!1I e g g end o r fe r - B l ä l t e r, München
fO
Der kteine Ämateurphoiograph.
(zu seiner Tcinte, die im Negligö auf dem Baikon steht): „Tante, UieNN
Du mir jetzt keine Bonbons herabwirfst . . . photographiere ich Dichl"
Lerr Lemmchen als (Sratulani.
tzumoreske von I>r. Max Flohr.
eit einem Oierteljahre zählte Ljerr Lennnchen zum leben-
den Inventar der alt- und bestrenommierten Firma
Schwämmchen, chNaterial-, Aolonial-, Droguen- und Farb-
warenhandlung sn ^ros L en aetuil', zu deren Nutz und
Frommen er in seiner Ligenschaft als Lommis in Laden und
Aontor, in Aellern und aus Speichern, zu ebener Erde und aus
schwanker Leiter, frühmorgens und spätabends vielseitige proben
seines Aönnens lieferte. —
Lr war Idealist in seinom Berufe und hatte als Oorstands-
mitglied des bjandlungsgehilsenvereins des öfteren Gelegenheit
genommcn, seiner idealen Auffassung Ausdruck zu geben, wenn
er in zündender Rede an seine Zunftbrüder die Mahnung cr-
gehen ließ, stetig und uncntwcgt die Fahne des „Naterialismus"
— in seinem Sinne — hochzuhalten.
5o war lserr Lemmchen als Aausmann im allgemeinen.
was ihn im besondern noch kennzeichnete, war das ,Auge°,
das er in getreuer lserzensminne seit geraumer Zeit auf die
liebwerte Tochter des kiauses geworfen hatte und das es ihm
mehr als wünschenswert .erscheinen ließ, der geschätzten
Familie des Ljerrn Prinzipal näher zu treten.
Wcnn es ihm bislang noch nicht gelungen war,
in der Mertung seines Ich seitens der lsolden einen
auch nur nennenswerten Achtnngserfolg zu erzielen, so
schob er diese Unterbilanz einzig und allein auf das
bisherige Nichtvorhandensein einer passenden Gelegen-
heit zu näherer Bekanntschaft.
Doch das sollte von nun an anders werden.
lserr Lemmchen hatte nämlich einen kühnen Feld-
zugsplan entworfen, von deffen Gelingen er das ganze
Debet und Tredit seiner Lrfolge abhängig machte.
Der Tag, air dem er sein Lisen schmieden wollte,
war kein geringerer als die fünfundzwanzigste Wiederkehr
seines eigenen Geburtstages. Nicht als ob bserr Lemmchen
— ein aufgeklärter Sohn seines Iahrhunderts — in diesem
Ieitpunkte an und für sich schon einen besonderen glück-
verheißenden Talisman erblickt hätte — bewahrel
Nit diesem Tage hatte es vielmehr eine andere
eigene Bewandtnis, und das verdient hier ausdrücklich
zu den Akten genoinmen zu werden. Als nämlich lherr
Lemmchen bei seinem Tintritt ins Geschäft seinem
Prinzipal die Personalien vorgelegt, hatte dieser nicht
nmhin können des seltsamen Umstandes slüchtig Lrwäh-
nung zu thun, der lserrn Lemmchens Geburtstag mit
seinem — lserrn Schwämmchens — eigenen lhochzeits-
tage zusammenfallen ließ.
„Ia, ja," hatte der behäbige Geschäftsinhaber
schmunzelnd und mit liebkosendem Blicke auf seine ideale
Leibessülle hinzugefügt, „sollte man mir's ansehen, daß
am 2S. Mai cr. wohlgezählte sünfundzwanzig Iährchen
verflossen sein werden, seit ich als schmächtiger Freiers-
mann meine Tulalia vor den Traualtar führte?"
