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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 49.1902 (Nr. 588-600)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16551#0156
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Meggendorfer-Blätter, München

Aurfchikos.

Mama (zu ihrer studierenden Tochter, weiche auf Lerien gekommeu ist): „EttQ, wlttst Itu nict)t aufüetfen und tüaffee irinten?

— „Aber Mama, wer wird denn jetzt Aaffee trinken, einen Lfering laß mir holen."


„Sollte es da einen kleinen Arach gegeben haben? Ich
kann's nicht glauben, die beiden machten so fröhliche Gesichter." —
,Maske, nichts als Maskel vor den Leuten zeigt man doch
nicht seine Seelenschmerzen. Aber ich hab's immer gesagt, der
Doktor ohne patienten und das reiche Mädell"

„Sie hat ihn sicher geliebt, aber bei ihm war es ein Ge-
schäst und nun kommt die Lnttäuschung. Arme Fraul"

»Ia, ja, so geht's in der tveltl Die hätt's wirklich besser
verdient. So ein liebes Weiberl!"

„Na, wir können's nicht ändernl Servusl"

Beim' Mittagstisch konnte sich der Lsauxtmann natürlich
nicht enthalten, das wichtige Lreignis samt Rommentar vor
seiner Frau auszukramen. Die temperamentvolle Gattin grisf
)ich lebhaft an den Aopf. „Aber sieh, lieber Friederich, das
war es alsol Ich hab' mir heute schon die längste Zeit den
Aopf darüber zerbrochen, was mir auf der Promenade an dem
j?aar so seltsam vorgekommen ist, und ich bin nicht darauf ge-
konnnen. Man ist eben gewöhnt, sie immer Arm in Arm gehen
;u sehen. Es war ja schon abgeschmackt, wie die zwei immer
!>>e verliebten gespielt haben. Also einen Urach hat's gegeben?"
Ii-r ksauptmann schob seinen Teller mit wichtiger INiene zu-
iiicki „So scheint es! Aber, liebe Amalie, bitte, mach keinen
Gebrauch davon. Ich habe keine Lust, einen Alatsch anzu-
p.-tteln. Ich kümmere mich grundsätzlich nicht um anderer

Leute Angelegenheiten." — „Natürlich, natürlich," erwiderte die
Gattin eifrig, „ich bin die Letzte, die sich in solche Dinge
einmischtl"

Im Nachmittagskaffeekränzchen kam aber die „Entfrem-
dung" des jungen Lhexaares dennoch zur Sxrache. <Ls waren
ja bloß sechs intime Freundinnen beisammen, die alle schweigen
konnten, wie das Grab, aber solche s)ikanterien sürs Leben
gerne unter dem Siegel der Verschwiegenheit behandelten.
Die Frau Rechnungsrat war mehr der Meinung, daß der
Doktor schuld an der unglücklichen Lhe sei, denn er war ein
slotter Iunggeselle gewesen, der nun nach dem Rausch des
ersten Lhehalbjahres wohl seine früheren Gewohnheiten wieder
ausgenommen hatte. Die Universitätsschulden waren ja aus
der Mitgift bezahlt, und nun konnte es wieder hoch hergehen
beim „goldenen Löwen" mit dem Gelde der armen betrogenen
Frau. So sind ja die Männerl Die Frau lhauptmann da-
gegen verfocht die Ansicht, daß die Frau die Ursache sei, denn
„sie war ja immer sehr gefallsüchtig" und hatte den Doktor
überhauxt nur genommen, weil ihr srüherer Lourmacher, ein
hübscher bsusarenosfizier, ihr untreu geworden war — nur aus
Trotz hatte sie den andern geheiratet. Und was wird das
Ende sein — ein Lelati die Scheidung. Und das war und
blieb das entscheidende Losungswort, Doktors waren „aus
Scheidung." Abends im Konzert, als die gesamte Llite des
 
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