Zeitschrift für Humor und Aunst
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OOdl ÄIVWIRO
<ÄManches Iahr hat Oon Sylvestro
Donna Gracia heiß geliebt,
Doch sie hat durch ihre Aälte
Vft sein gutes tferz betrübt.
Linstens sprach stci „Don Sylvestro,
Ich geb' auf den Widerstand;
Gib ein Pfand mir Deiner Liebe —
Und hier hast Du meine bsandl" —
„Soll ich stürzen mich ins Waster?
Soll ich gehen durch die Glut?
Soll ich Dir zu Füßen legen,
tholdeste, mein Lsab und Gut?"
„Neinl" sprach sie, „solch' große Bpfer,
Die verlang' ich nicht von Dir,
Wirklich brauch' ich nur sechs Groschen,
Sei so gut und leih' sie mirl" —
Aber stolz, wie stets der Sxanier,
Unterbrach der noble tseld:
„Fordere alles, edle Donna —
Aber fordere — nur kein Geldl"
F. I. Stritt.
Aufgriffshunger.
Lin wahres Geschichtchen von dei Grenze von Arthur Achleitner.
m die Zeit war es, da die hohe Gbrigkeit für jeden
Schmuggelaufgriff, so derselbe einigermaßen nennens--
werte Aontrebande zu Tage brachte, dem beteiligten
Grenzaufseher fünf Reichssilberlinge bewilligte. Ukan nannte
das an sonnigen Tagen „Dienstanimierungs-Gratifikation"; im
benachbartem Desterreich wurde es bedeutend brutaler auf
deutsch „Beuteanteil" genannt und vor einigen Iahren in eine
„Remuneration" umgewandelt.
In der bayerischen Grenzwachstation Lärchstein residierten
mit einem Zolleinnehmer vier Grenzaufseher in üblich üppiger
weise, thaten Dienst und schnapxten die ausgezeichnete reine
Bergluft, fasteten und litten Durst vom ;z. bis ultimo jeden
Ntonats oder sie machlen gegen die generaldirektorale vorschrift
2 i rgsrq diesseit und jenseit der Reichsgrenze Schulden. Dabei
lebten die Aufseher bei Tag und Nacht, ja selbst im Schlafe
der tfoffnung auf Gehaltsaufbesserung, welche schon damals
wünschenswert und notwendig erachtet wurde in Grenzerkreisen.
Die Aussichten auf vermehrnng des Diensteinkommens waren
jedoch schlechter wie schlecht; nur ganz verbissene Vptimisten
hofften darauf. Die Pessimisten hingegen widmeten ihre Ge-
danken der Frage, wie man ohne Generaldirektion die Finanzen
aufbessern könne, und gerieten bei solchem Sinnieren auf den
alten Satz: ksilf Dir selber, dann hilft Dir auch der heilige
Generaldirektor der Zölle und indirekten Steuernl
Eine Selbsthilfc bei Grenzaufsehern hat eine fatale Aehn-
lichkeit mit dem berühmten „corri^er la sortune" (das Glück
verbessern). was ist nun überhaupt Glück bei einem Grenz-
aufseher? Ein guter Aufgriff wäre ein Glück, weil das Ab-
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OOdl ÄIVWIRO
<ÄManches Iahr hat Oon Sylvestro
Donna Gracia heiß geliebt,
Doch sie hat durch ihre Aälte
Vft sein gutes tferz betrübt.
Linstens sprach stci „Don Sylvestro,
Ich geb' auf den Widerstand;
Gib ein Pfand mir Deiner Liebe —
Und hier hast Du meine bsandl" —
„Soll ich stürzen mich ins Waster?
Soll ich gehen durch die Glut?
Soll ich Dir zu Füßen legen,
tholdeste, mein Lsab und Gut?"
„Neinl" sprach sie, „solch' große Bpfer,
Die verlang' ich nicht von Dir,
Wirklich brauch' ich nur sechs Groschen,
Sei so gut und leih' sie mirl" —
Aber stolz, wie stets der Sxanier,
Unterbrach der noble tseld:
„Fordere alles, edle Donna —
Aber fordere — nur kein Geldl"
F. I. Stritt.
Aufgriffshunger.
Lin wahres Geschichtchen von dei Grenze von Arthur Achleitner.
m die Zeit war es, da die hohe Gbrigkeit für jeden
Schmuggelaufgriff, so derselbe einigermaßen nennens--
werte Aontrebande zu Tage brachte, dem beteiligten
Grenzaufseher fünf Reichssilberlinge bewilligte. Ukan nannte
das an sonnigen Tagen „Dienstanimierungs-Gratifikation"; im
benachbartem Desterreich wurde es bedeutend brutaler auf
deutsch „Beuteanteil" genannt und vor einigen Iahren in eine
„Remuneration" umgewandelt.
In der bayerischen Grenzwachstation Lärchstein residierten
mit einem Zolleinnehmer vier Grenzaufseher in üblich üppiger
weise, thaten Dienst und schnapxten die ausgezeichnete reine
Bergluft, fasteten und litten Durst vom ;z. bis ultimo jeden
Ntonats oder sie machlen gegen die generaldirektorale vorschrift
2 i rgsrq diesseit und jenseit der Reichsgrenze Schulden. Dabei
lebten die Aufseher bei Tag und Nacht, ja selbst im Schlafe
der tfoffnung auf Gehaltsaufbesserung, welche schon damals
wünschenswert und notwendig erachtet wurde in Grenzerkreisen.
Die Aussichten auf vermehrnng des Diensteinkommens waren
jedoch schlechter wie schlecht; nur ganz verbissene Vptimisten
hofften darauf. Die Pessimisten hingegen widmeten ihre Ge-
danken der Frage, wie man ohne Generaldirektion die Finanzen
aufbessern könne, und gerieten bei solchem Sinnieren auf den
alten Satz: ksilf Dir selber, dann hilft Dir auch der heilige
Generaldirektor der Zölle und indirekten Steuernl
Eine Selbsthilfc bei Grenzaufsehern hat eine fatale Aehn-
lichkeit mit dem berühmten „corri^er la sortune" (das Glück
verbessern). was ist nun überhaupt Glück bei einem Grenz-
aufseher? Ein guter Aufgriff wäre ein Glück, weil das Ab-