„UUt nichten, lferr Schwämmchen," hatte der
diensteifrige Lommis sich zu stammeln beeilt, in Ge-
danken aber mit lfamlet gesprochen: „Schreibtafel herl
In mein Gedächtnis schreib' ich's nieder —" daß
nämlich nach Adam Riese am 2Z. Mai cr. lferr
Schwämmchen und Frau das ebenso schöne, wie bedeut-
same Fest der Silberhochzeit feiern würden.
Das war vor einem Oiertoljahre gewesen. —
Lsatte kserr Lemmchen in diesem seltsamen Zusam-
mensallen zweier Lhrentage schon damals etwas wie
eine günftige vorbedeutung für seine Stellung zum lhause
Schwämmchen gesehen, wieviel mehr schion es ihm jetzt Gewähr
zu bieten für die Lrreichung dessen, was er so heiß ersehnte!
Selbstverständlich hatte cr das so zufällig Lrfahrene als ein strenges
Geheimnis für sich behalten: das schien ihm ebenso sehr ein Gebol
des Anstandes, als ein Zeichen der Zweckmäßigkeit zu sein. Denn
als Lingeweihter in eine Familienangelegenheit wie die bevor-
stehende sühlte er sich der persönlichen Zltmosphäre seines Thefs
um ein bedentendes näher gerückt als die gesamte Lorona
dienstbarer Geister der Firma Schwämmchen, und diesen vor-
sprung wollte er nützen.
Während er am vorabend des besagten Tagos seinen Pflichten
oblag, indom er in der schwarzen llüche wie weiland Or. Faust
sen. „das widrige zusammengoß", wob er Zukunftsmusik.
In Frack, Lack und Tlaque würde er am solgenden vor-
mittag, mit einem umfangreichen Bouquet wohl ausgerüstet, sich
lqerrn und Frau Schwämmchen melden laffen, um seine aller-
herzlichsten Glück- und Segenswünsche in geziemender Zlnsprache
dem Iubelpaare zn Füßen zu legen. Zweifellos würde sich ein
Festchen anschließen, zu dem anch er geladen werden würde.
Auf das programm desselben setzte er in erster Linie:
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Der kteine Ämateurphoiograph.
(zu seiner Tcinte, die im Negligö auf dem Baikon steht): „Tante, UieNN
Du mir jetzt keine Bonbons herabwirfst . . . photographiere ich Dichl"
Lerr Lemmchen als (Sratulani.
tzumoreske von I>r. Max Flohr.
eit einem Oierteljahre zählte Ljerr Lennnchen zum leben-
den Inventar der alt- und bestrenommierten Firma
Schwämmchen, chNaterial-, Aolonial-, Droguen- und Farb-
warenhandlung sn ^ros L en aetuil', zu deren Nutz und
Frommen er in seiner Ligenschaft als Lommis in Laden und
Aontor, in Aellern und aus Speichern, zu ebener Erde und aus
schwanker Leiter, frühmorgens und spätabends vielseitige proben
seines Aönnens lieferte. —
Lr war Idealist in seinom Berufe und hatte als Oorstands-
mitglied des bjandlungsgehilsenvereins des öfteren Gelegenheit
genommcn, seiner idealen Auffassung Ausdruck zu geben, wenn
er in zündender Rede an seine Zunftbrüder die Mahnung cr-
gehen ließ, stetig und uncntwcgt die Fahne des „Naterialismus"
— in seinem Sinne — hochzuhalten.
5o war lserr Lemmchen als Aausmann im allgemeinen.
was ihn im besondern noch kennzeichnete, war das ,Auge°,
das er in getreuer lserzensminne seit geraumer Zeit auf die
liebwerte Tochter des kiauses geworfen hatte und das es ihm
mehr als wünschenswert .erscheinen ließ, der geschätzten
Familie des Ljerrn Prinzipal näher zu treten.
Wcnn es ihm bislang noch nicht gelungen war,
in der Mertung seines Ich seitens der lsolden einen
auch nur nennenswerten Achtnngserfolg zu erzielen, so
schob er diese Unterbilanz einzig und allein auf das
bisherige Nichtvorhandensein einer passenden Gelegen-
heit zu näherer Bekanntschaft.
