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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 49.1902 (Nr. 588-600)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16551#0109
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Zeitschrift sür Humor und Aunst

s05

^öchste Zerstreutheit.

5o erbost Professor Aräxler auch darüber ist,
so bleibt ihm doch nichts weiter übrig, als in Geduld
und möglichster Gemütsruhe die desertierten tsefte
wieder aufzulesen. Leider ist eines davon bis weit
über dic tlutte der morastigen Straße geflogen, zum
Glück aber naht sich auf der andern Seite ein
hilfsbcreiter sunger Ntann, der die Oerlegenheit des
lherrn professors bemerkt, das bseft aufhebt und es
ihm überreicht. professor Arärler betrachtet eine
Meile das greulich besudelte keft, dann den jungen
tllann,''dann nimmt cr das lseft,

haut es dem jungen Mann ein xaarmal um die

Dhren uud schreiti „Schämen Sie sich, Sie

Ferkel, wie könnenSiemirdenn ein solches

heft abliefernl" ^

C. A. Hg.

.--)ic-

Lerausgeplaht.

Schwiegermutteri „Menn ihr mir die freudige
llachricht vom Lintrcffen des ersten Aindes
mitteilt, eile ich zu euch."

Gattei „wir bleiben kinderlos."

Der ffotle Trinker.

- „lserr huber, warum haben Sie denn an Ihrer

Maß, die doch wie allc anderen ausschaut, nie

ein Biermerkl?" , .

- „G mei, den Maßkrug kenn i aus allen 'raus

. . . da, fühlen S', der rsenkel wird nie kalt."

Ängewaudtes Sprichwort.

Linmai „Die Lertha ist ja recht unglücklich in der Lhe; ivo hat sie
eigentlich ihren Mann kenncn gelernt?"

Theklai „Lr hat ihr einmal auf der Straße seinen Schirm angeboten!"
Lmmai „Da ist sie also aus dem Regen in die Traufe gekommen."

Der Dichter in Thule.


iE^ar ein p>oet in Thule,

Dem winkt kein Musenglück;
Lr schickt an viele Blätter,

Die schickten prompt zurück.

weil man nichts drucken wollte,
Schwur wild und wütend eri
„Ich dicht' in meinem Leben
Nie eine Zeile mehr."

Lr hat den Schwur gehalten,

Getreu bis an sein Grab
Doch ist es nur ein Märchen,

Das ich erzählet hab'I

lbrecht Hirsch.

Mitteid.

ie Großmutter hat noch niemals ein Automobil gesehen, denn sie ist
schon seit Iahren aus ihrem abgelegenen Dörfchen nicht herausge-
kommen nnd in dieses hat sich noch keines der modernsten Fahrzeuge verirrt.

Da kommt eines Tages ihr jüngster Lnkel, der Franzel, in die Stube
gestürzt und schreiti „Großmutta, Großmutta, 's kummt a Autamerbilel"

Großmutter trippelt, so schnell es ihre sechsundsiebenzig Iahre gestatten,
hinaus auf die Dorfstraße nnd schaut das tutende und fauchende Alngetüm
mit aufgerissenen Augen an.

T>a, gerade vor dem wirtshaus, versagt dem Führer die Steuerung,
und das Gefährt saust mit dumpfem Prall an die Mauer, daß die beiden
Insassen kopfüber herausfliegen. „kserr Ieses, kserr Ieses," schreit die
Großmutter und schlägt vor Lntsetzen die Lsände überm Aopfe zusammcn,

„nee aber, nee aber, daß se aber ooch das Ding nich andersch zum ksalten
bringen können!"
 
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