Zeitschrift für Humor und Ruuft
Die Mette.
Schnabel recht habe, und die andern sollten ihn dabei nach
Aräften unterstntzen.
„Das Faß Bier ist uns sicher," schloß Schlund seinen mit
Iubel aufgenommenen Vorschlag.
„Das ist 'mal eine Gaunerbande," niurnielte Gtto draußen
vor der Thüre, „einen so 'rein zu legen!"
Bach Verlauf von fünf ttiinuten trat Vtto Säuberlich,
scheinbar gänzlich unbefangen, wieder lns Lokal und setzte sich
auf seinen Platz. Er machte sich ostentativ mit den ifänden
auf dem Tische zu schaffen und verzog keine Miene, als er
fühlte, wie das entwendete Taschentuch wieder zu seinem recht-
mäßigen Besitzer zurückkehrte. Dcnn in der Vorfreude des
nahen Triumphes geschah diesmal die Nianipulation etwas weni-
ger unmerklich. Inzwischen wickelte sich dic einstudierte 5cene
ganz programmgemäß ab. Der grüne Gtto war ganz Lächeln
und Lseiterkcit; als aber der Referendar in seiner etwas höhnischen
Meise das vereinbarte grobe Geschütz anffahren ließ, da ließ
Gtto doch ctwas wie Gereiztheit spüren.
„Es ist doch lächerlich," sagte er, „mir anzusinnen, daß ich
nicht einmal ein Zehnpfennigstück von cinem Bosenknopf solle
untcrscheiden können."
„Es sind noch größere Irrtümmer bei noch klügcren Leuten
vorgekommen," mischte sich jetzt Schlund ins Gespräch. „Ich
hätte Lust, rein aus Bpposition einen ksektoliter Bier zu wetten,
daß Du das Bpfer eines Blendwerkes geworden bist und statt
eines Zehners einen alten Knopf gefunden und in das Taschcn-
tuch gebunden hastl"
„Und dann ist es mit der erhofften Mirknng vorbei,"
warf Schnabel ein.
„lsältst Dn die Wette?" fragte Schlund und machte dabei ein
Gesicht, als sei sie ihm einesteils schon wieder leid.
„G, der Gtto traut sich ja doch nicht, sie anzunehmen,
obwohl er es ganz gut könnte, da ja sein Beutel niemals leer
werden soll," sagte Schnabel wiedcr. „Nun, wenn es euch Spaß
macht und Schlund durchaus einen bsektoliter zahlen will, so
nehme ich die Wette an," sagte Gtto gelassen. „Gut, gilt!"
rief der Referendar. „Und ich zahle noch zchn Flaschen Roten,
wenn der Schlund sie verliert."
Bedächtig zog Gtto sein Taschentuch hervor und machte
sich daran, den Anoten aufzuknüxfen. Uiit Spannung und
Schadcnfreude blickte ihm die ganze Tafelrunde auf die Finger.
Endlich war der Rnoten gelöst; Btto nahm deßen Inhalt und
warf ihn auf den Tisch.
„Da seht selbst, ob das cin Zehnpfennigftück ist, oder ein ksosen-
knopf," sagte er lächelnd. Verblüfft, bestürzt und nngläubig starr-
ten alle die Münze an. Ls war wlrklich ein Zehnpfennigstück!
„Das ist dann doch der Tcufel!" platzte wütcnd der Refe-
rendar heraus.
„Ietzt glaube ich bald selber an Zauberei und Lserenspuk,"
knurrte Schlund. Denn es war kein Zweifel, die auf dem Tisch
liegende Utünze, die der grüne Dtto soeben aus dem Taschen-
tuche gebunden hatte, war ein regelrechtes, echtes Zehnpfennig-
stück. Unter dem Gelächter der Torona mußten Schlund und
Schnabel die Mette bezahlen, und wenn man sich den Vorgang
auch nicht recht erklären konnte, so zerbrach man sich angesichts
der bald eingelretenen Fidelität nicht weiter den Aopf darüber
Der Schlund hat sich eben in der bsast selber verschaut und
verdient somit den Reinfall! Das war die Lrklärung, mit der
man sich begnügte.