Doch das sollte von nun an anders werden.
lserr Lemmchen hatte nämlich einen kühnen Feld-
zugsplan entworfen, von deffen Gelingen er das ganze
Debet und Tredit seiner Lrfolge abhängig machte.
Der Tag, air dem er sein Lisen schmieden wollte,
war kein geringerer als die fünfundzwanzigste Wiederkehr
seines eigenen Geburtstages. Nicht als ob bserr Lemmchen
— ein aufgeklärter Sohn seines Iahrhunderts — in diesem
Ieitpunkte an und für sich schon einen besonderen glück-
verheißenden Talisman erblickt hätte — bewahrel
Nit diesem Tage hatte es vielmehr eine andere
eigene Bewandtnis, und das verdient hier ausdrücklich
zu den Akten genoinmen zu werden. Als nämlich lherr
Lemmchen bei seinem Tintritt ins Geschäft seinem
Prinzipal die Personalien vorgelegt, hatte dieser nicht
nmhin können des seltsamen Umstandes slüchtig Lrwäh-
nung zu thun, der lserrn Lemmchens Geburtstag mit
seinem — lserrn Schwämmchens — eigenen lhochzeits-
tage zusammenfallen ließ.
„Ia, ja," hatte der behäbige Geschäftsinhaber
schmunzelnd und mit liebkosendem Blicke auf seine ideale
Leibessülle hinzugefügt, „sollte man mir's ansehen, daß
am 2S. Mai cr. wohlgezählte sünfundzwanzig Iährchen
verflossen sein werden, seit ich als schmächtiger Freiers-
mann meine Tulalia vor den Traualtar führte?"
„UUt nichten, lferr Schwämmchen," hatte der
diensteifrige Lommis sich zu stammeln beeilt, in Ge-
danken aber mit lfamlet gesprochen: „Schreibtafel herl
In mein Gedächtnis schreib' ich's nieder —" daß
nämlich nach Adam Riese am 2Z. Mai cr. lferr
Schwämmchen und Frau das ebenso schöne, wie bedeut-
same Fest der Silberhochzeit feiern würden.
Das war vor einem Oiertoljahre gewesen. —
Lsatte kserr Lemmchen in diesem seltsamen Zusam-
mensallen zweier Lhrentage schon damals etwas wie
eine günftige vorbedeutung für seine Stellung zum lhause
Schwämmchen gesehen, wieviel mehr schion es ihm jetzt Gewähr
zu bieten für die Lrreichung dessen, was er so heiß ersehnte!
Selbstverständlich hatte cr das so zufällig Lrfahrene als ein strenges
Geheimnis für sich behalten: das schien ihm ebenso sehr ein Gebol
des Anstandes, als ein Zeichen der Zweckmäßigkeit zu sein. Denn
als Lingeweihter in eine Familienangelegenheit wie die bevor-
stehende sühlte er sich der persönlichen Zltmosphäre seines Thefs
um ein bedentendes näher gerückt als die gesamte Lorona
dienstbarer Geister der Firma Schwämmchen, und diesen vor-
sprung wollte er nützen.
Während er am vorabend des besagten Tagos seinen Pflichten
oblag, indom er in der schwarzen llüche wie weiland Or. Faust
sen. „das widrige zusammengoß", wob er Zukunftsmusik.
In Frack, Lack und Tlaque würde er am solgenden vor-
mittag, mit einem umfangreichen Bouquet wohl ausgerüstet, sich
lqerrn und Frau Schwämmchen melden laffen, um seine aller-
herzlichsten Glück- und Segenswünsche in geziemender Zlnsprache
dem Iubelpaare zn Füßen zu legen. Zweifellos würde sich ein
Festchen anschließen, zu dem anch er geladen werden würde.
Auf das programm desselben setzte er in erster Linie: