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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 50.1902 (Nr. 601-613)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16552#0013
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Zeitschrist für Humor und Auust

9


Papa Bergmanns Zinnner.

„werter Lserr Bergmannbegann bsans wagner mit
s.ockender Stimme, „es scheint, als ob ein höherer wille es so
gefügt habe, wie es gekommen ist. 5o wnnderbar, wie mich
oas Schicksal in 5turm und Regen in Ihr gastliches ksaus
ihrte, so wunderbar führte es auch »nsere kserzen zusammen,
nd Ihre Linwilligung, Fräulein Aäthe als mein geliebtes
^Deib heimführen zu dürfen, würde mich zum glücklichsten
üienschen machen. Mohl kann ich ihr noch wenig bieten,
aber die Zukunst wird mir günstig sein."

Papa Bergmann räusperte sich vor Rührung und wieder
guschte jenes sonderbare Lächeln über sein Gesicht.

„5o, so," denkt er bei sich, „cr will uns auf die jdrobe stellen,
ob wir dem bescheidenen Wagner interesselos unser Aind geben.
Aber das gcfällt mir, es steckt noch ein Ttück Romantik in dem
Nenschen, heutzutage eine Seltenhoit bei jungen Leuten." Laut
und mit wirklicher Freude setztc er hinzu: „Der Antrag eines
so tüchtigen, geistvollen lNannes, als den wir Sie in der kurzen
Zeit Ihres lhierseins kennen gelernt haben, kann uns nur zur
Ehre gereichen. Anf Geld zu sehen, haben wir bei unserem
einzigen Rinde gottlob nicht nötig. Aäthe besitzt genug, um
euch beide ohne Sorgen leben zu lassen. Sic haben mein Wort."

Gerührt und überselig umarmten sich die beiden Alänner.

„Nun aber, mein lieber lsans —" in dem lVortc lfans

liegt eine lächelnde Frage — „lassen wir die Maske fallen. Denn
ich will Dir nur gestehen, daß Deine Mutter einst meinem
lferzen nahe stand, und als ich Dich sah, habe ich Dich allso-
gleich als meinen lieben Sohn betrachtet."

kians war sprachlos über diese unerwartete wendung.

„Meine Mutter," stammelte er,-„ich, Ihr Sohn-?"

„Ia, mein lieber wilhelml Und ich verzeihe Dir die kleine
Romödie, die Du nns vorgespielt hast; sie hat mir unsäglichen Sxaß
gemacht. lsahaha!" Und Papa Bergmann schüttelt sich vor Lachen.

lsans greift sich an die Stirnc. wilhelm? Aomödie? Aein
Zweifel, der alte Mann ist plötzlich närrisch gewordcn. Dahcr
auch dic Lrklärung der vielen Sonderbarkeiten. Arme Familie!
wie soll er sie anf diesen Schlag vorbereiten? Da hören sie
plötzlich vom Garten her eine näselnde Stimme „lferr Berg-
mann zu lsause?"

Sie treten hinaus, und das Prototyp eines Gigerls steht
vor ihnen. §s ist eine geradczu lächerliche Lrscheinung, die
durch das affektierte Gebaren noch mehr gesteigert wird. In-
zwischen ist auch Frau Bergmann, von Aäthe gefolgt, auf die
Lerrasse getreten, und alle vier mustern mit heiterem Lrstaunen
den geschniegelten Besucher. Dieser läßt sich nicht im minde-
sten dadurch verblüffen; er lüftet ein wenig seinen lsut, starrt
durch sein Monocle impertinent nach Aäthe hin und näselt:
„wohl Fräulcin Aäthe?"
 
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