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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 49.1902 (Nr. 588-600)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16551#0066
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211 e g g e n ü o r f e r - B l ä t l e r, ünchen

Zm Leiratsbureau.

„So, an der Daine haben Sie so viel verdient?"
vermittler: „Ia, die habe ich bereits fünfmal umgesetzt."

Varallele.

„Sieh nur, wie eigentümlich die iZräfin v. tanztl"
— das möchte noch sein; aber auch mit der Wahrheit

springt sie so merkwürdig uml"

Rasfiniert.

ie Frau Aanzleirat ist neulich auf vierzehn Tage zu Be-
such bci ihrer vor kurzem verheirateten Tochter in N. ge-
wesen. Oer Schwiegersohn, ein höflicher und wohlerzogener
Mann, hat diesen Besuch mit würde ertragen, als aber Mama
wieder abreiste, war sein „Glückliche Reise, liebe Mama!" von
einer so ehrlichen Hlufrichtigkeit gewesen, daß die gute Dame
höchlichst indigniert darüber war.

„Na, warte nur, mein Lieber," hatte sie gedacht, „das will
ich Dir schon heimzahlen."

Ltwa sechs Wochcu nachher erhielt der hösliche Schwieger-
sohn einen Brief, worin sich Mama Aanzleirat wiederum auf
einige Tage ankündigte.

„Ich treffe mit dem Zuge
um zehn Nhr in N. ein,
vorausgesetzt, daß mir nichts
dazwischenkommt und er-
warte Dich am Bahnhof."

So lautete der Brief.

Mit einer verwünschung
warf ihn der Schwiegersohn
in den jdapierkorb, machte
sich aber pflichtschuldigst auf
den Meg, um püuktlich am
Bahnhof einzutreffeu.

I>ie Uhr schlug zchn, der
Zug lief ein, aber keine
Schwiegermutter kam.

„kfahaha," lachte der
Schwiegersohn, „diesmal ist
der Leidenskelch an uns
vorübergegangen."

Line lustige Melodie
pfeifend, ging er wieder
nach lfause.

DaheiminihremStübchen
aber saß die Frau Aauzlei-
rat und blickte durch ihre
Stahlbrille auf die Straße
hinaus. Da kam die Frau
Nachbarin und machte ein
verwundertes Gesicht.

„Ze, Frau Aauzleirat,"
sagte sie, „ich habe geglaubt,

Sie wollten mit dem Morgen-
zuge nach N. fahren und
Ihre Tochter besuchen?"

„Wollte ich auch. Und
mein braver Schwiegersohn
wird mich auch am Bahn-
hofe erwartet haben. Aber
ich fahre erst mit dem

nächsten Iuge. Und wenn sie dann recht vergnügt beim
Kaffee sitzen^und sich freuen, daß ich uicht gekommen bin, xlatze

ich plötzlich wie eine Bombe mitten in ihre Lustigkeit hinein."

C. N. Hg.

lLnltäufcht.

Tousin Ider neben der Tochtcr des Hnuses mn Rbivier siyt): „^ich gäbe
etwas darum."

— „ . . . weun Du auch Ulavier spielen köuntest?"

— „Nein . . wenn Du anfhören würdest, Tousinchen!"

Mach der Unterfilchung.

„Ia, mein Lieber, Sie haben ein „Bierherz" und dürfenN'vn nun ab kein Bier mehr trinken!"
„N)ar net übel! . . Iu was hab' ich daun nachher mei' Bierherz?"
 
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