getriebe der
welt; aber Dich hat man nicht verlacht, sondern mit Lhren
überhäust. wie hast Du das angefangen?"
von Eugen Jsolani.
Da lachte der weise Greis eine ganze halbe viertelstnnde
lang, und dann begann er also zu sprechen:
„Auch mir, junger Freund, ist es einstmals so schlecht er-
gangen, wie Dir! Auch mich haben die Leute verhöhnt und
verlacht, weil ich anderes dachte und anderes sprach und anderes
that als die Menge. Dann aber fand ich das vorwort, das
meinem Leben Inhalt gab."
„Das vorwort?!" rief der Iunge erstaunt aus.
„Iawohl, das vorwort! Ich that und sprach und dachte
genau so, wie vordem. jZch dachte und sprach und that immer
noch ganz anders, als alle anderen Menschen, aber sie lachten
und höhnten nicht mehr über mich, sondern sie verehrten mich
und jubelten mir zu. Ich wurde nämlich ein ,Antill"
„was heißt das?" sprach der Iunge.
„wenn ich vordem verlacht worden war, weil ich wasser
trank, während meine Mitmenschen wein und Bier zu sich
nahmen, so wurde ich jetzt, obwohl ich dasselbe that, wie früher,
verehrt, denn ich nannte mich einen Antialkoholiker. Die
Monarchisten schimpsten nicht mehr über mich, wenn ich unter