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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 49.1902 (Nr. 588-600)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16551#0147
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Zeitschrift für Huinor uud Auust

^3

Schriftlich.

lieben, so hielt sie es ebensowenig wie ihr Geliebter fiir eilig,
dem vater davon Mitteilung zu machen. — Etwas bangte ihr
auch vor der bekannten Schrulle ihres vaters, der alles schrift-
lich haben wollte und dann so geheimnisvoll mit den Briefen
verfuhr, wobei sie ihn etlichemale durch das Schlüsselloch
beobachtet hatte. — Freilich ihr heimlich verlobter, dem sie das
erzählte, lachte darüber, da er ein Gegenmittel habe, was un-
fehlbar wirken würde. Als nun Nax — so hieß er — das
väterliche Geschäft übernommen hatte, schrieb er seinen lverbe-
brief an Lmmys vater, ohne erst dessen „Bitte ,schriftlich°"
einzuholen.

Lmmy zitterte, als sie merkte, daß der Brief bei ihrem
vater eingegangen war.

Aufgeregt schloß sich der Alte in sein Zimmer ein, öffnete
hastig den Geldschrank, holte das bewußte Buch heraus und
durchblätterte es wieder und wieder, als ob er darin etwas
suche. Dabei wetterte er in einem fort und schließlich schleuderte
er das Buch gegen die Mand, daß es nur so krachte und es
Lmmy, welche aufgeregt durch das Schlüsselloch schaute, angst
und bange rvurde. „Alein Gott, mein Gott!" — jammerte sie —
„jetzt ist es aus mit nnserer Liebel Der vater wird närrischl"

Der aber lief im Zimmer auf und nieder mit den Armen
fuchtelnd, bald lachend, bald fluchend. — Auf Lmmys Gejammer
war das Dienstmädchen herbei gekommen. — Dieses holte ge-
schwind die Nachbarin, — die Nachbarin den lsauswirt und
nun standen alle ratlos vor der Zimmerthüre, überzeugti der
Alte ist närrischl

Lndlich wurde es ruhiger im Zimmer und man hörte
deutlich, wie lferr Löffler zu sich sxrach: „lfahal lvären doch
alle väter heiratsfähiger Töchter so klug wie ichl" — Lin
Gekreisch der weiblichen Personen l „Donnerwetter l" — wetterte

er, als er die versammlung sah — „seid ihr närrisch? lvas
ist denn los?"

Lntsetzt suchten sich alle zu versteckenl „So machen's alle
Närrischenl" rief ängstlich der lsauswirt und sehte zu den Frauen
gewandt hinzu: „Die muß man anzuxacken wissenl"

„lferr — lserr - — Löff-— Löffl-

Löfflerl" stotterte er. lveiter kann er nicht.

Umdrehen, die vorsaalthüre aufreißen, — hinaus; — die
Frauen hinter ihm drein, war das lverk eines Augenblicks.
Der erstaunte lferr Löfffer hatte ihn gar zu sonderbar angeschaut.
— Lmmy, welche als letzte verschwinden wollte, faßte ihr vater
gerade noch am Arm, dann schlug er die vorsaalthüre zu und
fragte ärgerlich: „kferrgott, lltädel, sag aber endlich, was ist
denn los?"

Schluchzend und zitternd erzählte ihin nun Lmmy stückweise
den vorgang. — Da lachte der Alte ganz unbändig, und als
er die Tochter beruhigt und ihr gesagt hatte, sie solle jetzt
heiraten und zwar den ganz durchtriebenen Schlingel, den Ulax,
damit sie vernünftig werde, lachte auch sie fröhlich mit.

Durch das inzwischen wieder zurückgekehrte, ängstlich drein-
schauende Dienstmädchen, dem lserr Löffler in fröhlicher Laune
ordentlich die Leviten las, erhielt lNax noch vormittags die
Antwort auf seinen Brief.

Nachmittags bereits erschien der glückliche Bräutigam in
jderson. Lhe er aber sein Bräutchen zu sehen bekam, hatte er
eine längere llnterreduug mit vater Löffler. So oft nun auch
Lmmy von ihrem Bräutigam wissen wollte, was da geheimnisvoll
verhandelt worden war, konnte sie es doch während der Braut-
zeit nie erfahren. „Ich habe Schweigen gelobt," antwortete
lNar stets auf ihre neugierigen Fragen, mochten sie noch soviel
mit Liebkosungen gewürzt sein. Als aber das junge Paar auf

(Schluß nächste Seite.)

Keine Kunst.

Gatte llesend)^ „Am fünfundzwanzigsten August wurde seine Frau, mit der er ein halbes Iahr in glücklichster'Lhe gelebt
hatte, durch den Tod abberufen. — Aeine Aunst, ein halbes Iahr glücklich verheiratet zu seinl"
 
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