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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 50.1902 (Nr. 601-613)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16552#0010
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Meggendorfer-Blätter, München

flräulein cunN. meä. Grete Alein
Lnd zum Tee Bekannte ein.
Zur gesetzten Stunde kamen
Sieben junge Ueberdamen,

Die dem Dienst der wiffenschaft
Weihten ihre — Aörperkraft,

Die den Ulännern Aonkurrenz
Machten an Intelligenz —

Und noch mehr in ihren Sitten
Ihnen kühn den Rang abstritten.
Gretchen mit Aathedermiene
Zündet an die Teemaschine.

Lebhaft kocht die Unterhaltung.

Uiit des Urteils Dunstentfaltung
Und mit schönen Bücherphrasen
Suchte jede ein'germaßen
Als der hellste Ztern zu funkeln
Und die andern zu verdunkeln.

Fürchterlich gescheite Sachen,

Die sonst Ulännern Skrupel machen, ^

Unnobel.

Suchte zu erklären jede

In entsprechend lauter Rede-

Der Gemäßigtsten von allen
Schien es endlich aufzufallen,

Daß die arme Teemaschine
lvar geschrumpft wie 'ne Rosine,
Daß ihr kfcnkel kruinm gebogen
Und ihr Rüssel eingezogen,

Parvenm „Gott, wie unnobel mein Freund, der Aommerzienrat
Goldheimer ist> Der weiß, wie viele Bilder er in seiner Galerie
hängen hat."

Treue Bflichierfüllung.

^er Mirt im „blauen bjirsch" zu Langendorf hat einen Ljund, der ge-
radezu ein Uluster aller Wirtshaushunde ist. Tr begrüßt jeden ein-
tretenden Gast mit frohem Gebell, hebt heruntergefallene bjandschuhe und
ahnliche Gegenstände auf, kratzt von vorgehaltenen Ligarren die Asche ab,
(manchmal auch die halbe Ligarre), kurz, er macht die erstaunlichsten Sachen.
Seine Glanzleistung ist aber, wenn ein Gast ihm ein Fünfpfennigstück schenkt
und Schupsel, so heißt nämlich das Prachthundevieh, dieses in seine Spar-
büchse tut, welche neben seiner Lagerstätte in einer Ecke der Wirtsstube
steht. Uleistens lassen die bjerrn ihm eine Schüffel voll Bier gießen und
werfen dann das Geldstück hinein. Schupsel sauft dann erst die Schüssel
bis zum letzten Tropfen leer und holt dann die Ulünze heraus. —

Aehren da einmal zwei tjerrn aus der nahen Stadt im „blauen kjirsch"
ein, welche schon viel von den Talenten Schupsels gehört haben und ihn selber
einmal auf die Probe stellen wollen. Auf die Frage nach dem kfunde bricht
aber die wirtin in ein lautes Iammern aus. „Nee, denken Se sich bloß
amal an, des arme Ljundell vorgestern hat ihm a kferr an Sechser drüben
in 'n Dorfteich g'schmiffen, und nu sauft das arme viechel schon zwei Tage
immerzu lauter waffer. Der stirbt mir sicher an der wassersucht l" A. Fl.

G'rad' als hätt' sie zugehört
All den Dämchen hochgelehrt.

Gretchen schaute ganz betucht,

Auch die andern; alles sucht,

Blickt mit hocherstaunter Niene
Auf die tolle Teemaschine,

Findet nicht des wunders Sinn-

('s war kein Tropfen wasser drinl)
O. Jegcrl.

So weit kommt's noch

Nachbar: „Aber Fräulein Rosa, was tun
Sie denn da? Ach, den Gartenzaun mit Brand-
malerei modernisierenl"
 
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