Auf dem Lseimwege gestand der grüne Gtto aber seinem
Freunde Schlund, wie er von dem ganzen Anschlage Aenntnis
erhalten und draußcn in ein zweites Taschentuch ein zweites
Zehnpfennigstück eingebunden habe.
„Als Ersatz für die verlorene Mette darfst Du den Glücks-
groschen behalten," tröstete er den Gefoppten.
--
Die bermhte (Ketegenhcit.
50. Band. sWsVsVr^ÄDsVsWsV
Abonnornent-Kinladung.
Weggerldorfer-Wt'ätter, Wünchen.
Wit niichster Lunimer begiunt ein neurs Luarlal (80. Band) und rrsuchen wir unsrre urrehrlichrn Rbmi-
nrnlrn ihrr Vrstellungrn sofort zu rriieueru, damik in drr rrgrlmützigin Zusrndung krinc Vrrzögrrung einlritl. —
Prris pro lZuartal <13 Numnirrn) iu Drutschl-rnd Mk. 3.—, Postbrpig Mk. 3.05, in Vrstrrrrich-Uugaru Ar. 3.60.
bei ullrn Vuch- und Uuiisthandlungrn, Zrituugs-Exxrdikioiirn und Postämlrrn.
Kri dirrktei Iusendung untrr Kieuiband: In Drukschlsnd 3 Mh. 85 Psg., in Vestrrrrich-Ungarn Ar.4.-,
ins Auslund Mk. 3.60 — 4 Franks 50 Ets. — Einrrlnr Wuinmrr 30 Pfrnnig odrr 36 Hrllrr.
Münche», Etzttngen, Wien I.,
Schuberlstraße s. b-i Stuitgart. vamgaste
TNsWsWsWTWsWsV 1902
UpMim der MLWeiidorftr-UliUer.
III. Nuarkal.
Die Mette.
Schnabel recht habe, und die andern sollten ihn dabei nach
Aräften unterstntzen.
„Das Faß Bier ist uns sicher," schloß Schlund seinen mit
Iubel aufgenommenen Vorschlag.
„Das ist 'mal eine Gaunerbande," niurnielte Gtto draußen
vor der Thüre, „einen so 'rein zu legen!"
Bach Verlauf von fünf ttiinuten trat Vtto Säuberlich,
scheinbar gänzlich unbefangen, wieder lns Lokal und setzte sich
auf seinen Platz. Er machte sich ostentativ mit den ifänden
auf dem Tische zu schaffen und verzog keine Miene, als er
fühlte, wie das entwendete Taschentuch wieder zu seinem recht-
mäßigen Besitzer zurückkehrte. Dcnn in der Vorfreude des
nahen Triumphes geschah diesmal die Nianipulation etwas weni-
ger unmerklich. Inzwischen wickelte sich dic einstudierte 5cene
ganz programmgemäß ab. Der grüne Gtto war ganz Lächeln
und Lseiterkcit; als aber der Referendar in seiner etwas höhnischen
Meise das vereinbarte grobe Geschütz anffahren ließ, da ließ
Gtto doch ctwas wie Gereiztheit spüren.
„Es ist doch lächerlich," sagte er, „mir anzusinnen, daß ich
nicht einmal ein Zehnpfennigstück von cinem Bosenknopf solle
untcrscheiden können."
„Es sind noch größere Irrtümmer bei noch klügcren Leuten
vorgekommen," mischte sich jetzt Schlund ins Gespräch. „Ich
hätte Lust, rein aus Bpposition einen ksektoliter Bier zu wetten,
daß Du das Bpfer eines Blendwerkes geworden bist und statt
eines Zehners einen alten Knopf gefunden und in das Taschcn-
tuch gebunden hastl"
„Und dann ist es mit der erhofften Mirknng vorbei,"
warf Schnabel ein.
