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Aeitschrifl für Humor und Aunst
Kummarisch.
Rosenbauer: „Na, 5exp, hat's was'geben auf der G'flügel-
Ausstellung?"
S epp' „Dös glaub' i, guat is gange, meine Toulouser (GLnse)
ham den .Lhrenxreis' kriagt, meine Zwerg-tsenne den
,erschten Preis', meine Aropftaubner den zwoaten und i
bin in ,Ausschuff kemmal"
Das vorwort.
ihnen als Antiinonarchist auftrat, die Republikaner nicht mehr,
wenn ich in ihren Versammlungen als Antirepublikaner meine
Ansichten geltend machte. Das vorwort ,Anti' half mir über
jede Feindschaft und Gegnerschaft hinweg. Ich konnte von
nun ab sagen und thun, was ich wollte, dummes oder kluges,
es mochte den Anschauungen der Menge so fern liegen, wie
es wollte, man ließ es gelten, sobald ich mich als ein ,Anti'
bezeichnete. Und wo man mich srüher einen Nörgler und
Zänker geheißen hatte, ließ man mich nun als Neuerer gelten
und wand dem Reformator Lorbeerkränze. Und das hatte ich
ganz allein dem von mir gewählten vorwort .Anti' zu danken.
willst Du alsa auch, junger Freund, die Lhren und Freuden
des Lebens genießen, so mußt auch Du Dir ein vorwort er-
wählen. Der vorwörter gibt es ja in den toten und lebenden
Sxrachen eine große Fülle. Ljast Du Dir ein vorwort erwählt,
so kannst Du denken und sprechen und thun, was Du willst; Du
kannst so thöricht handeln, wie Du willst, die blöde Menge wird
Deinen Gedanken und worten und Thaten, die ste vordem
belacht und verhöhnt, zujubelnl"
So sprach der weise Greis zum jungen weisen.
Bald darauf starb der Alte.
Der junge weise aber ging in seine dunkle, elende hütte,
schloß sie ab und sprach zu sich: „Nicht eher wieder will ich
das Tageslicht schauen, als bis ich ein vorwort gefunden, das
meinem Leben Inhalt verleihtl"
Dann aber sann er Tage und Nächte in seiner elenden
Aammer nach; er sxrach alle vorwörter der griechischen, lateini-
schen und vieler anderer Sxrachen nacheinander aus, ohne
zu einem Lntschluß zu kommen. Da er aber seinen Schwur
halten und nicht eher das Tageslicht schancn wollte, bis er das ^
rechte vorwort gefunden, so schrieb er alle vorwörter, die ihm
bekannt waren auf kleine Zettelchen, that diese in seinen bsut,
lockte einen kleinen Rnaben herbei, dem er die Augen verband,
und ließ ihn so einen Zettel aus dem bsut nehmen.
Mit fiebernder ksast ergriff der weise den Zettel und las
ihn. Dann aber packte ihn ein Freudentaumel, er riß die Thüre
seiner armen elenden Rammer auf und stürzte auf die Straße
und rief den Leuten zu: „Ich bin ein U e b er-Menschl"
von nun ab durfte er denken und sxrechen und ihun, was
er wollte, er ward als überweise und überklug bcjubelt. Ls
wurden ihm Lhren und Ueberchren erwiesen, und an dec Stelle,
wo seine arme elende ksütte gestanden, ward bald ein großer
Palast, in welchem ein Ueberbrettl eröffnet wurde, errichtct.
Die Zettel aber, auf wclche der weise alle die vorwörter
geschrieben und aus denen der Rnabe den Zettel mit dem worte
,Ueber' gezogen hatte, hat sich der Uebermensch ausbewahrt. Sie
liegen in ciner kostbaren Schale in der guten Stube seines
Palastes. Als ihn einmal ein Gast fragte, zu welchem Zwecke
er diese Zettel aufbewahrt habe, sagte der weise Mann: „Für
alle Fällel wenn einst der Ueber-Rnltus seine Rraft verloren
hat, wähle ich mir ein anderes vorwortl"
Ncues Wort.
— „Der reiche Metzgermeister hat dreitausend Mark für das
wohlthätigkcitsfest gezeichnet und nun ist die Lifte nicht
einmal veröffenllicht worden."
— „ism, da hat er sich gründlich verprotzt."
Äcladen.
Aeitschrifl für Humor und Aunst
Kummarisch.
Rosenbauer: „Na, 5exp, hat's was'geben auf der G'flügel-
Ausstellung?"
S epp' „Dös glaub' i, guat is gange, meine Toulouser (GLnse)
ham den .Lhrenxreis' kriagt, meine Zwerg-tsenne den
,erschten Preis', meine Aropftaubner den zwoaten und i
bin in ,Ausschuff kemmal"
Das vorwort.
ihnen als Antiinonarchist auftrat, die Republikaner nicht mehr,
wenn ich in ihren Versammlungen als Antirepublikaner meine
Ansichten geltend machte. Das vorwort ,Anti' half mir über
jede Feindschaft und Gegnerschaft hinweg. Ich konnte von
nun ab sagen und thun, was ich wollte, dummes oder kluges,
es mochte den Anschauungen der Menge so fern liegen, wie
es wollte, man ließ es gelten, sobald ich mich als ein ,Anti'
bezeichnete. Und wo man mich srüher einen Nörgler und
Zänker geheißen hatte, ließ man mich nun als Neuerer gelten
und wand dem Reformator Lorbeerkränze. Und das hatte ich
ganz allein dem von mir gewählten vorwort .Anti' zu danken.
willst Du alsa auch, junger Freund, die Lhren und Freuden
des Lebens genießen, so mußt auch Du Dir ein vorwort er-
wählen. Der vorwörter gibt es ja in den toten und lebenden
Sxrachen eine große Fülle. Ljast Du Dir ein vorwort erwählt,
so kannst Du denken und sprechen und thun, was Du willst; Du
kannst so thöricht handeln, wie Du willst, die blöde Menge wird
Deinen Gedanken und worten und Thaten, die ste vordem
belacht und verhöhnt, zujubelnl"
So sprach der weise Greis zum jungen weisen.
Bald darauf starb der Alte.
Der junge weise aber ging in seine dunkle, elende hütte,
schloß sie ab und sprach zu sich: „Nicht eher wieder will ich
das Tageslicht schauen, als bis ich ein vorwort gefunden, das
meinem Leben Inhalt verleihtl"
Dann aber sann er Tage und Nächte in seiner elenden
Aammer nach; er sxrach alle vorwörter der griechischen, lateini-
schen und vieler anderer Sxrachen nacheinander aus, ohne
zu einem Lntschluß zu kommen. Da er aber seinen Schwur
halten und nicht eher das Tageslicht schancn wollte, bis er das ^
rechte vorwort gefunden, so schrieb er alle vorwörter, die ihm
bekannt waren auf kleine Zettelchen, that diese in seinen bsut,
lockte einen kleinen Rnaben herbei, dem er die Augen verband,
und ließ ihn so einen Zettel aus dem bsut nehmen.
Mit fiebernder ksast ergriff der weise den Zettel und las
ihn. Dann aber packte ihn ein Freudentaumel, er riß die Thüre
seiner armen elenden Rammer auf und stürzte auf die Straße
und rief den Leuten zu: „Ich bin ein U e b er-Menschl"
von nun ab durfte er denken und sxrechen und ihun, was
er wollte, er ward als überweise und überklug bcjubelt. Ls
wurden ihm Lhren und Ueberchren erwiesen, und an dec Stelle,
wo seine arme elende ksütte gestanden, ward bald ein großer
Palast, in welchem ein Ueberbrettl eröffnet wurde, errichtct.
Die Zettel aber, auf wclche der weise alle die vorwörter
geschrieben und aus denen der Rnabe den Zettel mit dem worte
,Ueber' gezogen hatte, hat sich der Uebermensch ausbewahrt. Sie
liegen in ciner kostbaren Schale in der guten Stube seines
Palastes. Als ihn einmal ein Gast fragte, zu welchem Zwecke
er diese Zettel aufbewahrt habe, sagte der weise Mann: „Für
alle Fällel wenn einst der Ueber-Rnltus seine Rraft verloren
hat, wähle ich mir ein anderes vorwortl"
Ncues Wort.
— „Der reiche Metzgermeister hat dreitausend Mark für das
wohlthätigkcitsfest gezeichnet und nun ist die Lifte nicht
einmal veröffenllicht worden."
— „ism, da hat er sich gründlich verprotzt."
Äcladen.