„lsältst Dn die Wette?" fragte Schlund und machte dabei ein
Gesicht, als sei sie ihm einesteils schon wieder leid.
„G, der Gtto traut sich ja doch nicht, sie anzunehmen,
obwohl er es ganz gut könnte, da ja sein Beutel niemals leer
werden soll," sagte Schnabel wiedcr. „Nun, wenn es euch Spaß
macht und Schlund durchaus einen bsektoliter zahlen will, so
nehme ich die Wette an," sagte Gtto gelassen. „Gut, gilt!"
rief der Referendar. „Und ich zahle noch zchn Flaschen Roten,
wenn der Schlund sie verliert."
Bedächtig zog Gtto sein Taschentuch hervor und machte
sich daran, den Anoten aufzuknüxfen. Uiit Spannung und
Schadcnfreude blickte ihm die ganze Tafelrunde auf die Finger.
Endlich war der Rnoten gelöst; Btto nahm deßen Inhalt und
warf ihn auf den Tisch.
„Da seht selbst, ob das cin Zehnpfennigftück ist, oder ein ksosen-
knopf," sagte er lächelnd. Verblüfft, bestürzt und nngläubig starr-
ten alle die Münze an. Ls war wlrklich ein Zehnpfennigstück!
„Das ist dann doch der Tcufel!" platzte wütcnd der Refe-
rendar heraus.
„Ietzt glaube ich bald selber an Zauberei und Lserenspuk,"
knurrte Schlund. Denn es war kein Zweifel, die auf dem Tisch
liegende Utünze, die der grüne Dtto soeben aus dem Taschen-
tuche gebunden hatte, war ein regelrechtes, echtes Zehnpfennig-
stück. Unter dem Gelächter der Torona mußten Schlund und
Schnabel die Mette bezahlen, und wenn man sich den Vorgang
auch nicht recht erklären konnte, so zerbrach man sich angesichts
der bald eingelretenen Fidelität nicht weiter den Aopf darüber
Der Schlund hat sich eben in der bsast selber verschaut und
verdient somit den Reinfall! Das war die Lrklärung, mit der
man sich begnügte.
Auf dem Lseimwege gestand der grüne Gtto aber seinem
Freunde Schlund, wie er von dem ganzen Anschlage Aenntnis
erhalten und draußcn in ein zweites Taschentuch ein zweites
Zehnpfennigstück eingebunden habe.
„Als Ersatz für die verlorene Mette darfst Du den Glücks-
groschen behalten," tröstete er den Gefoppten.
--
Die bermhte (Ketegenhcit.
50. Band. sWsVsVr^ÄDsVsWsV
Abonnornent-Kinladung.
Weggerldorfer-Wt'ätter, Wünchen.
Wit niichster Lunimer begiunt ein neurs Luarlal (80. Band) und rrsuchen wir unsrre urrehrlichrn Rbmi-
nrnlrn ihrr Vrstellungrn sofort zu rriieueru, damik in drr rrgrlmützigin Zusrndung krinc Vrrzögrrung einlritl. —
Prris pro lZuartal <13 Numnirrn) iu Drutschl-rnd Mk. 3.—, Postbrpig Mk. 3.05, in Vrstrrrrich-Uugaru Ar. 3.60.
bei ullrn Vuch- und Uuiisthandlungrn, Zrituugs-Exxrdikioiirn und Postämlrrn.
Kri dirrktei Iusendung untrr Kieuiband: In Drukschlsnd 3 Mh. 85 Psg., in Vestrrrrich-Ungarn Ar.4.-,
ins Auslund Mk. 3.60 — 4 Franks 50 Ets. — Einrrlnr Wuinmrr 30 Pfrnnig odrr 36 Hrllrr.
Münche», Etzttngen, Wien I.,
Schuberlstraße s. b-i Stuitgart. vamgaste
TNsWsWsWTWsWsV 1902
UpMim der MLWeiidorftr-UliUer.
III. Nuarkal.